Kapitel 52

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Für die Krönung trug ich ein bodenlanges, schlichtes, schwarzes Kleid, das meine Figur betonte. Meine Haare hatte Amber zu einem Flechtkranz geflochten. Ich war nicht allzu aufgeregt, da außer Ian, Verion und mir niemand sonst anwesend sein würde.

Gemeinsam mit den beiden eben Genannten betrat ich den Krönungssaal. Es war ein kleiner, nur schlicht verzierter Raum. In der Wand eingebaut befand sich ein kleiner, runenverzierter Tresor, den Ian mit einem Schlüssel aufsperrte. Darin lag, auf ein dunkelrotes Kissen gebettet, eine goldene Krone. Sie war nicht ganz so groß wie Ians, dafür aber dezent mit schwarzen Edelsteinen verziert. Verion nahm sie, während Ian und ich uns gegenüber voneinander vor einer Art Altar aufstellten und unsere Unterarme des rechten Armes darauf ablegten. Ian ergriff meine Hand, woraufhin Flammen an unseren Armen begannen, entlang zu züngeln. Währenddessen nahm Verion behutsam die Krone und stellte sich an ein Ende des Tisches zwischen Ian und mir auf.

„Caelia Ferion, bist du bereit, die neue Königin zu werden?" Es war merkwürdig, Verion meinen gesamten offiziellen Namen sagen zu hören.

„Ja, das bin ich." Ich sah Ian in die Augen. Er beobachtete uns gespannt und aufmerksam.

„Bist du bereit, mit Leib und Seele für das Königreich einzustehen, und die Verantwortung zu tragen, es durch Kriegszeiten, Dürren, Hungersnöte und andere Katastrophen zu führen?"

„Ja, das bin ich", bestätigte ich wieder.

„Dann ernenne ich dich, Caelia, zur neuen Königin des Zweiten Königreichs. Bewahre den Frieden und herrsche gerecht."

Die Flammen lösten sich von unseren Armen und schossen stichflammenartig nach oben, ehe sie in Sekundenbruchteilen verschwanden. Ian und ich standen auf. Langsam ging ich auf Verion zu, der mir kurz den Kopf zuneigte, bevor er mir beinahe ehrfurchtsvoll die Krone aufsetzte. Das Gefühl des harten, kalten Metalls an meinem Kopf war ungewohnt.

„Danke", meinte ich leise.

Verion lächelte leicht und nickte. „Schön, die Hierarchie wieder vollständig zu haben."

„Mach jetzt nicht den Moment kaputt", erwiderte ich und grinste.

„Zu spät."

Ich schüttelte lächelnd den Kopf und drehte mich zu Ian um. Er bot mir seinen Arm an, bei dem ich mich unterhakte.


Amber nahm mir in diesem undefinierbaren Raum, der zugleich Bad und Ankleideraum war, die Krone ab und stellte sie in einen abschließbaren Schrank, der, ebenso wie das Fach im Krönungssaal mit Runen verziert war, die es schützten.

„Amy?"

„Ja?"

„Wie ist es eigentlich bei dir? Gibt es bei dir einen jungen Mann, dem dein Herz gehört?" Neugierig sah ich sie an.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, gibt es nicht. Selbst wenn, Zofen dürfen nicht heiraten."

„Was? Aber warum denn?" Ich legte die Stirn in Falten und setzte mich gerader hin.

„Wir sollen unserem Dienstherren immer zur Verfügung stehen", antwortete sie schulterzuckend. „Aber rege dich darüber nicht so sehr auf. Das ist immer noch besser als eine arrangierte Ehe, wie bei den meisten Adeligen."

„Nein", widersprach ich. „Daran muss sich was ändern. An den arrangierten Ehen, sowie an deinem Heiratsverbot. Wozu bin ich denn die Königin?"

Amber schmunzelte. „Für diese Art habe ich dich schon immer gemocht."


Ich hatte beschlossen, das Thema gleich beim Essen anzusprechen. Also wartete ich noch, bis der erste Gang serviert wurde, um mit Ian und Verion zu reden.

„Ich habe eine Frage an euch", begann ich das Gespräch.

„Klar, schieß los", meinte Verion und schob sich einen Löffel Suppe in den Mund.

Ich hatte über das Heiratsverbot und die Zwangsehen nachgedacht und beschlossen, zuerst die Zwangsehen anzugehen. „Ein Großteil der Hochzeiten unter den Prinzen und Prinzessinnen sind arrangierte Ehen, nicht wahr?"

Ian nickte und sah auf die Tischplatte. „Leider."

„Ich habe darüber nachgedacht. Ich denke, als Königin sollte ich diese Macht nutzen, um das zu beenden. Nur wegen dieser Tradition sind meine Eltern jetzt tot. Abgesehen davon, wie viele Leute womöglich ihr Leben mit einer Person verbringen müssen, ihm Kinder geben müssen, die ihren Ehepartner nicht leiden können."

Verion nickte langsam. „Arrangierte Ehen sind oftmals für beide Ehepartner unglücklich, wobei Frauen häufig mehr darunter zu leiden haben."

Ian lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. „Nicht, dass ich deine Idee nicht vollkommen unterstützen würde, aber es würde sehr schwierig, beinahe unmöglich sein, den Höfen beizubringen, dass sie auf diese jahrhundertealte Tradition der Machtgewinnung verzichten müssen."

Ich seufzte. „Wollen wir nach dem Essen ein wenig spazieren gehen? Dann können wir das Gespräch später fortsetzen."

Ian nickte und setzte sich wieder normal hin. "Gute Idee."

Das Zweite Königreich - KaylieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt