Zwischen uns das Wir

Kapitel 28

Heather

Trotz des Umstandes, dass ich mich auf einem Ball befand, verlief der Abend bisher einfach großartig. Wir vier verstanden uns gut, lachten sehr viel und beschlossen demnächst mal gemeinsam etwas zu unternehmen. Nichtsdestotrotz war ich froh, dass dieser Ball nicht jedes Wochenende stattfand. Solche offiziellen Anlässe waren einfach nicht meine Baustelle. Viel lieber machte ich gemütliche Abende bei einem von uns in der Wohnung. Es gab einfach nichts Besseres als sich bequeme Klamotten anzuziehen, irgendwelche Filme zu gucken und dabei jede Menge ungesundes Zeug zu essen.

»Willst du tanzen?«, auffordernd hielt Dale mir seine Hand hin und ich ergriff sie sofort. Ich mochte vielleicht eine Gegnerin von Bällen sein, aber tanzen fand ich großartig. Ich folgte Dale zur Tanzfläche und er drehte sich zu mir um und zog mich an sich.

»Es ist doch eigentlich ein recht schöner Abend geworden«, meinte er und drehte mich kurz um meine eigene Achse ehe er mich wieder in die Arme schloss. Dale konnte von uns beiden schon immer besser tanzen, was vermutlich an seiner Mutter lag. Einmal hatte er mir erzählt, wie sie darauf bestanden hatte, dass er einen Tanzkurs belegen sollte. Derselbe Tanzkurs, zu dem meine Mutter mich gezwungen hatte, doch am Ende waren wir beide ziemlich froh darüber gewesen. Dale und ich hatten uns schon öfter in der Schule gesehen und ein paar Kurse zusammen gehabt, aber wirklich befreundet waren wir zu dem Zeitpunkt nicht gewesen. Dank des Tanzkurses hatte sich das allerdings geändert. Wir beide hatten immer mehr Zeit miteinander verbracht bis Dale mich nach einem Date gefragt und ich ja gesagt hatte. Und nun standen wir hier auf der Tanzfläche, Jahre später und immer noch mit denselben Gefühlen wie damals.

»Ich habe damals wirklich gedacht, ich sei dir egal als du einfach so mit deinen Eltern weggezogen bist«, gab ich zu während wir uns im Takt zur Musik bewegten. Mein rotes Kleid, welches vorne kürzer geschnitten war als hinten schwang leicht mit. Dales eine Hand befand sich auf meinem Rücken und sendete von dort aus kleine Stromstöße über meinen gesamten Körper. Seine andere Hand hielt sanft meine fest während er mich über die Tanzfläche führte.

»Du warst mir nie egal und wirst es auch nie sein, dass musst du mir glauben. Ich habe an dem Abend einfach nicht nachgedacht, was ich mache und geglaubt, es wäre das Richtige«, flüsterte er in mein Ohr. »Aber es war genau das Gegenteil davon.« Ich legte meinen Kopf ein klein wenig in den Nacken, um Dale ansehen zu können und ließ meine Hand von seinem Arm in seinen Nacken wandern. »Die Vergangenheit werde ich nie ändern können, aber ich kann versuchen es in Zukunft besser zu machen.« Ich spürte wie sich mein Herz kurz zusammenzog bei seinen Worten. Er gab sich wirklich Mühe, dass konnte keiner abstreiten. Hin und wieder dachte ich sogar, dass er sich ein wenig zu viel Mühe gab. Er brachte mir jeden Freitag einen Tee mit, machte unsere Wäsche, putzte die Wohnung, hörte mir aufmerksam zu, wenn ich etwas erzählte und dachte sich immer wieder neue Aktivitäten für uns aus.

»Dale?«, fragte ich in einem leisen Ton, so dass nur er es hören konnte. »Sei einfach du selbst, dass reicht vollkommen.« Ich wollte ihn nicht ändern und schon gar nicht wollte ich, dass er im Haushalt alles übernahm und alles tat, nur um mich glücklich zu machen. »Du darfst dein eigenes Wohl nicht über meines stellen, versprich mir das.« Ihm gefiel eindeutig nicht, was ich sagte, dass änderte allerdings nichts daran, dass er es hören musste.

»Dein Glück wird immer das Wichtigste für mich sein.« Seine Hand löste sich von meinem Rücken und strich mir eine meiner Strähnen hinter mein Ohr.

»Dale, in einer Beziehung sollte keiner zurückstecken. Nicht ich und auch du nicht. So funktioniert eine Beziehung nicht.« Nachdenklich verzog Dale die Miene. Seine Augen wurden dunkler und seine Stirn lag in Falten während sich seine Muskeln immer mehr anspannten. Vorsichtig fuhr ich mit meinem Finger, die Furchen auf seiner Stirn nach und versuchte sie wieder ein wenig zu glätten. Während ich mir in den letzten Wochen teilweise zu wenig Sorgen gemacht und mein Handeln hinterfragt hatte, tat er es viel zu oft. Nichtsdestotrotz wollte ich diesen Weg so weitergehen wie ich es bisher getan hatte. Es fühlte sich an als sei es die richtige Richtung und auch mein Herz schmerzte nicht mehr so doll wie noch vor zwei Monaten. Aber Dale sollte seinen Kurs ändern. Für sich und sein Wohlbefinden. Er konnte nicht immer zurückstecken und sein eigenes Wohl aufs Spiel setzen. Über Kurz oder Lang würde ihn das kaputt machen.