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MILO

Ich hetzte durch den dichten Wald von Montana. Die Luft war bereits frischer und zeigte mir, dass ich mich Kanada näherte.
Ich war von meinem Rudel abgedrängt und verfolgt worden.
Eine einzige Person war hinter mir her.
Mit meinen gerade mal 13 Jahren war ich nicht der Schnellste. Vorallem da ich wenig trainierte und eher faul im Bett lag.

Schwer atmend stoppte ich an einem Fluss und trank erstmal etwas.
Die Jägerin die uns angegriffen hatte, schien das alles geplant zu haben.
Sie kam aus dem nichts.
Als wüsste sie genau wo wir waren und hatte mich und zwei ältere Wölfe auf Patrouille überrascht.
Sie hatte uns erfolgreich getrennt und war dem Schwächsten gefolgt.
In dem Falle, mir.

Ich spitzte meine weißen Ohren und lauschte der Stille.
Als Werwolf war ich zwar schneller, aber trotzdem wusste ich, dass ich sie nicht abgehangen hatte.
Ich war zu weit von Zuhause entfernt, um mit Mind-Link jemanden zu erreichen.
Ebenso wusste ich nicht, in welche Richtung ich musste.

Also lief ich langsam wieder los, in der Hoffnung etwas Bekanntes wiederzufinden.
Isaiah verfolgte seine eigene Fährte, während ich innerlich am heulen war.
Das erste Mal mit auf Patrouille und schon passierte sowas.
Ich konnte mich nicht mal wehren.
Vor dem Training drückte ich mich meistens, mit der Begründung ,wer soll uns denn schon angreifen?'
Na da haben wir den Salat.
Hätte ich doch mal etwas besser nachgedacht.

Völlig in Gedanken versunken, bemerkte ich die Person hinter mir zu spät.
Diese schoss gerade ihren Pfeil ab, welcher mich direkt an der Flanke traf.
Innerhalb von Sekunden war ich ohnmächtig.
Oder doch tot?

***

Ich öffnete meine schweren Lider und blickte mich in dem Raum um.
Ich war mit meinen Pfoten an die Wand gefesselt und erkannte einen Stuhl in mitten des Raumes.
Es war kalt und feucht und stank nach verrottetem Fleisch.

Die schwere Tür öffnete sich knarzend und eine Frau trat in den Raum.
Sie hielt Klamotten in der Hand und richtete eine Waffe auf mich.
Geduckt schaute ich zu ihr hoch und meine Augen glänzten vor Angst.

„Verwandele dich!", erklang ihre kalte Stimme und ließ mich erzittern.

„Na los! Ich sagte, du sollst dich zurück verwandeln! Oder willst du, dass ich dich erschieße?!", schrie sie und kam einen Schritt bedrohlich auf mich zu.

Man hörte das Geräusch von brechenden Knochen, welches in einen leisen Schrei überging.
Die Verwandlung tat weh, da ich überall kleine Wunden hatte.
Meinen Körper versuchte ich mit meinen Händen zu bedecken.
Die Ketten waren bei der Verwandlung auseinander gegangen und lagen nun neben mir auf dem Boden.

„Hier, zieh das an.", sagte die Jägerin und schmiss mir die Klamotten zu.
Schnell zog ich mir diese über und fühlte mich gleich ein wenig sicherer.
Auch wenn ‚sicher' das falsche Wort für diese Situation war.

Sie packte mich grob am Arm und zog mich zu dem Stuhl.
Dort drückte sie mich drauf und band mich daran fest.
Sie schnürte das Seil so eng, dass ich beinahe zu weinen begann.
Kurz darauf verließ sie den Raum und ließ mich verzweifelt zurück.

Solitarius LupusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt