Als ich fertig war, ging ich schon mal nach unten. Ich zündete mir eine Zigarette an. Ja, ich hatte angefangen damit, aber ich war auch nicht wirklich stolz drauf. Auch Tattoos hatte ich mir stechen lassen, weit aus besser eigentlich als der tödliche Glimmstängel. „Ach Lia, ich dachte du wolltest das nie.", hörte ich Marie aus der Ferne. „Ja ich weiß.", seufzte ich. „Aber ich hatte recht, blond steht dir immer noch am besten.", grinste Marie. „Danke, ich denke ich lass das jetzt auch so. Hat schließlich lange genug gedauert bis das schwarz raus ist.", sagte ich.
„Man alter ist das voll.", beschwerte ich mich über die Musik hinweg, die vor dem Konzert gespielt wurde. Dann wurde der Club dunkler und die Bühne beleuchtet. Ein DJ spielte verschiedene Amerikanische Rapmusik. Muss nicht sein. „Ist das der Supportact?", fragte ich Marie. „Nope, kommt bestimmt gleich.", meinte sie und sang zu dem Song mit, allerdings kannte ich den nicht. Bin da vielleicht doch ein bisschen intolerant was andere Musikrichtungen angeht, die nichts mit Rock oder Metal zu tun haben. Nach dem Song gab es eine kleine Unterbrechung, ehe die Menge, von der ich umgeben war, anfing zu toben. Nur ich war die einzige, die sich inzwischen in solchen Konzertmengen nicht mehr wohlfühlen konnte. Ich stand lieber selbst auf der Bühne. Sehen konnte ich einen großen Mann in einem weißen Pullover mit einer braunen Weste drüber, lange Haare und DocMartens. Zugegebenermaßen nicht wirklich hässlich. Nach vier oder fünf Liedern, verabschiedete sich der Supportact schon wieder und ließ eine feiernde Fangemeinde zurück.
„Ich brauche Luft.", japste Marie und lehnte sich draußen an die Wand des Clubs. Ich holte eine Zigarette aus meiner Gürteltasche und stellte mit erschrecken fest, das mein Feuerzeug in der anderen Tasche in meiner Wohnung war. Frustriert beobachtete ich die Menschen die aus dem Club strömten. Jugendliche mit ihren Eltern, ohne Eltern, aber auch ältere waren dazwischen. „Und jetzt?", fragte ich Marie. „Warten wir.", antwortete sie. „Auf was?", fragte ich verwirrt. „Na, das Bausa und Apache rauskommen.", meinte sie wie selbstverständlich. Genervt schaute ich auf meine Zigarette und wollte sie zurück in die Schachtel tun, als eine Flame vor meinen Augen aufleuchtete. Ohne zu gucken wer mir netterweise Feuer gab, hielt ich meine Zigarette in die Flamme. „Danke.", murmelte ich und stieß den Rauch aus meiner Lunge. „Marie können wir jetzt bitte gehen? Ich möchte nach Hause.", fragte ich an meine Freundin gerichtet. „Hä bist du blöd, jetzt nicht.", meinte sie und ich schaute zum ersten Mal vom Boden auf. Die beiden die zuvor noch auf der Bühne waren, standen inzwischen vor uns. „Kein Fan?", fragte der kleinere der beiden. „Ehrlich gesagt nicht, ich war lange Zeit nicht mal in Deutschland.", meinte ich. Hässlich war er auch nicht. „Wo warst du denn wenn man fragen darf?", fragte der andere und sofort kam mir die Stimme bekannt vor. Ich atmete den Rauch von der Zigarette falsch ein und musste erstmal ordentlich husten, ehe mein Blick auf den vor mir stehenden Mann fiel. Die Sonnenbrille verdeckte die Augen, doch trotzdem war ich mir ziemlich sicher wer gerade vor mir stand.
