Kapitel 27

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Dale

Der Herbst hatte Einzug gehalten in Rangehill. Die Blätter verfärbten sich von grün nach orange und die Temperaturen begannen allmählich zu sinken. Nichtsdestotrotz konnte man noch ohne Probleme im T-Shirt vor die Tür gehen. Die letzten Wochen waren teilweise wirklich hart gewesen. Immer wieder hatten Heath und ich miteinander geredet und obwohl es zwischendurch wirklich schlechte Tage gegeben hatte, waren die letzten Wochen die Schönsten seit langem gewesen. Allmählich gewöhnte ich mich daran über meine Zeugungsunfähigkeit zu sprechen. Jedenfalls, wenn ich mit Heath redete. Meine Eltern wussten immer noch nichts davon und ich hatte auch keine Ahnung, wie ich es ihnen erzählen sollte und ob ich es ihnen überhaupt erzählen sollte. Trotz all der Fortschritte in letzter Zeit fiel es mir dennoch schwer zu akzeptieren, dass ich zu rund dreißig Prozent der Männer gehörte, bei denen man nicht feststellen konnte, warum sie zeugungsunfähig waren. Heath war das Thema behutsam angegangen. Sie hatte genau gespürt wie unwohl ich mich mit allem fühlte und nicht gerne darüber sprach. Nichtsdestotrotz hatte sie Fragen gehabt, die ich ihr versucht hatte, so gut es ging, zu beantworten. Es war nicht unmöglich, dass Heath irgendwann ein Kind von mir in sich tragen würde. Doch da niemand wusste, warum ich keine Kinder zeugen konnte, würde dafür nur eine künstliche Befruchtung in Frage kommen und sowas kostete nicht gerade wenig Geld. Allerdings erinnerte mich Heath immer wieder daran, dass Adoption ebenfalls eine Möglichkeit war, die sie gar nicht so schlecht fand. Bis ich hingegen soweit sein würde mich damit abzufinden, ohne ein mulmiges Gefühl im Magen zu haben, würde wohl noch etwas Zeit vergehen müssen.

Mein letzter Kurs war bereits vorbei, weswegen ich mich gerade mit einem Tee aus Heaths Lieblingscafé auf den Weg zurück in unsere Wohnung machte. Die letzten Wochen schienen fast wie im Flug vorbeigegangen zu sein, was wohl zum Teil auch an den regen Gesprächen lag, die unsere Mannschaft mit dem Direktor geführte. Wie sich herausgestellt hatte, war es bei der Auflösung unseres Teams wie erwartet um Geld gegangen. Wir hatten dem College nicht genügend eingebracht und zu viel gekostet. Er hatte es so leicht daher gesagt, dass ich ihm an jenem Tag am liebsten an die Gurgel gegangen wäre, aber zum Wohle meines Teams hatte ich mich zurückgehalten. Wir wollten schließlich Heathers Plan in die Tat umsetzen und die Erlaubnis bekommen die Halle zu nutzen. Unsere Gespräche zogen sich leider bis heute hin, denn obwohl unser Coach voll hinter uns stand und es befürwortete, dass wir auch weiterhin spielen wollten, verhielt sich unser Direktor einfach nur wie ein sturer Esel. Er wollte eine Hallengebühr von uns, die wir unmöglich stemmen konnten. Meine Meinung über ihn wurde von Tag zu Tag immer schlechter und ich war kurz davor Heath anzuflehen, dass sie mal bei der örtlichen Highschool nachfragte, wo sie beim Schwimmtraining half. Vielleicht hatten wir dort ja eine Chance umsonst zu trainieren oder zusammen mit interessierten Schülern zusammen ein Training auf die Beine zu stellen.

Ich betrat gerade unser Wohngebäude als Heath mich aufhielt. Offenbar kam sie gerade ebenfalls von ihrem letzten Kurs nach Hause. Ihre Beine steckten in einer hellen Jeanshose, dazu kombinierte sie ein enganliegendes weißes Top und ein kariertes Hemd, welches etwas länger war als ihre schwarze Lederjacke, die sie darüber anhatte. Ihre Haare trug sie wie immer offen und ihr Gesicht zierte ein kleines Schmunzeln.

»Was hast du da?«, fragte sie interessiert, obwohl sie die Antwort eigentlich schon kannte. Seit sie mir Belle's Coffee Club gezeigt hatte, brachte ich ihr jeden Freitag einen Tee mit und achtete stets darauf immer eine andere Sorte zu wählen. Ich hatte das Café auf Anhieb gemocht und verstand voll und ganz, warum Heath sich am liebsten dort mit Riley verabredete.

»Brombeertee«, erklärte ich und hielt ihr den Pappbecher mit dem Plastikdeckel, der mit Sicherheit nicht gut für die Umwelt war, hin. Langsam sollte ich ihr wirklich einen dieser wiederverwendbaren Dinger kaufen als immer wieder auf diese Einwegbecher zurückzugreifen. Mit einem freudigen Schimmer in den Augen nahm sie ihn entgegen und trank sofort einen Schluck davon. Genüsslich schloss sie ihre Augen und führte den Becher erneut zu ihrem Mund. Ihre Lippen schlossen sich um die Öffnung des Plastikdeckels und wenig später bewegte sich ihr Kehlkopf beim Schlucken.

Zwischen uns das WirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt