Kapitel 18

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Heather

Ich konnte es einfach nicht glauben, was Jim da sagte. Ich hörte seine Worte, sah dass sie aus seinem Mund kamen und doch verstand ich sie nicht. Sie ergaben einfach keinen Sinn für mich. Wie konnte es sein, dass mein bester Freund so etwas getan hatte? Und das, ohne mir ein Wort davon zu erzählen. Hörbar schnappte ich nach Luft und Bitterkeit machte sich in meiner Kehle breit.

»Warum?«, fragte ich automatisch und mir entging das Beben in meiner Stimme nicht. »Warum hast du das getan? Du hattest kein Recht dazu.«

»Du willst mir also sagen, dass du ihn weiterhin in deinem Leben haben wolltest? Ist das dein verdammter Ernst?«

»Beantworte verflucht nochmal die Frage«, forderte ich ihn auf während ich bei jedem einzelnen Wort meinen Finger in seine Brust bohrte. Ich wollte Antworten, ich brauchte sie, um zu verstehen, was hier eigentlich vor sich ging. »Er hat nichts mehr in deinem Leben zu suchen gehabt und auch jetzt verdient er es nicht ein Teil davon zu sein.«

»Nur weil er mich nicht mehr liebt? Ja, ich war am Boden zerstört, aber ich wäre auch irgendwann wieder darüber hinweggekommen und hätte weitergemacht.«

»Natürlich, weil du Dale ja mittlerweile auch komplett hinter dir gelassen hast.« Die Arroganz, mit der er seine Worte aussprach, ging mir gehörig gegen den Strich und am liebsten hätte ich ihn gehauen bis er wieder zur Vernunft kam. Aber Gewalt war absolut keine Lösung, auch in dieser Situation konnte man da leider keine Ausnahme machen.

»Ich habe gedacht, dass er sein Versprechen gebrochen hat. Ich bin davon ausgegangen, dass ich ihm vollkommen egal bin. Und jetzt erfahre ich, dass du deine Finger im Spiel hattest.« Die Wut machte der Enttäuschung Platz, die die gesamte Zeit über hinter der anderen Emotion gelauert hatte, um zu zuschlagen und an die Oberfläche zu gelangen.

»Das bist du doch auch«, spie er mir seine Worte ins Gesicht, doch kaum hatte er sie ausgesprochen, mischte Dale sich ein.

»Ist sie nicht.« Gefährlich ruhig stand er mit verschränkten Armen neben mir und ich erkannte, dass er genauso angespannt war wie ich.

»Halt du dich daraus, du bist doch schuld an allem. Wenn du nicht in unserem Leben aufgetaucht wärst, wäre alles noch in Ordnung.«

»Glaubst du wirklich, dass kein anderer Kerl aufgetaucht wäre, der mir mein Herz gebrochen hätte? So läuft es nicht im Leben. Es gibt nicht nur schwarz oder weiß und man lebt auch nicht in einer rosaroten Welt umgeben von lauter Zuckerwatte«, knallte ich ihm entgegen. Ich wusste nicht, wo diese Worte herkamen, doch sie stimmten und ich hatte verdammt nochmal genug von Jims Gründen. Sie waren einfach nur zum Kotzen, denn es stimmte. Manchmal passierten Dinge, die einen verletzen und in diesen Momenten sah man nichts mehr klar. Man war erfüllt von negativen Gefühlen, aber irgendwann fand man für gewöhnlich auch wieder heraus.

»Nein, so einen Kerl hätte es nicht gegeben.« Kurz fixierte er Dale aufgebracht ehe er sich wieder mir zuwendete. »Wenn Dale sich nicht an dich rangemacht hätte, wären wir zusammengekommen und ich hätte dich glücklich gemacht, dass weiß ich.« Ich hatte angenommen, dass Jim mich nicht noch mehr schocken könnte, allerdings lag ich damit absolut daneben. Ungläubig sah ich ihn an und rührte mich kein Stück. Um uns herum wurde es leise. Nur unsere Atemzüge waren noch zu hören, aber über keine Lippen kam ein weiteres Wort. Die Zeit schien still zu stehen und mein Kopf fühlte sich wie leergefegt an bevor alle Aussagen auf einmal auf mich einprasselten.

»Ich liebe dich. Schon immer habe ich das«, durchbrach Jim mit seiner Stimme den Nebel aus Gesprächsfetzen in meinem Schädel. Mein Kopf bewegte sich leicht hin und her und versuchte den Unglauben abzuschütteln, der von mir Besitz ergriffen hatte. Jim war nicht in mich verliebt, dass konnte unmöglich wahr sein. Er musste es sich einbilden oder versuchte nur einen neuen Weg zu finden, um Dale zu vertreiben.

Zwischen uns das WirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt