Kapitel 09

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Heather

Wochenenden gehörten zu den schönsten Dingen auf der Welt. Dieses Wochenende jedoch war absoluter Bullshit. Fast den gesamten Tag über hatte ich in einem Krankenhauszimmer zusammen mit meiner Mom und meinem Bruder verbracht. Am frühen Nachmittag hatte mich meine Mutter angerufen und in einer Geschwindigkeit, bei der selbst The Flash neidisch geworden wäre, hatte sie mir erzählt, dass sie mit meinem Dad ins Krankenhaus fahren musste. Dank ihrer Schnelligkeit hatte ich nur die Hälfte verstanden. Trotzdem hatte ich unverzüglich Louis alarmiert. Nun, einige Stunden später, kam ich vollkommen erschöpft zurück in meine WG. Meine Glieder schmerzten und ich war hundemüde und doch schaffte ich es nicht einzuschlafen. Immer wieder wälzte ich mich in meinem Bett hin und her. Seit Stunden konnte ich einfach nicht aufhören an meinen Dad zu denken, wie er in diesem Krankenhausbett gelegen hatte. Eigentlich sollte ich mir nicht solche Gedanken machen. Sein Fuß hatte lediglich ein wenig unter seinem Tatendrang gelitten, dennoch beschäftigte sich mein Kopf immer wieder mit meinem Vater. Mittlerweile hatte ich schon etliche Dinge unternommen, um endlich einzuschlafen. Von Schäfchen zählen über eine andere Schlafposition bis hin zu entspannenden Naturgeräuschen, war alles dabei gewesen, doch nichts - rein gar nichts - hatte funktioniert. Es wurde Zeit zu härteren Methoden zu greifen Genervt schlug ich meine Bettdecke zurück, schwang mich aus dem warmen Bett und lief in die Küche. Wenn alle Stricke rissen, half nur noch warme Milch mit Honig. Ich konnte dieses Gemisch auf den Tod nicht ausstehen, dafür bewirkte es bei mir wahre Wunder. Also musste ich wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und dieses eklige Gebräu trinken.

Lustlos schlurfte ich durch das dunkle Wohnzimmer in den Flur bis hin zur Küche. Meine Hand streifte über die Wand zu meiner Rechten, tastete sich Stück für Stück vorwärts bis ich den Lichtschalter mit den Fingerspitzen berührte. Grelles Licht erfüllte kurze Zeit später den Raum und brannte für mehrere Augenblicken in meinen Augen. Nur langsam gewöhnte ich mich an den Lichtunterschied. Ich kniff meine Augen zusammen und legte mir zusätzlich eine Hand über meine Lieder. Vorsichtig spähte ich durch meine Finger hindurch und versuchte mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Fast automatisch ging ich weiter in den Raum hinein und öffnete den Schrank neben dem Herd, in dem wir die Töpfe aufbewahrten. Ohne groß darüber nachzudenken griff ich nach einem der kleineren Töpfe und stellte ihn auf eine der Herdplatten bevor ich die Kühlschranktür aufmachte. Auf den drei Ablageflächen im Inneren lagen allerhand Lebensmittel, die mal mehr und mal weniger gesund waren. Man lebte schließlich nur einmal und es war viel zu traurig auf so mache Leckerei zu verzichten nur weil man Angst vor einem Kilo zu viel auf der Waage hatte.

Ich wollte gerade die herausgenommene Milch in den Topf gießen als Dale die Küche betrat. Dummerweise hatte ich überhaupt nicht mit ihm gerechnet und ließ vor Schreck prompt die Milch zu Boden fallen. Zu meinem Glück war die Packung fast leer gewesen und die weiße Flüssigkeit ergoss sich nicht über den gesamten Küchenboden. Mit einem Seufzer drehte ich mich zu Dale um und sah gerade noch wie er sich verschlafen über die Augen rieb. Dabei rutschte sein T-Shirt etwas hoch und entblößte einen schmalen Streifen Haut, der sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Allzu lange konnte ich das Stücken Haut allerdings nicht betrachten, weil Dale seine Arme wieder senkte. Obwohl das Shirt wieder an Ort und Stelle saß, beschäftigte sich mein Kopf weiterhin mit dieser Stelle. Ich schaffte es nicht meinen Blick abzuwenden. Seine Haut war leicht bräunlich von der Sommersonne und verriet mir, dass er die letzten Monate wohl nicht immer ein Oberteil getragen hatte, wenn er draußen gewesen war. Zu meiner Überraschung stieg in mir das Verlangen auf genau diese Stelle berühren zu wollen und zu erforschen, ob seine Haut immer noch diese Wärme ausstrahlte, die ich gewohnt war. Kaum machte sich dieser Gedanke in meinem Kopf breit, begriff ich, worüber ich gerade nachdachte. Erschrocken hob ich meinen Kopf wieder an und erkannte, dass Dale mich neugierig musterte. Seine Augen lagen unverwandt auf mir und zeigten mir deutlich, dass er zuvor woanders hingesehen hatte.

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