Kapitel 27

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Qui-Gon wusste genau wo das Gelände von Oki sich befand, da er und Obi-Wan dort bereits einmal kurz vorbeigesehen hatten. Ihm fiel die Fallenautomatik mit den Schnüren wieder ein und er warnte die anderen Jedi davor, als sie nah genug herangekommen waren. Jeden Schritt mit Bedacht setzend ging die Gruppe weiter, bis Siri sie zum Halten zwang. „Hier trennen wir uns. Vielleicht könntet ihr auf der anderen Seite etwas Lärm veranstalten, um von uns abzulenken? Macht eine schöne Ablenkung draus, ja?", meinte sie verschmitzt und die beiden Meister wechselten einen kurzen Blick, dann nickte Adi den Padawanen zu: "Seid vorsichtig und haltet euch aus Konflikten raus. Möge die Macht mit euch sein." Qui-Gon wiederholte die Worte, dann taten es ihm Bant und Siri gleich. Sie wirkten entschlossen und zuversichtlich, einmal mehr musste sich Qui-Gon vom Gedanken verabschieden, dass er hier nur unerfahrene Schüler vor sich hatte. Auch wenn Bant noch so jung wirkte, selbst sie war erwachsen und würde bald ein Jedi Ritter sein, wie Siri und Obi-Wan. Schmerz durchzuckte seine Brust und er merkte wie das rotglühende Monster in ihm wieder erwachte. Mit größter Mühe beruhigte er sich während die Padawane sich von ihnen entfernten.Zusammen gingen die beiden Mädchen näher an die Baugrube heran. Siri wollte sich gerade an den Abstieg wagen, da wurde sie von Bant gestoppt. „Warte, Siri! Ich spüre etwas!"
Neugierig folgte die blonde Padawanin ihrer Kameradin auf eine relativ unscheinbare Wand zu, die zu ihrer Linken emporragte. Sie war Teil eines Riesenfelsmassivs, das die Baugrube links und rechts umgab. „Was genau hast du gespürt?", fragte Adis Padawan gespannt, denn erst auf dieser Mission hatte sie gelernt wie feinfühlig Bant tatsächlich war. Bant schloss kurz die Augen und Siri musste etwas auf die Antwort warten. „Es ist wie eine Stimme in der Macht, sie richtet meine Aufmerksamkeit auf eine Präsenz, die bereits hier war. Und das war Obi-Wan, allerdings wird sein Echo etwas schwächer. Qui-Gon sagte doch, Obi-Wan sei vor der Entführung der Prinzessin hier gewesen, oder nicht? Wenn sein Echo hier am stärksten ist, muss er zuletzt hier gewesen sein. Und wenn er etwas herausgefunden hat, dann sollten wir da anfangen zu suchen, wo er aufgehört hat, meinst du nicht?" Siri war beeindruckt und gleichzeitig ein wenig neidisch auf Bant, denn als sie in der Macht fühlte, spürte sie nichts Besonderes. Trotzdem vertraute sie auf das Urteil der Mon Calamari und folgte ihr, als sie einen knapp zwei Meter großen Riss in dem Felsen entdeckte und sofort entschied, dass das ihr Weg war. Siri quetschte sich hinter ihr her und auch wenn der Gang relativ breit war, reichte es nicht um gerade zu laufen. So kämpften sie sich einige Zeit durch die Stille und Dunkelheit. Einzig ihre Lichtschwerter und Gürtel verursachten ein Geräusch, wenn sie damit versehentlich an der Felswand entlang kratzten.
Der Gang wurde stetig breiter und schließlich konnten beide Mädchen normal nebeneinanderstehen. Bant schloss die Augen und aktivierte ihr Lichtschwert bevor sie vorsichtig durch halb geöffnete Lider spähte um sich an die geänderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Das blaue Licht vermischte sich mit dem rosa Glühen von Siris Klinge und spiegelte in der gesamten Höhle wider, als die Kristalle an den Wänden das Licht brachen. Siri brachte kein Wort heraus und auch Bant stierte gebannt auf die Lichter, die sie einhüllten und um sie herumtanzten, bis sie sich einen Ruck gab und weiterlief. Dabei beobachtete sie trotzdem bewundernd die Blitze, die ihre Lichtschwerter durch die Kristalle gebrochen an die Wände warfen. "Das ist einer der Gründe, warum ich das Jedi-Dasein so Liebe. Wir sind in der Galaxis unterwegs, bereisen Planet um Planet und sehen dabei viel Grausamkeit Armut und Hass. Und ganz selten sehen wir so etwas wie hier. Unberührte, wunderschöne Natur, die einem den Atem stocken lässt. Es sollte um mehr gehen als Profit finde ich, alle Spezies müssten die Schönheit der Natur mehr schätzen. Das wäre schön.", sagte Kits Schülerin wehmütig, während sie weitergingen.
Siri antwortete nicht, da sie in ihre eigenen Gedanken versunken war. Die ganze Mission war von vorn bis hinten ungeheuerlich. Obi Wans Familie war hier, kein Jedi sah seine Familie wieder. Jedenfalls war das die Regel. Die Jedi waren die Familie für Padawane und auch die Meister fühlten sich bei den Jedi zu Hause. Das war ihnen beigebracht worden seit sie sprechen konnten. Aber was, wenn das nicht stimmte? Was, wenn nicht nur die Jedi ihre Familie waren? Wenn es da draußen noch ihre wirkliche Familie gab? Es kam Siri nicht in den Sinn die Jedi lehren in Frage zu stellen, denn sie wusste, dass die Jedi nicht nach Besitz und Anerkennung strebten.
Die eigenen Wünsche waren nicht vor Belang, das Wohlergehen der Galaxis stand immer im Fokus und somit die Wünsche eines jeden anderen, nur nicht ihre eigenen. Das hatten ihr Meister Yoda und Adi immer wieder mahnend mitgegeben, als sie sich über die strenge Regelung der Beziehungen aufgeregt hatte. Damals hatten die Jedi Beziehungen untereinander verboten. Doch jetzt, ein paar Jahre später, billigten sie es. Siri war mehr als frustriert gewesen als sie davon erfahren hatte. Sie und Obi Wan hätten ein paar Jahre eine heimliche Beziehung führen können und letzten Endes hätte der Rat ihnen die besten Wünsche mitgegeben. Und jetzt? Jetzt lag Obi Wan im Koma, sie hatte ihre Gefühle nicht unter Kontrolle und fühlte sich deswegen schrecklich. Wie sehr wünschte Siri sich, in den Saal der tausend Quellen zurückkehren zu können, an den Tag, an dem sie sich entschieden hatten, ihre Beziehung zu beenden bevor sie begonnen hatte. Sie wollte zurück zu dem Moment und seine Entscheidung zurücknehmen, ihn so lange bedrängen, bis er ihre Argumente verstand. Doch das ging nicht. Vielleicht war es auch besser so.
Siri war jetzt reifer, fühlte sich insgesamt stärker und ausgeglichener. Vielleicht war es gut, dass sie nicht als Teenager mit Obi Wan eine Beziehung geführt hatte, vielleicht würde sie jetzt mit mehr Bedacht an die Sache herangehen.
Wenn er denn noch einmal aufwachte.

Familienbande [A Star Wars Story]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt