Heather
»Was machst du hier?«, wollte Ley wissen als ich mit ihrem Bruder im Schlepptau ins Wohnzimmer zurückkam. »Genau das habe ich auch gefragt, aber bisher leider keine Antwort bekommen«, erzählte ich ihr und machte es mir kurze Zeit später auf dem Sofa bequem. Ich glaubte nicht, dass Riley und ich ihn allzu schnell wieder loswerden würden. Und ehrlich gesagt nervte es mich.
»Ich wollte nur mal sehen, was ihr beiden so treibt. Also, was habe ich verpasst?«, erkundigte er sich und setzte sich im selben Atemzug auf die Lehne der Couch. Sein aufmerksamer Blick huschte von mir zu seiner Schwester und wieder zurück während er seine Arme vor der Brust verschränkte. Er sah nicht besonders glücklich aus und vermutlich wusste er genau, worüber wir geredet hatten oder er hatte Sorge, dass Dale jeden Moment auftauchen könnte.
»Eine Einladung, genau das hast du verpasst.« In Rileys Stimme schwang so viel Zorn mit, dass ich sie nur verwundert ansehen konnte. Ich hatte noch nie erlebt, wie meine beste Freundin so mit ihrem Bruder oder einem anderen Menschen geredet hatte. Unwillkürlich fragte ich mich, ob in den letzten Tagen wohl noch mehr zwischen ihnen vorgefallen war. Dieses ganze Tamtam konnte unmöglich nur wegen Dale sein. »Ich brauche keine Einladung, um meine beste Freundin zu sehen.« Jim klang mindestens genauso unnachgiebig wie seine Schwester und mittlerweile war der Ernst in seiner Miene deutlich zu erkennen.
»Nachdem wie du dich beim Bonfire benommen hast, brauchst du definitiv eine. Außerdem wusstest du ganz genau, dass wir heute einen Mädelsabend machen.«
»Ach, und im Gegensatz zu Dale darf ich natürlich nicht daran teilnehmen.«
»Dale ist nicht einmal hier oder siehst du ihn vielleicht?« Ich gab es auf bei jedem gesprochenen Satz zwischen den Geschwistern hin und her zu gucken. Diese Streiterei würde eine Weile so weitergehen und ich hatte auf keinen Fall vor mir den Nacken deswegen auszurenken. Stattdessen rutschte ich mit meinem Po bis an den Rand des Sofas und sank weiter in das weiche Polster ein.
»Wie wäre es eigentlich, wenn du dich mal bei Heath entschuldigen würdest?« Ihre Worte klangen mehr nach einer Aufforderung als nach einer Frage und auch ihr Tonfall wirkte eiskalt. Er sorgte dafür, dass ein Teil meiner Körperwärme sich in Luft aufzulösen schien und unwillkürlich strich ich mir über meine Arme, um mich zu wärmen. Interessiert lauschte ich weiter auf ihr Wortgefecht, immer mit der leisen Hoffnung im Hintergrund nicht eingreifen zu müssen. Zwischen die Fronten der beiden zu geraten war schon bei einfachen Diskussionen eine schwere Angelegenheit und heute konnte ich gut darauf verzichten den Streitschlichterin zu spielen. Es machte den Anschein als hätten beide nochmal mehrere Gänge hochgeschaltet, um sicher zu gehen nicht zu verlieren.
»Ich wüsste nicht wofür«, die Arroganz mit der Jim diese Worte aussprach überraschte mich. Ich hatte eigentlich angenommen, dass er irgendwann einknicken würde, wenn ich mich nicht meldete. Nichtsdestotrotz wollte er von einer Entschuldigung nichts wissen. Seine Uneinsichtigkeit verletzte mich. Wir waren schon so lange befreundet und wenn ich mich falsch verhalten hatte in der Vergangenheit, hatte er immer eine Entschuldigung von mir bekommen. Doch Jim schien sich keiner Schuld bewusst zu sein.
»Du hast dich beim Bonfire wie ein Arsch aufgeführt«, spie Ley ihm entgegen und obwohl ich mich nicht einmischen wollte, musste ich mir selber eingestehen, dass ich definitiv auf ihrer Seite stand. »Einer muss hier ja vernünftig sein.« Jim hielt kurz inne, fixierte seine Schwester mit einem bitterbösen Blick und sprach dann in einer lauteren Lautstärke weiter. Meine Nachbarn liebten mich gerade bestimmt sehr.
»Kaum taucht dieser Idiot hier wieder auf, spielen eure Hormone komplett verrückt. Was hat der nur an sich, dass ihr beide nicht die Wahrheit sehen wollt?«
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Zwischen uns das Wir
عاطفيةVor drei Jahren verließ Dale Heather aus heiterem Himmel. Als beide sich am College wiedersehen, müssen sie feststellen, dass sie in dieselbe Wohnung im Studentenwohnheim ziehen werden. Verständlich, dass Heather alles andere als begeistert ist. Wid...