Heather
Am nächsten Morgen fühlte ich mich immer noch elend. Die leise Hoffnung, dass ich den, ganzen Abend nur geträumt hatte, verpuffte in dem Moment als ich die leisen Atemzüge von Dale wahrnahm. Fast zeitgleich prasselten alle Gefühle wieder auf mich ein und ich wünschte mir die Ruhe des Schlafes zurück. In der Nacht hatten mich meine Gefühle gnädiger Weise in Ruhe gelassen als ich irgendwann vor Erschöpfung in die Traumwelt abgedriftet war. Dieser Zustand hatte nun aber leider ein Ende gefunden. Ich zog meine Decke höher, was leider dazu führte, dass meine Zehen herausguckten und ich meine Beine anziehen musste, um diese wieder unter der Decke zu verstecken. Ich hatte nicht vor heute das Bett zu verlasen. Diesen einen Tag gab ich mir, um mich der Traurigkeit hinzugeben. Ab Morgen würde ich allerdings die Alte sein und meine Gefühle begraben bis die Welt wieder in Ordnung war.
Ich vergrub meinen Kopf an Dales Brust und atmete seinen vertrauten Duft ein. Beruhigend legte er sich über meine strapazierten Nerven und sorgte so wenigstens für etwas Entspannung. Konzentriert horchte ich auf seinen regelmäßigen Herzschlag, der immer noch in demselben Takt wie früher schlug. Ein starker Beat, der einem das Gefühl gab sich einfach fallen lassen zu können. Selbst jetzt spürte ich die Vertrautheit, die in mir ausgelöst wurde und ich war dankbar dafür, dass Dale hier war. Ohne ihn wäre der Morgen nochmal um einiges schlimmer gewesen.
»Morgen«, grummelte er verschlafen. Sein Arm, den er um mich gelegt hatte, zog mich dichter an seinen Körper. Wir lagen nicht unter einer Bettdecke und dennoch spürte ich die Wärme ziemlich deutlich, die er ausstrahlte. Eins meiner Beine hatte sich unter seine Decke verirrt und streifte leicht seines. Hörbar zog Dale die Luft ein und auch ich war nicht auf diese Berührung vorbereitet. Langsam zog ich es wieder zurück und versuchte dieser Situation keine Bedeutung beizumessen. Es war eigentlich auch nichts passiert. Wir lagen lediglich nebeneinander. In meinem Bett zwar, aber wir trugen beide immer noch unsere Klamotten. Es gab also eigentlich nichts worüber ich mir in Bezug auf ihn Sorgen machen musste. Gott, selbst in meinem Kopf klangen diese Worte schwach und nicht wahrheitsgemäß.
»Morgen«, erwiderte ich leicht heiser und ich fragte mich, wie es sein konnte, dass die negativen Emotionen in seiner Nähe in den Hintergrund wanderten. Sie waren keineswegs verschwunden, aber ich spürte sie nicht so präsent, wie am vergangenen Abend.
»Wir sollten vielleicht mal aufstehen.« Das konnte er sowas von vergessen. Heute würden mein Bett und ich unzertrennlich sein.
»Ich werde mein Bett heute höchstens verlassen, wenn ich mal auf die Toilette muss«, sagte ich entschlossen. Ich fühlte mich gerade zwar relativ gut, aber wer wusste schon wie lange dieser Zustand anhielt. Vermutlich nicht allzu lange, wenn ich mich von Dale lösen musste. Im Moment schien es für mich so, als würde er meine Gefühlswelt zusammenhalten und ich war nicht bereit dafür, dass alles wieder Besitz von mir ergriff.
»Na komm, wir frühstücken und machen uns dann einen schönen Tag«, versuchte Dale mich aus der Reserve zu locken, doch das würde nicht funktionieren. Nicht heute. »Ich habe kein Hungern.«
»Na los, hoch mit dir«, forderte er mich auf während er sich erhob und das Bett verließ. Kaum war er aus meiner unmittelbaren Umgebung verschwunden, nahm die Traurigkeit wieder zu. Ich drehte mich einmal herum und erkannte, dass Riggs neben dem Bett saß und mich eindringlich ansah. Offensichtlich war Dale nicht der Einzige, der mich zum Aufstehen motivieren wollte, doch selbst dieser süße Kater würde heute keinen Erfolg haben. Als hätte er meine Gedanken gelesen, fing er an zu miauen während er mich weiterhin anblickte.
»Riggs möchte auch das du aufstehst«, deutete Dale den Laut des Katers. »Er will bloß was zu fressen, aber das kannst du ihm auch geben.« Ich weiß nicht, womit ich gerechnet hatte, aber sicher nicht damit, dass Dale ums Bett herumkam, neben Riggs stehen blieb und meine Decke zurückschlug ehe er sich über mich beugte. »Es gibt drei Möglichkeiten, zwischen denen du wählen kannst. Ersten, du verlässt freiwillig dein Bett, was definitiv die angenehmere Variante ist. Zweitens, du weigerst dich und ich zwinge dich einfach dazu, in dem ich dich über meine Schulter werfe. Oder du entscheidest dich für drittens, was die unangenehmste Weise wäre, denn dann würde ich jetzt in die Küche gehen und wenn ich wiederkomme landet eiskaltes Wasser direkt über dir.« Aufmerksam musterte Dale mein Gesicht und ich war mir seines Körpers über mir nur allzu sehr bewusst. Wir berührten uns an keiner einzigen Stelle und trotzdem gab es da diese Spannung zwischen uns, die ich unmöglich weiterhin einfach so abtun konnte.
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Zwischen uns das Wir
RomanceVor drei Jahren verließ Dale Heather aus heiterem Himmel. Als beide sich am College wiedersehen, müssen sie feststellen, dass sie in dieselbe Wohnung im Studentenwohnheim ziehen werden. Verständlich, dass Heather alles andere als begeistert ist. Wid...