Solitarius Lupus

XIX

MILO

Die Schüler starrten mal wieder.
Heute allerdings wegen etwas an meinem Hals. Ich hatte den Biss heute Morgen im Spiegel betrachtet, welcher sich über einen gewissen Zeitraum in eine Narbe verwandeln wird.
Dann wird man nur noch vier kleine Punkte sehen, wo die Zähne eingeschlagen sind und jeder Werwolf kann Kilians Initialen erkennen.

Ich bin gestern Abend um elf Uhr aufgewacht und hatte somit nur einen ganzen Tag geschlafen.
Laut Kilian war das wohl eine kurze Zeit, weshalb er mich eigentlich ungern heute zur Schule gehen lassen wollte.
Ich hatte mich jedoch erfolgreich durchgesetzt und war nun auf dem Weg zu meiner letzten Stunde.
Es stand Mathe bei Zack an und ich freute mich kein bisschen.
Nicht weil ich ihn nicht mochte, sondern viel mehr wegen dem Fach, das er unterrichtete.

June hatte bereits frei und ließ mich in dem Horror hier alleine.
Ethan schlenderte neben mir her und grinste schon den ganzen Tag.

„Was bist du so gut gelaunt?", fragte ich ihn geradeheraus.

„Lass mich doch. Ich bin glücklich. Ich habe endlich meine Mate gefunden, welche selbst als Jägerin kein Problem mit mir hat.", lächelte er und schaute zu mir.

„Wie heißt sie eigentlich?"

„Mia. Und übrigens danke, dass du sie vor Kilian beschützt hast."
Vorsichtig lächelte er mich an und kratzte sich am Hinterkopf.

„Kein Problem. Irgendwer musste dem bösen Wolf ja zeigen wo es lang geht.", lachte ich.

***

Ich lebe!
Das waren definitiv fünf und vierzig Minuten zu viel Zahlen und Buchstaben.
Ich humpelte aus dem Gebäude und die Treppe runter zum Parkplatz.
Dort entdeckte ich, wider Erwarten, einen schwarzen BMW.
Mein bester Freund lehnte lässig an seinem Auto und grinste mir entgegen.

Ich schaute einmal um mich herum, konnte jedoch kein bekanntes Gesicht erkennen und ging weiter auf ihn zu.

„Was machst du hier?", fragte ich irritiert.

„Ich hole dich ab. Da ich meinen besten Freund jetzt lange nicht mehr gesehen habe, dachte ich mir, ich komm dich abholen und wir unternehmen was zusammen.", sagte Troy und schaute mich freudestrahlend an.

„Und was ist mit Aiden?"

„Der ist auf Patrouille und außerdem sehe ich ihn eh jeden Tag. Da kommen wir auch mal einen ohne einander aus.", erklärte er und stieß sich von seinem Auto ab.

Er öffnete seine Tür und schaute mich erwartungsvoll an.
„Na komm schon, Milo. Ich entführ dich nicht, ich will mit dir Mittagessen gehen."

Aus meiner Starre erwacht, stieg ich ebenfalls in den Wagen und wir fuhren in die Stadt zu einem kleinen Laden.

„Hier gibt es italienische Nudelgerichte.", grinste Troy und öffnete mir die Tür.

„Sicher, dass du mich nicht doch entführst? Das hört sich irgendwie nach Verführung an, wenn du mir mit meinem Lieblingsessen kommst.", lachte ich und trat ein.

„Sehr witzig.", hörte ich ihn noch hinter mir lachen. 

Wir setzten uns an einen Tisch in der Ecke und bestellten das Essen.