Das Zweite Königreich - Kaylie

Kapitel 25

Zum Glück wurden wir wenig später von Tanya erlöst, die das Podium betrat. Stille kehrte im Ballsaal ein und alle drehten sich zu ihr um. Sie lächelte und räusperte sich. „Ich freue mich, Sie so zahlreich begrüßen zu dürfen. Der Anlass für diesen Ball ist ein recht ungewöhnlicher: Die Rückkehr einer verschwunden geglaubten Prinzessin und ihre Rückkehr als Verlobte von König Ian." Sie hob die Sektflöte, die sie in der Hand hielt. „Caelia Sirion. Darf ich Sie um ein paar Worte bitten?" Sie trat einen Schritt zur Seite.

Ohne Eile ging ich auf das Podest zu. Ian blieb unten stehen, ich hob mein Kleid ein wenig an, um auf den drei Stufen nicht darüber zu stolpern. Auf dem Podest ging ich zu der Stelle, wo vorher noch Tanya gestanden hatte und drehte mich zu den Gästen um. Es waren ziemlich viele, stellte ich nervös fest. Ich lächelte ihnen zu, während ich mir versuchte, meine vorbereitete Rede in Erinnerung zu rufen, während ich darauf wartete, dass Tanya mir ihre vorbereitete Frage stellte.

„Wie ist es so, von der Ausgestoßenen im eigenen Land zur Verlobten des Königs zu werden?", fragte sie.

Ich atmete tief durch. Ich wusste kein Wort meiner Rede mehr. „Es ist ungewohnt, in meiner Rolle als zukünftige Königin. Viele neue Personen, viele neue Orte, viele neue Normen. Aber auch viele neue Freundschaften, Chancen und Möglichkeiten. Es ist mir eine Ehre, hier als Verlobte des Königs stehen zu dürfen. Und ich werde mein Bestmöglichstes geben, dieser Ehre gerecht zu werden und die Möglichkeiten, die mir dadurch gegeben wurde, zur Chance dieses Königreichs zu ergreifen."

Murmeln machte sich breit. Manche wirkten zustimmend, andere abschätzend und andere schienen zu lästern. In der Menge konnte ich Lauryn ausmachen. Sein Blick wirkte ruhig und beherrscht, seine Miene überlegen. Er schätzte mich ein. Neben ihm stand eine braunhaarige Frau, die ich nicht genauer erkennen konnte. Ob das seine Schwester war?

„Vielen Dank, Prinzessin Caelia", ergriff Tanya wieder das Wort. „Ich denke, mit diesen Worten sollten wir den Ball eröffnen."

Applaus ertönte und ich stieg das Podest hinunter, wo Ian mir bereits seinen Arm anbot.

„Ich habe meine Rede vergessen. Die Rede, die ich vorbereitet habe. Ich habe sie vergessen", flüsterte ich, ein Grinsen unterdrückend.

„Hat man nicht gemerkt. Deine Rede war gut, vor allem der erste Teil. Der zweite Teil war sehr...politisch." Er lächelte verschmitzt.

„Politisch?", hakte ich belustigt nach.

„Du hast geredet, aber nichts gesagt." Er blieb stehen und drehte sich zu mir um. Wir stellten uns auf der freien Fläche auf und gingen in Tanzhaltung.

„Bereit?", fragte er leise.

„Nie mehr als jetzt", flüsterte ich zurück.

Ein vorfreudiges Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Als die Musik anfing zu spielen, begannen wir den schnellen Walzer ganz gewöhnlich mit dem Dreierschritt. Ian führte mich sicher und perfekt im Takt, sodass ich fast das Gefühl hatte, zu schweben. Passend zur Musik steigerte er die Drehung pro Schritt, bis er schließlich den Übergang zur schnellen Drehung führte. Wir drehten uns schnell auf der Stelle umeinander, als ich spürte, wie seine Flammen anfingen, mein Kleid und mein Diadem in Brand zu stecken. Auch seine Krone brannte. Überall, wo die Flammen entlangzüngelten, spürte ich ein angenehmes Kribbeln. Ich hatte keine Angst, Ians Feuer würde mir nichts tun. Er führte mich wieder in den Grundschritt. Ich hinterließ eine leichte Rauchspur, wo auch immer wir entlangtanzten. Ich bemerkte die beobachtenden Leute gar nicht. In dem Moment, in dem das Lied endete, blieb Ian stehen, drehte mich zwei Mal um die eigene Achse und ließ mich in die Fallfigur fallen. Er fing mich auf und ich hielt mich, leicht außer Atmen, an ihm fest. Wir blieben in dieser Pose, bis der letzte Ton verklungen war, dann zog Ian mich wieder mit einem strahlenden Lächeln hoch. Die Leute applaudierten. Die Musiker stimmten das nächste Lied an, Tanzpaare verteilten sich im ganzen Raum und begannen, zu tanzen. Gespräche wurden wieder aufgenommen oder neue begonnen und Ian und ich gingen in der Masse der Tanzpaare unter.