Mate - Love for Life

23

Cole

Wir gehen zu Liam nach Hause. Ich trage Sam, da dieser in Onmacht gefallen ist. Seine Brille hat Liam genommen, da ihm diese bei der Verwandlung runtergefallen ist. Trotz allem scheint sie ganz zu sein. Normal ist es unmöglich, dass ein Mensch auch zu einem Wolf wird. Wir alle wissen nicht, was das nun zu bedeuten hat. Ob es nur wegen dem Biss war? Wird er sich nochmal verwandeln oder war das eine einmalige Sache? Diese Gedanken gehen mir durch den Kopf, während ich den Schlafenden in das Haus trage. Dort lege ich ihn auf die Couch, wo er sich zusammenrollt. Also schläft er nur.

Ich spüre ihn nun. Das merke ich klar und deutlich. Es ist, als ob da nicht nur ich bin, sondern noch jemand anderes. Jemand warmes, liebes und ruhiges. Sam. Das Gefühl ist unglaublich.

Ich spüre auch, dass er es überleben wird. An den Stellen wo er verwundet wurde, fühle auch ich Schmerzen, doch es ist aushaltbar. Wieder als Mensch sitze ich vor Sam, der neben Nicki liegt, die auch noch ein Wolf ist.

Alex ist mit den jungen Wölfen in ein anderes Zimmer gegangen und probiert sie davon zu überzeugen sich in Menschen zu verwandeln, damit wir reden können. In der Wolfsform können wir nämlich nur mit Rudelmitgliedern kommunizieren.

"Das war mal ne Nacht.", sagt Li. "Ja, da hast du recht. Wusstest du, dass sich Menschen auch verwandeln können nach der Bindung?", frage ich ihn.
"Nein, davon hatte ich noch nie gehört. Aber es sah schmerzhaft aus."
"Er wird sich daran gewöhnen. Oder es war nur wegen dem Biss und es wird nie wieder passieren, das weiß ich nicht."

"Was ist passiert?", hören wir Nickis Stimme und drehen uns zu ihr. Sie ist wieder ein Mensch und hält sich den Kopf. Ihr Körper ist versteckt unter einer Decke. Nackt. Das fällt ihr wohl auch gerade auf, denn sie wird hoch rot im Gesicht. "Starr nicht so Liam! Und bring mir gefälligst was zum anziehen!!!"

Kurz starrt er sie noch ohne eine Reaktion zu zeigen an, dann wird auch mein bester Freund rot. "Ähh j-ja Sachen!" Schnell rennt er hoch. Wow wenn sie hopp sagt springt er. Ist aber bei mir und Sam auch nicht anders..

"Ist das Sam?", fragt sie mich leise. "Ja, das ist Sam. Ich weiß nicht warum er sich verwandelt hat." Sie nickt und zieht die Decke näher an sich. "Es ist passiert als ich ihn gebissen habe un-" "Du hast was??" "Shhhh. Er soll noch etwas schlafen. Er wäre sonst gestorben Nicki. Ich hatte keine Wahl. Und ich hoffe sehr er akzeptiert es.", sage ich leise.

Sie nickt wieder nur, dann kommt Liam wieder und Nicki geht mit der Decke um dem Körper und der Kleidung in der Hand. Kurze Zeit später kommt sie wieder mit den Sachen von Liam an ihrem Körper. Er grinst. "Meine Kleidung steht dir." "Sie riecht gut.", erwidert Nicki mit geröteten Wangen. "Nach dir."

Li grinst noch mehr. "Spürst du die Bindung nun auch? Du hattest Geburtstag und dürftest nun auch spüren, wie gut wir zu einander passen und das wir für einander geschaffen sind. Und ein Geburtstagsgeschenk bekommst du natürlich auch noch." "Ja das tue ich. A-also ich spüre die Bindung.. nicht das mit dem Geschenk. Es.. ich weiß nicht.. fühlt sich gut an. Aber das ändert nichts daran das du dir Mühe geben musst bei mir.", sagt sie wieder etwas zickig. "Und nächsten Vollmond werden wir uns binden, damit ich nicht mehr für andere Wölfe anziehend rieche. Denn das ist wohl ab nun der Fall."

Li nickt leicht. "Das wäre das beste."
"Leute!", kommt Alex zu uns in den Raum. Hinter ihm laufen zwei Menschen. Der eine ist noch jung. Ich schätze ihn auf 12/13.
Der andere ist etwas älter, 15 oder 16. Beide schauen ängstlich drein. Sie haben Kleidung von Liam an, die ihnen viel zu groß ist, doch es ist besser als nichts. Der Größere steht vor dem Jüngeren mit entschlossenen Blick. Beide besitzen braune Haare. Der Ältere hat grüne Augen und der Kleine braune.

"Ich bin der baldige Alpha dieses Rudels.", ergreift Li das Wort. "Ich verspreche auch euch nichts zu tun und das ihr hier sicher seid. Ich würde aber gerne eure Geschichte hören. Lasst uns doch in die Küche gehen und alles bei einem Tee und was leckerem zu Essen bereden." Am Anfang sprach Li noch ernst und Alpha mäßig, doch gegen Ende wurde seine Stimme freundlich und er lächelt beide an.

Kurze Zeit später sitzen wir alle bis auf Sam an dem Tisch und haben eine Tasse Tee - beziehungsweise Kaffee - vor uns stehen.
"Mein Name ist Kai und ich bin 15, aber fast 16. Mein Bruder heißt Noah und ist 12 Jahre alt. Wir lebten mit unseren Eltern in keinem Rudel, da wir beide.." Nun schweigt er wieder.

"Egal was es ist, sag es ruhig. Wir schwören euch nichts zu tun oder das Asyl zu verweigern."
"Wir sind Omega. Wir beide. Und unser Leben verlief super, bis diese Leute kamen. Was mit unseren Eltern ist wissen wir nicht, doch.. der Typ sagte sie wären.." Kai redet nicht weiter. Seine Lippen vibrieren, also nehme ich an, steht er kurz vorm weinen.

Die armen Jungs. Ihre Eltern wurden umgebracht und das nur weil diese komischen Leute die Omega in ihre Finger kriegen wollen.
"Er entführte uns. Er zwang uns im Auto zu bleiben. Und dann ist er weggegangen und hatte ähm... Sie dabei.", richtet er sich an Nicki.
"Du kannst uns alle duzen.", erwidert sie liebevoll lächelnd. "Okay. Dann kam er mit dir wieder und.. naja den Rest kennt ihr ja. Wir haben uns entschieden mitzukommen, da dieser Typ unsere Eltern... und außerdem denke ich, ist es überall besser als da, wo er uns hinbringen wollte."

Während er redet analysiere ich alle aus der Gruppe ganz genau. Nicki ist Li gegenüber viel offener und sie sind sich näher, Sam ist nicht da, Kai redet, sein Bruder ist neben ihm und trinkt seinen Tee und Alex starrt die ganze Zeit auf Kai.
Was hat der denn?

Nach dem Gespräch bringt Li Kai und Noah erstmal in ein Gästezimmer, damit sie sich ausruhen können. Er und Nicki gehen dann in seines um sich auszuruhen. Vorher schrieb sie aber noch ihren Eltern, damit diese sich keine Sorgen machen müssen. Liams Eltern sind nicht da und kommen erst am nächsten Tag nach Hause.

"Alex.", frage ich ihn, als nur noch wir beide in der Küche sind. "Was denn?", er klingt abwesend und in Gedanken.
"Wieso hast du Kai so angesehen?", frage ich ihn gerade heraus. Nun schaut er mich an.

"Weil ich bei ihm dasselbe gefühlt habe wie bei dem Mädchen, das mich nicht akzeptierte und wie bei Sam. Nur das es bei Kai um so viel Mal stärker ist. Verstehst du? Ich meine es ernst. Die Bindung ist so unglaublich stark..."

Er wirkt beunruhigt. "Also ist er perfekt für dich? Er ist dein Mate?"
"Pass auf Cole. Es tut mir wahnsinnig leid was passiert ist. Ich wollte nur glücklich sein. Tief in mir weiß ich, dass ich mit Sam niemals glücklich geworden wäre, obwohl ich ihn leicht gespürt habe. Es war ein Fehler und es tut mir wirklich sehr leid."

"Sag ihm das. Und rede mit Liam wegen Kai." Ich lasse ihn in der Küche stehen und gehe zu Sam. Im Moment bin ich mir nicht sicher, wie ich Alex gegenüber auftreten sollte. Sam liegt immernoch als Wolf auf der Couch in einer Decke und schläft friedlich. Sein Blut witterte ich kaum noch und ich setze mich in einen Sessel neben ihn.

Lange schaue ich meinen kleinen Mate noch an, ehe auch ich ins Land der Träume verschwinde.