Kapitel 08

2.5K 100 0
                                    

Heather

Meine beste Freundin war ein Biest und nichts anderes. Sie hatte absichtlich dafür gesorgt, dass die anderen nicht kamen und ich neben meinem Ex-Freund sitzen musste. Zu allem Überfluss ließ sie uns jetzt auch noch allein. Offensichtlicher hätte Ley es auch nicht einfädeln können. Trotzdem konnte ich auch nicht wirklich sauer auf sie sein. Ich wollte es, aber es ging einfach nicht. Sie war seit Jahren meine beste Freundin und obwohl sie so vehement darin vernarrt war Dale und mich zu verkuppeln, wusste ich, dass sie es nur gut meinte.

»Damit habe ich genauso wenig zu tun, wie mit der Sache am Montag«, flüsterte Dale mir entgegen und kam mir für meinen Geschmack dabei viel zu nah, so dass mir sein Geruch in die Nase stieg. Er roch nach Geborgenheit und Heimat, wenn das überhaupt möglich war. Verflucht, warum musste dieser Kerl so verdammt gut riechen und wieso brauchte es nur seine tiefe Stimme in meinem Ohr, um mir zu wünschen, dass es unsere Trennung nie gegeben hätte? Es ist ja nicht so, dass wir nur mit dem Finger schnipsen mussten und alles würde beim Alten sein. Die Vergangenheit ließ sich nicht verändern. Also warum hatte er die Macht mich so durcheinander zu bringen? Er war vor nicht einmal zwei Wochen wieder in meinem Leben aufgekreuzt und schon spielte alles in mir verrückt. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht über mich selbst und meine Dummheit zu fluchen. Mit laut klopfenden Herzen versuchte ich das Gefühlschaos, dass schon viel zu lange in mir tobte, zu verdrängen und drehte meinen Kopf in seine Richtung. Dales dunkelbraune Augen, die sich mit der Dunkelheit des Kinos zu vermischen schienen, sahen mich aufmerksam an als befürchtete er, dass ich gleich zu einer Schimpftirade ansetzen würde. Unwillkürlich musste ich schlucken und versuchte dabei nicht wieder von der Intensität seines Blickes aufgesogen zu werden. Es war lächerlich, wie wir beide uns verhielten. Wir kannten uns seit einer Ewigkeit und nur weil er mir das Herz gebrochen hatte, war es merkwürdig zwischen uns.

Früher hatte ich geglaubt, man könne auch nach einer Trennung weiterhin mit einander befreundet sein. Bei meiner Tante und ihrem Mann klappte dieses Vorhaben immerhin bestens. Sie stritten sich zwar manchmal über die Erziehung ihrer gemeinsamen Tochter, dennoch kam er zu jeder Familienfeier und es floss kein böses Blut zwischen ihnen. Wieso konnte es bei Dale und mir nicht auch so sein? Klar, er hatte sein Versprechen mir gegenüber gebrochen, aber ich hatte mich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Seit dem Tag, an dem er wieder in meinem Leben aufgetaucht war, dachte ich darüber nach, wägte das Für und Wider gegen einander ab und kam trotzdem zu keinem finalen Entschluss. Mein Herz wollte eindeutig, dass er wieder Teil meines Lebens wurde, aber mein Kopf war strikt dagegen. Noch immer blickten wir beide uns einfach nur an und mir wurde bewusst, dass ich irgendwas sagen musste, um die Situation zu entschärfen. Ich kannte diese Blicke, fühlte das aufkeimende Knistern zwischen uns und merkte, wie mir langsam warm wurde. Selbst wenn ich irgendwann bereit wäre ihn zurück in mein Leben zu lassen, musste ich mir im Klaren darüber sein, dass solche Momente immer wieder passieren konnten und ich eines Tages nicht mehr die Kraft hätte den Blick abzuwenden. Heute allerdings schaffte ich es. Mit zu viel Enthusiasmus griff ich in den Popcorneimer, stopfte mir eine Handvoll in den Mund und richtete meinen Blick auf die Leinwand. Ablenkung war das beste Mittel, um diesem Gefühlswirrwarr zu entgehen. Dessen ungeachtet drehte ich meinen Kopf aber schon wenige Sekunden später wieder zu Dale. Der Kinosaal wirkte plötzlich um einiges kleiner als zuvor und ich konnte weiß Gott nicht sagen, was im Film gerade passierte. Alles, was ich mitbekam, war Dale. Meine Augen glitten für einen Moment zu seinem Mund, huschten dann aber auf der Stelle wieder zurück als ich bemerkte, was ich da gerade getan hatte. Keine gute Idee. Absolut keine gute Idee.

»Nein, das ist definitiv komplett auf Leys Mist gewachsen«, sagte ich und unterbrach damit unser Schweigen. Mein Herz raste weiterhin in meiner Brust während sich auf der Leinwand ein Kampf anbahnte. Dieser Kinobesuch wurde von Minute zu Minute immer merkwürdiger und nichts würde das je toppen können. Verkrampft zwang ich mich dazu bis zum Ende meinen Blick auf der Leinwand verweilen zu lassen. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn es noch einmal zu einem solchen Moment käme.

Zwischen uns das WirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt