Kapitel 15

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Dale

Normalerweise half mir das Handballtraining immer dabei meine Gedanken zu pausieren. Kaum hatte ich den Hallenboden betreten, kribbelten meine Glieder und freuten sich auf das bevorstehende zweistündige Training. Ich powerte mich gerne für diesen Sport aus und er sorgte im Gegenzug dafür, dass mein Kopf frei von allen äußeren Einflüssen war. Für gewöhnlich wirkte bei mir genau das wahre Wunder und sorgte dafür, dass ich konzentriert und fokussiert bei der Sache blieb. Heute hingegen war alles anders gewesen. Ich hatte kein Kribbeln gespürt. Stattdessen waren all meine Gedanken auf einmal auf mich eingeprasselt und ich hatte mich so schlecht beim Training angestellt, wie lange nicht mehr. Selbst die harten Worte von Coach Johnson hatten bei mir rein gar nichts bewirkt, obwohl sie üblicherweise dafür sorgten, dass ich mich noch mehr anstrengte. Stattdessen geisterten immer wieder zwei Personen durch meine Gedanken. Zum Einen natürlich Heather. Sie war außerhalb des Spielfeldes ständig präsent in meinem Kopf. Unaufhörlich beschäftigen sich meine Gedanken mit ihr und seit gestern Abend schien es nur noch schlimmer geworden zu sein.

Ich hatte sie erpresst mit mir einen Abend zu verbringen und obwohl ich bereits alles geplant hatte, sagte eine kleine Stimme in mir, dass diese freundschaftliche Verabredung nichts bringen würde. Schließlich hatte sie nur zugesagt, weil sie dachte, ich würde ansonsten verraten, dass sie einen Kater in unsere Wohnung geschmuggelt hatte. Dabei würde ich diesen Schritt niemals wagen zu gehen. Den kleinen Riggs an die Hausverwaltung zu verraten, wäre einfach nur unterste Schublade von mir gewesen. Und dennoch hatten diese Worte meinen Mund schneller verlassen als mir lieb gewesen war.

Die zweite Person, die mich meine Konzentration während des Trainings kostete, hörte auf den Namen Riley. Ich hatte ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen. Sie wollte nur das Beste für mich. Und ich hatte sie einfach stehen gelassen ohne mich zu verabschieden, nur damit die bittere Wahrheit nicht über ihre Lippen kommen konnte. Nichtsdestotrotz änderten die unausgesprochenen Worte überhaupt nichts. Die Sache war nicht einfach vom Tisch und Riley hatte verflucht nochmal Recht. Ich musste lernen damit klarzukommen. Der Vorsatz war allerdings einfacher als ihn tatsächlich in die Tat umzusetzen.

Alles in allem verdiente Riley einen besseren besten Freund als mich. Jemanden, der sie nicht so scheiße behandelte, obwohl sie die ganze Zeit zu mir gestanden und mich nicht fallen gelassen hatte. Außerdem hätte ich ohne sie nie erfahren, was ich wirklich mit Heather angerichtet hatte. Mir war klar, dass sie nach unserer Trennung nicht freudestrahlend durch die Gegend gelaufen war. Doch wie tief ihr Schmerz anscheinend heute immer noch saß, wurde mir erst beim Bonfire so richtig bewusst. Umso mehr hasste ich mich gerade dafür, dass ich es so sehr verbockt hatte.

Genervt von mir selbst fuhr ich mir mit der Hand durch das noch feuchte Haar und fischte mein Handy aus meiner Sporttasche. Ich würde erst versuchen die Sache mit Riley wieder in Ordnung zu bringen und mir anschließend den Kopf darüber zerbrechen, ob ich Heaths und meine Verabredung nächste Woche wirklich durchziehen sollte.

Nachdem ich mein Handy entsperrt hatte, öffnete ich meine Kontakte und scrollte runter bis Rileys Name auftauchte. Kurz zögerte ich, drückte dann aber doch auf den Anrufbutton bevor ich eine Chance hatte es mir anders zu überlegen. Keine dreimal tutete es in der Leitung bevor der Anruf entgegengenommen wurde und die Stimme meiner besten Freundin erklang.

»Na, bereit mich auf Knien anzubetteln damit ihr dir deinen Abgang verzeihe?« Ihre Stimme wirkte nicht mal annähend ernst. Viel mehr schwang ein belustigter Unterton mit und ich wusste auf der Stelle, dass zwischen uns alles in Ordnung war.

»Verdient hättest du eine solche Entschuldigung auf alle Fälle«, gab ich reumütig zu.

»Ach was, bezahle einfach die Pizza dann ist alles in Ordnung.«

Zwischen uns das WirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt