Kapitel 114

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Chris POV

Wieder drehte ich mich zu ihm um. Er war mir tatsächlich näher gekommen. Nun stand ich auf und er wich wieder zurück. Mir tat es irgendwie weh zu wissen, dass ich mitunter daran schuld war. Doch er schaute mich weiter an. Ob aus Sicherheitsgründen oder einem anderen Grund, dass wusste ich jetzt nicht.
So wie er da stand… mit der Angst ins Gesicht geschrieben… Das triggerte meinen Beschützerinstinkt enorm. Aber er hatte eine Schwester. Er hatte eine Person, die auf ihn aufpassen konnte zur Not. Und mir würde er eh nicht vertrauen.
Ich wendete meinen Blick ab und schaute auf den Boden neben ihn. Das ich gerade vor ihm die ganze Bandbreite meiner schwachen Seite zeigte, war mir egal. Wieder drehte ich mich zum Wasser um und betrachtete es. Die Strömung faszinierte mich wieder aufs neue. Ob es mich umbringen würde? Wahrscheinlich… Aber ich konnte das jetzt nicht machen. Nicht hier vor dem Jungen. Damit würde ich ihn nur auf Lebensdauer traumatisieren. Und das war nicht mein Ziel.
Er sollte weiterhin so unbeschwert wie möglich leben können. Das wollte ich nicht ändern.
„Du bist nicht alleine Schuld.“, hörte ich ihn plötzlich hinter mir. „Ich.. Lebe mit dieser Angst jetzt schon Jahre… Neun müssten es jetzt sein..“, fuhr er fort. >Neun Jahre? Neun Jahre mit so einer Angst, die einen fast täglich in so einer großen Stadt verfolgen kann?<
„Bitte hör auf dir die Schuld zu geben.“, bat er mich. Aber das war einfacher gesagt als getan. >was hat er bitte erlebt, dass er so eine Panik vor Sanitätern und so was hat?<, fragte ich mich. „Ich arbeite zwar dran… Aber es ist schwer. Schwer drüber hinweg zu kommen, wenn man es andauernd wieder vor sich hat. Wenn man die Bilder wieder vor Augen hat und man glaubt, dass man alles wieder von vorne erlebt.“, redete er. Ich hob meinen Blick leicht an.
„Du hast auch Flashbacks?“, rutschte es mir raus. „Ja.“, erhielt ich die leise Antwort. Aber das reichte mir.
Mein Gefühl hat sich nicht getäuscht. Als ich ihn das erste mal gesehen hatte, nach dem Vorfall, da habe ich ihm auch das erste mal richtig in die Augen gesehen. Nicht ohne Grund habe ich mich ein Stück weit in diesen wieder erkannt. Er leidet genau wie ich unter seiner Vergangenheit. Er selbst hat was erlebt, was ihn nicht loslassen möchte und wahrscheinlich sogar bis in die Träume verfolgt.
„Kennst du das auch?“, fragte er mich leise. „Leider ja.“, antwortete ich ihm und Frage mich danach, wieso ich ihm das eigentlich sagte. Weil er mich vielleicht verstand? Ich wusste es nicht. Aber es fühlte sich keineswegs falsch an. Sondern irgendwie richtig.
„Meine Mutter wollte mich deswegen schon zu nem Psychologen schleifen.“, offenbarte er mir. Und die nächste parallele. Denn Maik war derjenige bei mir, der mich dazu überreden wollte, mir professionelle Hilfe zu holen. Das habe ich aber abgelehnt. Es geht wirklich niemanden anderes was an, wie zerbrechlich ich doch in meinem inneren bin. „Hat man mit mir auch schon versucht.“, kam es nun von mir.
„Du magst das auch nicht hm? Mit jemanden fremdes über deine Probleme zu reden. Damit dieser dir dann Tipps geben kann, wie du damit umgehen sollst.“, sprach Luke das aus, was ich genau so gesagt hätte. „Was soll es mir bringen? Das mich noch mehr zerstört von innen, weil ich mehr darüber nachdenken muss?...Nein… da kann ich wirklich drauf verzichten.“, gab ich meine Meinung dazu Preis. >Vorher bin ich tot.<, fügte ich in Gedanken noch dazu. Denn das musste er jetzt nicht wirklich wissen. Das ich Suizidgefährdet bin. Eine weitere Person, die mich versucht davon ab zu halten, brauchte ich nämlich nicht.

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611 Wörter

Heyho ^^

[ASDS] Angst vor IhnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt