Heather
»Jim, warte«, rief ich quer über den Parkplatz, nachdem ich mich dazu entschlossen hatte ihm hinterher zu laufen. Ich hatte keine Ahnung, was die Zukunft bringen würde, doch ich wusste, dass Jim und ich einen Weg finden mussten mit all dem umzugehen. Ich würde Dale nicht verlassen, dass hatte Jim zu akzeptieren, ob es ihm nun gefiel oder nicht. Meine Entscheidung war nüchtern betrachtet mit Sicherheit nicht die Klügste und definitiv von meinen Gefühlen beeinflusst. Aber wäre es wirklich so viel besser den Menschen aus seinem Leben zu verbannen, den man liebt und ohne den es einem selber schlecht ging? In meinen Augen war dem nicht so.
Ich rief erneut nach Jim und endlich drehte er sich zu mir um. Der Ausdruck in seinem Gesicht verriet mir, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass ich ihm folgen würde. Nichtsdestotrotz zögerte er keinen Augenblick und kam auf mich zu. Nur wenige Zentimeter vor mir blieb er stehen und musterte mich ein paar Sekunden aufmerksam.
»Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich habe mich geirrt«, sagte er bevor ich überhaupt die Chance hatte meinen Mund zu öffnen. »Dale liebt dich wirklich.«
»Und ich liebe ihn.« Automatisch spannte Jim sich an und seine Stirn begann sich zu kräuseln. Irgendwo in der Nähe versuchte jemand vergebens sein Auto zu starten während über allem die strahlende Oktobersonne stand. Jims grüne Augen lagen unverwandt auf mir und ich erkannte deutlich das Unbehagen in ihnen, welches in Jim herrschte. Von seiner sonst so lässigen Art war in letzter Zeit nichts mehr übriggeblieben, dabei war genau dieses Verhalten so typisch für ihn gewesen. Langsam atmete er tief durch, fuhr sich einmal mit der Hand über sein Gesicht und wirkte auf einmal viel erschöpfter als zuvor.
»Gott, meine Schwester hatte Recht«, sagte er mit mal, woraufhin ich ihn nur verwirrt ansah. »Sie meinte, ich wäre nicht wirklich in dich verliebt und würde mir diese Gefühle nur einbilden.« Er ließ seinen Kopf in den Nacken fallen und schüttelte ihn gleichzeitig als könnte er selbst nicht glauben, was er da gerade gesagt hatte. »Es sollte mich eigentlich verletzen zu hören, dass du ihn liebst, aber das tut es nicht.« Jim drehte seinen Kopf wieder in meine Richtung und erkannte, dass seine Stirn in Falten lag und Skepsis sich in seinem Blick breitmachte. »Es tut mir leid. Ich habe echt Scheiße gebaut. Dale zu sagen, dass du nicht mehr mit ihm reden willst, war nicht in Ordnung von mir und mein Wutausbruch noch weniger«, meinte Jim. Seine Stimme klang schuldbewusst und zugleich gepresst als würde er sich selbst dafür hassen, was er getan hatte.
»Irgendwie verstehe ich es. Jedenfalls glaube ich das.« Mein Blick richtete sich auf meine Schuhe und eigentlich wollte ich dieses Thema auch lieber in der Vergangenheit lassen, doch jetzt musste ich definitiv noch einmal darüber reden, egal wie schwer es mir auch fallen würde. »Ich war damals ziemlich fertig mit den Nerven. Wäre es Riley gewesen, die permanent geweint hätte, hätte ich den Kerl vermutlich auch versucht von ihr fernzuhalten.«
»Aber damit habe ich dich nur noch mehr verletzt.«
»Manchmal tut man den Menschen, die einem am Herzen liegen unabsichtlich weh. Man will sie beschützen und glaubt den richtigen Weg zu gehe und am Ende muss man einsehen, dass man irrtümlicherweise in eine Sackgasse gefahren ist«, versuchte ich meine Gedanken in Worte zu fassen. Jims Verhalten war keineswegs korrekt gewesen und ich wollte ihn auch gar nicht in Schutz nehmen, aber wegen eines Fehlers einen Menschen aus seinem Leben zu verbannen, konnte auch nicht richtig sein. Klar sollte man nicht alles verzeihen, aber wenn das Herz einem schmerzt, wenn man eine Person gehen lässt, sollte man sich überlegen, ob es nicht besser wäre ihr eine zweite Chance zu geben.
Milde lächelte ich Jim an. Es würde noch eine Weile merkwürdig zwischen uns sein, das war mir bewusst, aber solange wir irgendwann wieder normal miteinander umgehen konnten, blickte ich recht positiv in die Zukunft.
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Zwischen uns das Wir
RomanceVor drei Jahren verließ Dale Heather aus heiterem Himmel. Als beide sich am College wiedersehen, müssen sie feststellen, dass sie in dieselbe Wohnung im Studentenwohnheim ziehen werden. Verständlich, dass Heather alles andere als begeistert ist. Wid...