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Sam

Es tut so unglaublich weh. Die Krallen von dem wer auch immer es war hatten sich tief in meinen Bauch gekrallt. Ich habe genau gehört wie meine Haut gerissen ist. An meiner Schulter hatte es laut geknackt, als sei ein Knochen zersplittert.

Der Schmerz nimmt mir alle Sinne. Ich kann kaum noch Atmen und liege am Boden. Über mir sehe ich verschwommen einen großen Wolf. Cole? Ich hoffe er ist es.

Niemals dachte ich dass das heute passieren würde. Ein normaler Tag.. und plötzlich kommt Alex zu uns nach Hause. Er brauchte meine Hilfe mit einer Überraschung für Nicki, also stieg ich in sein Auto. Zuerst haben er und ich geredet und wir kamen auf das Thema Nicki und Liebe zu sprechen, dann sagte ich ihm, Nicki würde nie mit ihm zusammen kommen und Alex grinste mich an. "Sie war ja auch nicht mein Ziel. Nicki diente mir aber als gutes Alibi, damit man meine wahren Absichten nicht erkennt." Er erzählte mir von der Tatsache, er wäre Nickis leiblicher Bruder und seine Mate verließ ihn. In mir riecht er einen potentiellen anderen Mate und das Geschlecht wäre ihm dabei egal. Er wolle nur glücklich sein.

Schon als ich entführt wurde sagte ich es Alex. Ich sagte ihm, ich würde Cole wirklich lieben, trotz der Trennung meinerseits. Es war ihm egal. Er wollte mich trotzdem beißen. Wehren konnte ich mich kaum. Aber ich appellierte an seine Vernunft. Ich sagte ihm, er und ich würden nie glücklich werden. Wir wären nicht füreinander geschaffen und niemals würde ich ihn so lieben können.

Zuerst sah ich in Alex Blick, wie egal ihm diese Aussage war, doch dann kehrte Unentschlossenheit hinzu und er ließ von mir ab. Wir begannen zu reden. Er erzählte mir von seinen Leiden und seinem einzigen Wunsch nach jemanden, der ihn liebt.

Eigentlich war er sogar ganz nett neben der Entführung, nur eben sehr verzweifelt immer alleine sein zu müssen.
Als er am späten Nachmittag an meiner Tür klingelte und behauptete, für Nicki ein Geschenk besorgen zu wollen dachte ich niemals, dass der Tag so enden würde.

Ich hatte Alex geglaubt und vertraut, doch eigentlich war es dämlich von mir. Er ist immernoch ein Fremder und ich kenne ihn kaum. Wie dumm ich doch war.
Nur wieso denke ich ausgerechnet jetzt darüber nach, wie dumm ich doch bin?

Ich habe an wichtigeres zu denken. An mein Überleben.
Ich höre Cole neben mir wimmern. Wieso verwandelt er sich nicht in einen Menschen? Ich will seine Stimme hören. Ein letztes Mal bevor ich sterbe.
Ich habe kaum die Kraft ein Wort heraus zu bringen. Und trotzdem höre ich das ständige Wimmern, welches anscheinend von mir ausgeht.

"Es tut so weh.", flüstere ich zwischendurch ein paar mal.
"Mach das es aufhört."
Als ich meine Finger hebe, sind diese voller Blut. Ich spüre, wie die rote Flüssigkeit aus mir heraus läuft. Immer schneller, so kommt es mir vor.

Cole jault nur. Wieso verwandelt er sich nicht? Wie viel Zeit ist vergangen? Ich spüre eine Hand die mir etwas auf eine der Wunden drückt und schreie auf. Panisch versuche ich mich zu befreien.

"Beweg dich nicht so viel sonst verblutest du noch Sam." Ich glaube es ist Alex's Stimme. "Pass auf Cole, ich glaube eine Bindung wäre die einzige Möglichkeit. Du weißt es funktioniert nur bei Vollmond. Und er würde sicherlich überleben." Wieder höre ich nur ein Jaulen von Cole.

"Cole..", murmele ich.. also ich glaube ich habe es gesagt. Ich bin nicht mehr Herr meiner Stimme. Oder meiner Sinne.
Über mein Gesicht laufen heiße, nasse Tränen. "Es tut so weh.. mach bitte dass es aufhört.. mehr will ich nicht."

Habe ich die Worte ausgesprochen? Will ich sterben? Ich glaube sterben ist besser als diese Schmerzen noch länger ertragen zu müssen.

"Er sagte vorhin er liebt dich. Cole, ich denke es wäre okay für ihn.", höre ich wieder Alex murmeln. Dann verschwindet der Mensch aus meinem Sichtfeld. Kurze Zeit später steht ein zweiter Wolf um mich herum. Könnten sie nicht mal Menschen werden? Ich brauche jemanden der mit mir redet.

Alle lassen mich alleine. Es ist schrecklich.
Ich will nicht mehr. Die Wölfe scheinen sich zu unterhalten. Haben sie nichts besseres zu tun? Zum Beispiel mir die Schmerzen nehmen?

"Ich will nur das es aufhört, bitte. Es tut so unvorstellbar weh.", murmelte ich, überrascht von meiner klaren Stimme.
Ich fühle mich schrecklich. Meine Wangen sind warm von Tränen, meine Nase und alles darum ist voller Rotz und mein Körper liegt inzwischen schon in einer Blutlarche.

Der Wolf bei dem ich glaube es ist Cole - so langsam bin ich mir da nicht mehr sicher - beugt sich zu mir runter und stubst mit seiner nassen Nase meine Wange. Irgendwie eine süße Geste. Aber die Schmerzen steigern sich langsam ins Unendliche.

"Bitte mach einfach, dass es aufhört!", wimmere ich leise. Zu mehr bin ich nicht mehr imstande.

Und dann beißt er mich in den Hals. Es tut weh. Es tut wirklich weh. Doch der neue Schmerz und das Brennen am Hals überdecken die anderen Schmerzen. Ich gebe einen erstickenden Laut von mir. Ich habe keine Ahnung was gerade passiert, aber mein ganzer Körper ist warm und brennt irgendwie. Es tut weh, doch es fühlt sich nicht sehr unangenehm an.

Meine Atmung wird immer schneller. Und dann spüre ich einen Ruck. Wie auf Knopfdruck richte ich mich auf und atme hektisch. Ich reiße meine Augen auf und sehe plötzlich alles heller. Ich sehe Alex ganz hinten stehen mit zwei anderen Wölfen, ich sehe Liam, der Nicki unter sich hat und ich sehe Cole. Plötzlich kann ich sie ganz genau auseinander halten und rieche sie perfekt. Was passiert hier? Das Gefühl ändert sich wieder. Nun spüre ich einen unglaublichen Schmerz an meinem Hals. So schnell ich kann drücke ich mit meinen Händen darauf in der Hoffnung, den Schmerz zu lindern.

Mein Blick gleitet schmerzerfüllt zu Cole. Ich bin mir nicht sicher ob ich seinen Namen wirklich ausspreche oder ihn nur denke, doch ich fühle mich, als würde die Zeit in Zeitlupe vergehen.

Ich sehe ihn an. Er schaut mich aus seinen Wolfsaugen an. Und dann höre ich das erste Knacken. Es klingt schmerzhafter als es ist, doch mein Knochen bricht, da bin ich mir sicher. Dann knacken all meine Knochen. Ich kann nicht anders als laut zu schreien. Okay es tut doch ziemlich weh! Ich habe sowas von keine Ahnung was im Moment passiert, aber es ist kein schönes Gefühl.

Als ich das nächste mal die Augen öffne, hat sich meine ganze Perspektive verändert. Mein Blick gleitet nach oben, dort sehe ich Cole. Der Wald scheint plötzlich heller und ich fühle mich trotz der Wunde stärker als vorher. Ich sehe zu Cole, der mich aus riesigen, aufgerissenen Augen anstarrt.

Cole?

Mein Schatz es ist alles gut. Du wirst wieder Gesund versprochen!

Das ist mir gerade zu viel. Die letzten Worte von mir, bevor ich in eine tiefe Ohnmacht falle.

Mate - Love for LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt