Kapitel 07

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Heather

Am Donnerstag, nach dem eher weniger subtilen Verkupplungsversuch meines Bruders, konnte ich immer noch nicht begreifen, dass er mir eine solche Nachricht geschrieben hatte. Was dachte er sich nur dabei? Und warum zur Hölle schickte er mir seitdem ständig solche Nachrichten? Ich konnte gut darauf verzichten, dass Louis auch noch in meinen Gefühlen herumrührte, wie in einem Kochtopf. Dale allein sorgte bereits dafür, dass ich Dinge sagte, die ich eigentlich nicht aussprechen wollte. Worte, die uns beiden nicht guttaten. Sie hatten die Macht mich wieder in seine Arme zu treiben und die alten Gefühle erneut in mir zu entfachen und das durfte einfach nicht passieren. Er hatte klar gesagt, dass er mich nur als seine beste Freundin zurückwollte. Nichts sprach dafür, dass Dale noch irgendwelche romantischen Gefühle für mich hatte und trotzdem konnte ich einfach nicht über meinen eigenen Schatten springen. Er hatte mich verletzt und war dann einfach sang- und klanglos weggezogen, ohne sich von mir zu verabschieden. Konnte ihm da die Freundschaft zu mir wirklich allzu viel bedeuten? Außerdem glaubte ich nicht daran, dass ich es schaffen würde einfach nur mit ihm befreundet zu sein und alles andere zu vergessen. Dale schaffte das vielleicht, aber ich nicht und deswegen war es auch besser, wenn wir am Ende der drei Monate getrennte Wege gehen würden.

Vollkommen in meine Gedanken vertieft und mit meinen Kopfhörern in den Ohren schlenderte ich die Straße hinunter. Die Musik von Alex Band begleitete jeden meiner Schritte und passte auf kuriose Weise sehr gut zu meiner Gefühlslage und untermalte sie wie in einem Film. Auf meine Umgebung achtete ich dabei eher weniger und wäre somit fast am vereinbarten Treffpunkt vorbeigelaufen, wenn Riley sich mir nicht in den Weg gestellt hätte.

»Lass mich raten, deine Gedanken wurden vereinnahmt von einem gutaussehenden, ein-Meter-einundneunzig großen Handballer, der vor Kurzem bei dir eingezogen ist. Habe ich Recht oder habe ich Recht?« Meine beste Freundin klang amüsiert, wartete aber gar nicht erst auf eine Antwort von mir bevor sie den Massagesalon betrat, vor dem wir uns getroffen hatten. Ich konnte die Massage so gut gebrauchen, da sich dank der jetzigen Situation einige Verspannungen bei mir gebildet hatten. Meinen Nerven würde diese Entspannung heute guttun, da war ich mir sicher. Wie lange diese Gelassenheit danach allerdings hielt, konnte ich nicht sagen. Immerhin würde Dale nach der Massage nicht verschwunden sein und auch mein Bruder würde nicht einfach mit seinen Bemerkungen aufhören. Also war unser heutiger Termin schon fast rausgeworfenes Geld, doch sicher gab es niemanden, der sich eine Massage freiwillig entgehen lassen würde.

Ley und ich besuchten Simple Spa seit unserem ersten Semester. Damals hatten wir diesen Laden durch Zufall entdeckt als wir die Stadt erkundet hatten und uns geschworen ihn irgendwann einmal auszuprobieren. Zwei Wochen später hatten wir dann unseren ersten Termin und waren seitdem treue Kundinnen. Camille, die Besitzerin von Simple Spa, kannte uns bereits so gut, dass wir gar nicht mehr sagen mussten, welche Behandlung wir wollten. Lediglich der Tag, an dem wir Zeit hatten, variierte hin und wieder. Meistens kamen wir nur am Wochenende dazu, weswegen der Donnerstag definitiv zu einer Ausnahme zählte und nicht häufig in Frage kam.

Geduldig warteten wir im Empfangsbereich bis Camille uns begrüßte. Das Simple Spa war ein kleines Familienunternehmen, welches Camille bereits in dritter Generation führte und sichtlich stolz darauf war. Die Unterbringung wirkte im Gegensatz zu anderen recht klein, bot aber genügend Platz für drei verschiedene Behandlungsräume mit unterschiedlicher Einrichtung. Allein die Farben, die immer wieder aufgegriffen wurden, sorgten für eine entspannende Athmosphäre. Die Braun- und Grautöne harmonierten großartig zusammen und ergaben einen schönen Kontrast zu den weißen Liegen. Da Ley und ich immer zusammen hier waren, hielten wir uns immer nur im zweiten Behandlungsraum auf. Dieser war für gemeinsame Besuche ausgestattet und umfasste neben zwei Liegen, auch zwei Duschen, die man nach der Massage benutzen konnte. Man fühlte sich hier einfach geborgen und gut aufgehoben und konnte somit noch besser abschalten als nur durch die Massagen. Darüber hinaus gab es keinen unfreundlichen Mitarbeiten - oder zumindest war mir bisher keiner begegnet.

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