Heather
Leicht frustriert kramte ich in den Tiefen meiner Handtasche und suchte meinen Haustürschlüssel. Ich wusste, dass er irgendwo hier drinnen sein musste schließlich erinnerte ich mich sehr gut daran, wie ich ihn vorhin in meiner Eile dort reingeworfen hatte. Darüber hinaus hatte ich ihn schon mindestens dreimal mit meinen Fingerspitzen berührt, doch dieses Mistding wollte sich partout nicht finden lassen. Genervt ließ ich die Luft aus meinen Lungen entweichen und biss schweren Herzens in den sauren Apfel. Ich hob meine Hand und klopfte an die Tür meiner eigenen Wohnung. Zur gleichen Zeit kramte ich weiterhin in meiner Tasche herum und hoffte, dass ich diesen doofen Schlüssel zu fassen bekam. Leider hatte ich kein Glück und sah mich gezwungen erneut an die Tür zu klopfen. Alles in mir sträubte sich dagegen, dennoch formte ich meine Hand abermals zu einer Faust. Ich war nicht gerade erpicht darauf Dale zu begegnen. Die komplette letzte Woche hatte ich damit verbracht ihm so gut es ging aus dem Weg zu gehen und nun machte mir mein dämlicher Schlüssel einen Strich durch die Rechnung. Ich wusste, dass das keine dauerhafte Lösung war, doch im Moment schien es mir die einzig Richtige zu sein.
Nachdem sich die Tür auch nach dem zweiten Klopfen nicht öffnete, fing ich wieder an meine Tasche nach meinem Schlüssel zu durchsuchen. Irgendwo musste er ja schließlich sein. Allerdings hielt sich meine Geduld wahrlich in Grenzen. Meine Freunde hatten das Meiste davon bereits bei unserem Treffen aufgebraucht. Ich hatte mich heute dazu durchgerungen ihnen zu erzählen, wer mein neuer Mitbewohner war und wie zu erwarten, waren meine Freunde unterschiedlicher Meinungen. Mein bester Freund Jim hielt absolut nichts davon während seine Schwester Riley, die ich meistens einfach nur Ley nannte, diese Konstellation toll fand. Einzig Matt hatte sich aus der darauffolgenden Diskussion rausgehalten. Gewundert hatte mich dieser Verlauf keineswegs. Ehrlich gesagt, war er ziemlich vorhersehbar, weswegen ich vermutlich auch fast bis zur letzten Minute gewartet hatte, um ihnen von Dale zu erzählen. Jim war gegenüber Dale schon immer skeptisch eingestellt gewesen. Dabei kannte ich ihn so überhaupt nicht. Wir kannten uns praktisch seit unserer Geburt. Unsere Eltern waren beste Freunde. Doch als ich Dale Jahre später kennengelernt hatte, hatte Jim sich komplett anders verhalten wie sosnt. Ganz im Gegenteil zu Ley, die nicht nur meine, sondern auch Dales beste Freundin war und Matt kannte meinen Ex-Freund nicht einmal.
Resigniert kniete ich mich hin und kippte den Inhalt meiner Tasche auf den Boden. Ich sah mittlerweile keine andere Möglichkeit mehr an meinen Schlüssel zu gelangen, denn offensichtlich wollte dieser gerne verstecken spielen.
»Du brauchst keine Opfergaben vor unsere Tür legen damit ich aufmache«, unterbrach mich Dales tiefe Stimme beim Durchsuchen meiner Sachen. »Wirklich sehr witzig«, erwiderte ich ohne jegliche Spur von Humor.
»Ich suche meinen Schlüssel.« Schnell stopfte ich alles, was ich auf dem Flur verteilt hatte wieder zurück in meine Tasche und stand auf. Als ich mich erhoben hatte, konnte ich nicht verhindern, dass meine Augen sofort seine suchten. Unverwandt sah er mich an, ohne sich auch nur ein Stück von der Tür wegzubewegen. Mir war bewusst, dass ich unseren Blickkontakt abbrechen musste. Es sogar sollte, doch ich konnte nicht. Seine dunkelbraunen Augen faszinierten mich nach all den Jahren immer noch und brachten mein Herz für eine Sekunde aus dem Takt.
»Du bist mir aus dem Weg gegangen«, sagte Dale leise und ich erkannte den kleinen Schimmer von Traurigkeit in seinen Augen, der mir bisher entgangen war. Hatte er vor einer Woche auch schon so geguckt? Und wenn ja, warum? Ich zwang mich dazu nicht länger darüber nachzudenken und straffte stattdessen meine Schultern.
»Ich hatte viel zu tun«, erwiderte ich lahm. Ausreden waren weiß Gott nicht meine Stärke. Vermutlich wäre es auch schlauer von mir gewesen, mir für eine eventuelle Begegnung vorher eine zurechtzulegen, doch dafür war es nun zu spät.
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Zwischen uns das Wir
RomanceVor drei Jahren verließ Dale Heather aus heiterem Himmel. Als beide sich am College wiedersehen, müssen sie feststellen, dass sie in dieselbe Wohnung im Studentenwohnheim ziehen werden. Verständlich, dass Heather alles andere als begeistert ist. Wid...