Dale
Ich war erleichtert, dass Heath dazu bereit war mit mir zu sprechen, doch diese angespannte Stimmung zwischen uns gefiel mir überhaupt nicht. Keiner von uns beiden hatte auch nur ein Wort gesagt während wir gemeinsam die letzten Kartons nach oben in ihr neues Zimmer gebracht hatten. Mein Angebot zu helfen, hatte ich ihr keineswegs uneigennützig unterbreitet, doch das musste Heath ja nicht zwangsläufig erfahren. Ich wollte Zeit schinden und nutzte dafür jede sich bietende Gelegenheit, auch wenn das bedeutete, dass ich mehrmals in den dritten Stock hatte hochlaufen müssen. Der Fahrstuhl war nämlich leider mit einem Außer Betrieb-Schild versehen worden. Was für ein perfektes Timing, denn eigentlich passte dieser Umstand ziemlich gut zu diesem Tag, wenn man bedachte worüber ich mit meiner neuen Mitbewohnerin reden wollte. Dieses Gespräch würde mit Sicherheit nicht gut ausgehen, jedenfalls nicht für mich. Nichtsdestotrotz musste ich mit ihr reden, daran ändert sich auch nichts während ich gerade in unserer Küche stand und in den leeren Kühlschrank starrte, der nur darauf wartete endlich befüllt zu werden. Es war ein weiterer jämmerlicher Versuch auf andere Gedanken zu kommen, der rein gar nichts brachte und das Unvermeidliche nur ein klein wenig weiter in die Zukunft verschob.
Auf einmal erschien mir meine Rückkehr und der damit verbundene Collegewechsel alles andere als richtig. Ich hatte meine Entscheidung vor ein paar Monaten relativ überstürzt getroffen nachdem meine Eltern verkündet hatten, dass sie sich scheiden lassen würden. Prinzipiell hatte ich kein Problem mit ihrer Entscheidung, doch als mein Dad mir dann auch noch offenbart hatte, dass er schon mit jemand anderen zusammen war, waren bei mir ein paar Sicherungen durchgebrannt. Ich hatte einfach nicht verstehen können, dass er in meinen Augen nicht einmal um meine Mom kämpfen wollte. Und genau dieser Gedanke führte mich unweigerlich zu Heath. Ich hatte damals in Bezug auf unsere Trennung genauso unüberlegt gehandelt, wie bei meiner jetzigen Aktion, nur das ich nun wusste, dass ich das Richtige tat. Wir würden nicht wieder ein Paar werden. Dieser Weg war ausgeschlossen für mich und trotzdem konnte ich es einfach nicht lassen wieder ihre Nähe zu suchen.
Einen Augenblick lang überlegte ich fieberhaft, ob es noch etwas gab, was ich tun konnte, um das Gespräch hinauszuzögern. Allerdings musste ich mir eingestehen, dass dem nicht so war. Ich konnte mich unserem Gespräch nicht länger warten und das obwohl ich den Fluchtinstinkt so präsent wahrnahm, wie den schnellen Schlag meines Herzens. Ich wollte mit ihr reden. Ich musste es sogar, doch unsere gemeinsame Vergangenheit machte es nicht gerade einfach für mich. Heather löste so viele unterschiedliche Gefühle in mir aus, die mir noch einmal deutlich vor Augen führten, dass nichts je wieder so werden würde, wie es auf der Highschool einmal gewesen war. Ich hatte ihr wehgetan, dass stand außer Frage. Ihr Gesicht hatte sie an jenem Abend verraten und den Ausdruck, den ich darin gesehen hatte, würde ich nie mehr vergessen können. Der Schmerz hatte ihre Augen dunkler erscheinen lassen und auch ihre angespannte Haltung hatte mir vor Augen geführt, was ich ihr in diesem Moment angetan hatte. Diese Tatsache konnte man mit einem Gespräch nicht aus der Welt schaffen. Ungeachtet dessen wollte ich trotzdem versuchen die Dinge, die mein jüngeres Ich verzapft hatte, wieder in Ordnung zu bringen. Ohne länger darüber nachzudenken verließ ich die Küche und betrat das Wohnzimmer. Es wirkte nicht gerade gemütlich, aber das würde sich wahrscheinlich ändern sobald wir länger hier wohnten. Falls wir beide hier wohnen blieben.
Ich inspizierte den Raum genauer und mein Blick fiel sofort auf das Sofa, welches vor einem kleinen Holztisch stand und bereits zur Inneneinrichtung des Wohnzimmers gehörte. Allerdings war es nicht die Couch an sich, welche meine Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern Heather. Selbst nachdem sie unzählige Kisten geschleppt und dabei geschwitzt hatte, sah sie noch immer wunderschön aus. Für einen Moment blieb mein Herz stehen, polterte dann aber in einem genauso schnellen Tempo, wie vorher erneut los.
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Zwischen uns das Wir
RomanceVor drei Jahren verließ Dale Heather aus heiterem Himmel. Als beide sich am College wiedersehen, müssen sie feststellen, dass sie in dieselbe Wohnung im Studentenwohnheim ziehen werden. Verständlich, dass Heather alles andere als begeistert ist. Wid...