Kapitel 01

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Heather

3 Jahre später

Bakershall war eines der schönsten Studentenwohnheime vom Preston College und ich war immer noch überglücklich darüber, dass ich endlich dort in eine WG ziehen durfte. Die Warteliste war schier endlos gewesen und ich hatte schon die Befürchtung, dass es bis zum Ende meines Studiums nichts mehr werden würde. Allein die Vorstellung weitere zwei Jahre in meiner alten WG verbringen zu müssen, ließ mich erschaudern. Es waren keine schönen Erinnerungen, weswegen ich froh war endlich dort raus zu kommen. Zwar hätte ich auch in eine andere Wohngemeinschaft ziehen können, doch irgendwie hatte es mir dieses Gebäude angetan. Mit seiner wunderschönen altmodisch wirkenden Fassade sah es einfach traumhaft aus.

Ich nahm es sogar in Kauf einen männlichen Mitbewohner zu bekommen, nur um endlich diese schreckliche Achter-WG verlassen zu können. Wer kam eigentlich auf die absurde Idee acht Leute in eine Wohnung zu stecken und das mit nur einem Badezimmer? Vielleicht hätte ich mich irgendwie damit abfinden können, wenn wenigstens meine Mitbewohner in Ordnung gewesen wären. Allerdings hatte ich nicht so viel Glück gehabt und als die E-Mail bezüglich des freien Zimmers gekommen war, hatte ich unverzüglich zugesagt. In meinen Augen war alles besser als meine alte Unterkunft und eine zweier WG klang in meinen Ohren ganz hervorragend.

Der Kerl, der ebenfalls dort einzog, konnte gar nicht schlimmer sein als meine letzten Mitbewohner. Er würde mit Sicherheit nicht das Schloss des Badezimmers knacken nur um mir beim Duschen Gesellschaft zu leisten, wie es dieser dämliche Trottel damals genannt hatte. Davon war ich felsenfest überzeugt. Man konnte zwar nie wissen, was für Überraschungen das Leben für einen bereit hielt, doch wie wahrscheinlich war es, dass mir so etwas noch einmal passierte?

Ich schüttelte kurz den Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben. Die Erinnerung gehörte offiziell zu meiner Vergangenheit und da würde sie auch bleiben zusammen mit einigen anderen Dingen, an die ich nicht mehr denken wollte. Ich musste nie mehr in diese schreckliche WG zurück und darauf kam es im Moment im Wesentlichen an. Ich hatte den Schlüssel sowieso bereits abgegeben und war nun dabei meine Sachen aus dem Auto meines Bruders in meine neue Unterkunft zu bringen. Allein wohlgemerkt, denn irgendwie war heute einer dieser Tage, an dem niemand Zeit hatte außer mir selbst natürlich. Nichtsdestotrotz tat das meiner Vorfreude keinen Abbruch.

Mein neues Zuhause war vielleicht nicht riesig, aber immerhin musste ich zum Duschen nicht in ein Gemeinschaftsbad gehen, was einer der großen Vorteile von Bakershall war. Hier hatte jede WG seine eigene Dusche und dafür liebte ich dieses Wohnheim umso mehr.

Ich griff gerade nach einer weiteren Kiste als ich durch die Windschutzscheibe des Wagens jemanden erblickte, der jemandem aus meiner Vergangenheit verdammt ähnlichsah. Mitten in der Bewegung hielt ich inne, kniff kurz die Augen zusammen und fokussierte meinen Blick erneut auf die Stelle ein paar Meter von mir entfernt. Zuerst dachte ich an eine Fata Morgana. Eigentlich hoffte ich es sogar inständig, denn er konnte unmöglich hier in Rangehill, Arizona sein. Ich musste mich einfach irren.

Nach mehrmaligen hinsehen, konnte ich die Tatsache allerdings nicht länger vor mir selbst leugnen. Er war es, daran gab es nun keine Zweifel mehr. Aber was zur Hölle machte er hier? Besuchte er jemanden oder war er auch auf diesem College, ohne dass ich es bisher bemerkt hatte?

Im Grunde war die Antwort aber auch vollkommen egal. Was immer er hier auch trieb, es ging mich nichts an. Nicht egal war hingegen die Tatsache, dass er mich entdecken könnte und das wollte ich unter allen Umständen verhindern. Also beeilte ich mich dabei den Kofferraum zu zumachen, das Auto abzuschließen und in mein neues Zuhause zu kommen, ohne von ihm bemerkt zu werden.

Mit schnellen Schritten näherte ich mich der Eingangstür, welche sich unmittelbar vor mir befand. Nur noch wenige Meter und ich hatte es geschafft. Ich wäre durch die große Glastür, die nicht so recht zum Rest des Gebäudes passen wollte, in die Eingangshalle verschwunden und könnte mich oben so lange beschäftigen bis meine Vergangenheit auf zwei Beinen wieder weg war. Mein kleiner Hoffnungsschimmer erlosch jedoch so schnell wieder, wie er in mir aufgekeimt war als ich meinen Spitznamen hörte.

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