Kapitel 26

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Heather

Als ich später am Abend nach Hause kam, fand ich einen miesgelaunten Dale auf dem Sofa vor. Ich hatte keine Ahnung, woher seine schlechte Laune stammte, aber das irgendetwas nicht stimmte, war kaum zu übersehen. Riggs versuchte immer wieder es sich auf Dales ausgestrecktem Körper bequem zu machen, doch Dale verfrachtet den kleinen Kerl immer wieder zurück auf den Boden. Normalerweise hatte er kein Problem damit, wenn Riggs seine Nähe aufsuchte. Er mochte den Kater und seine jetzige Reaktion entsprach einfach so gar nicht seiner üblichen Art. Kurz räusperte ich mich, um mich bemerkbar zu machen, woraufhin Dale kurz in meine Richtung sah. Anschließend drehte er seinen Kopf allerdings wieder zum Fernsehen, wo gerade SpongeBob Schwammkopf zusammen mit seinen Freunden eines seiner Abenteuer erlebte.

»Was ist passiert?«, erkundigte ich mich und ging auf das Sofa zu. Anstatt mir eine Antwort zu geben, hielt er seinen Blick stur auf den Fernseher gerichtet und es machte nicht den Anschein als wollte er mir Platz auf dem Sofa machen oder auch nur im Entferntesten daran denken mit mir über den Grund für seinen Gemütszustand zu reden. Energisch schob ich mich zwischen das Sofa und dem Tisch und griff nach der Fernbedienung, die sich auf dem Holztisch befand. Doch ehe ich sie überhaupt erreichen konnte, schlang Dale seine starken Arme um mich und zog mich zu sich auf das schmale Sofa.

»Nicht ausmachen. Mein Tag war echt scheiße und ich brauche diesen gelben Schwamm jetzt einfach.« Sein Atem strich bei jedem einzelnen Wort über meinen Nacken, was automatisch dazu führte, dass sich eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper verteilte.

»Was ist los?«, hakte ich nach, erwartete allerdings keine richtige Antwort. »Diese Folge noch und dann erzähle ich es dir okay?« Ich nickte und wollte gerade versuchen wieder aufzustehen, doch Dales Griff war viel zu fest, um mich daraus zu befreien. »Bleib hier, bitte.« Ich unternahm keine weiteren Versuche aufzustehen, sondern blieb ruhig in seinen Armen liegen. Seit er wieder in meinem Leben aufgetaucht war, hatte er mich um nichts gebeten und nur zu gerne erfüllte ich ihm jetzt diese Bitte.

Höchstwahrscheinlich hatte die Folge gerade erst angefangen, denn eine halbe Stunde später lachte uns der Schwamm immer noch vom Fernseher aus an. Dales Arme hatten ihre Umklammerung in der Zwischenzeit nicht gelöst. Ganz im Gegenteil, er hatte mich noch ein Stück weiter auf sich gezogen, so dass ich mittlerweile komplett auf ihm lag. Trotzdem lockerte er keine Sekunde lang seinen Griff. Meinen Kopf hatte ich auf seiner Brust abgelegt nachdem ich es irgendwie geschafft hatte meinen Körper in seiner Umarmung zu drehen. Nun lag mein Ohr direkt über seinem Herzen und das stetige Klopfen passte so gar nicht zu seiner miesen Stimmung. Sorge breitete sich in mir aus und ich grübelte darüber nach, was ihm über die Leber gelaufen sein könnte.

Ganz in meine Gedanken vertieft, bekam ich erst mit, dass die Folge zu Ende war als der Abspann anfing. Mit Bedacht lockerte Dale seine Umarmung damit ich mich hinsetzen konnte und er nicht Gefahr lief, dass ich herunterfiel. Nachdem ich kurz aufgestanden war, machte Dale mir Platz und ich setzte mich direkt neben ihn. Wie in alten Zeiten legte er sofort seinen Arm um mich und auch wenn wir Zeit brauchten, hatte ich immer mehr das Gefühl, dass wir es schaffen konnten. Immerhin zog er sich nicht vor mir zurück, sondern wollte anscheinend tatsächlich darüber reden, was an seiner Seele nagte.

»Sie haben unser Handballteam aufgelöst«, sagte er missmutig und sofort verstand ich, warum er nicht gut drauf war. Dale liebte es auf dem Feld zu stehen und sich voll und ganz beim Handball auszupowern. Er gab immer alles, für sein Team, für seinen Coach und vor allem für sich selbst. Die Leidenschaft spürte man förmlich, wenn man ihm zuhörte, wie er einem vom Handball vorschwärmte. Genauso wie man sie gestern beim Spiel deutlich erkennen konnte.

»Coach Johnson hat es uns heute mitgeteilt.« Seine Stimme klang betont beiläufig, doch seine Augen verrieten ihn. In ihnen tobte ein Sturm, der nur darauf wartete komplett auszubrechen. Das Dunkelbraun seiner Augen hatte im Moment etwas Unheilvolles und er könnte noch so sehr versuchen seinen Gemütszustand herunterzuspielen, ich würde es ihm nicht abkaufen.

Zwischen uns das WirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt