Kapitel 32

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Drei Tage waren seit dem Giftanschlag auf mich vergangen. Ich lag fast die ganze Zeit im Bett. Meine einzigen Orientierungen waren, wenn Amber mir Frühstück, Mittag oder Abendessen brachte. Während dem Essen war der einzige Zeitpunkt, an dem ich diese Ausgeburt eines Kräutertees trinken konnte, da das Essen eine wunderbare Möglichkeit bot, den Nachgeschmack wieder aus dem Mund zu bekommen. Daher war ich recht froh, als der Arzt gestern beschlossen hatte, dass ich den Tee nicht mehr nehmen musste. Ich vertrieb mir die restliche Zeit damit, Illusionen zu erschaffen und Dinge schweben zu lassen, was Amber zwar sehr aufregte, für mich aber mit dem Lesen die einzige Freizeitbeschäftigung darstellte.

Plötzlich ertönten Stimmen auf dem Gang. Verwundert ließ ich die Illusion eines fliegenden Vogels verschwinden. Die Tür öffnete sich und ich wurde von dem hereinscheinenden Licht geblendet. Davor zeichnete sich eine mir nur allzu bekannte Silhouette ab.

„Ian", wisperte ich.

„Kaylie." Die Tür schloss sich und er zog mich in seine Umarmung. Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.

„Es tut mir leid. Alles", begann ich. „Dass wir uns so getrennt haben. Dass du wegen mir die Verhandlungen verlassen musstest..."

„Sh", stoppte er mich. „Du bist wichtiger als die Verhandlungen. Die können sie auch ohne mich zu Ende führen. Willst du ein bisschen spazieren gehen?"

„Ja." Ich war seit Tagen nicht mehr draußen gewesen. Ich vermisste die frische Luft.

Er stand auf und hielt mir seine Hand hin. Mir fiel auf, dass sie zitterte. Ehe er bemerkte, dass ich gesehen hatte, wie sehr seine Hand zitterte, ließ ich mir von ihm aufhelfen. Meine Haare lagen in einem lockeren Zopf über meiner Schulter. Ich sah müde aus und trug nur ein Schlafgewand. So konnte ich nicht rausgehen.

„Warte kurz." Ian ging zu seinem Schrank, öffnete die Türen und zog einen langen, dunkelroten Umhang raus. Er hängte ihn mir um die Schultern und verschloss ihn. Ich kuschelte mich darin ein, denn er war angenehm wärmend und weich. Dann hob er mich behutsam hoch und trug mich durch das Schloss. Ich verschränkte meine Hände hinter seinem Nacken.

„Wo bringst du mich hin?"

„Ein Ort, an dem normalerweise so gut wie niemand ist", antwortete er. „Wie geht es dir?"

„Ich weiß es nicht. Von dem Gift habe ich mich bereits fast vollständig erholt. Ich hatte nur Angst, dass du immer noch wütend auf mich sein würdest, weil ich kein-"

„Lassen wir das Thema erst einmal gut sein", meinte Ian. „Wir haben noch Zeit. Es ergibt sich schon noch. Mache dir jetzt keine Gedanken darüber."

Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Die Gefühle, die ich zurückgehalten hatte, lösten sich. Ich hatte mich mit Ian gestritten. Ich war fast gestorben. Er war für mich zurückgekommen und trug mich einmal durchs Schloss, damit ich mich besser fühlte.

„Wird nach dem Täter bereits gefahndet?", fragte er weiter. Er stieß eine kleinere Tür auf und ging ein paar Stufen nach unten.

„Ich denke schon."

„Gut. Wir sind da." Er setzte mich ab und ich sah mich um. Wir befanden uns in einer Art Wintergarten in einer Ecke des Schlosses. Es war klein und gemütlich. Er nahm mich an der Hand und ging auf eine Couchecke zu, die eine Ebene tiefer lag. Wir setzten uns hin und er zog mich an sich.

„Es tut mir leid, dass ich nicht bei dir war, als du mich gebraucht hättest."

„Du hattest es ja nicht ahnen können", meinte ich und verschränkte meine Finger mit seinen.

„Was wirst du mit dem Täter tun, wenn er gefasst wird?", fragte ich.

„Gar nichts. Diese Entscheidung wird den Richtern überlassen."

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Sry, dass das Kapitel so kurz ist, aber die Trennung passt hier einfach am Besten rein...

Aber jetzt was Wichtiges! Ich finde, so langsam wird es Zeit, dass die Beiden einen Shipname bekommen. Ich bin im Moment für Kaylian oder Kayan. Oder doch Kaylan? Kaian? Schreibt mal eure Meinung^^

Das Zweite Königreich - KaylieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt