Plötzlich ertönte ein lauter Aufschrei und brachte ihn dazu, die Augen mit einem Ruck zu öffnen. Es dauerte und schmerzte etwas, bis seine verklebten Augenlider sich komplett voneinander trennten und ihm ein verschwommenes Bild seines Krankenzimmers zeigten, dem er allerdings nichts Ungewöhnliches oder Bedrohliches entnehmen konnte. Vorsichtig nahm er einen Arm hoch, um sich die Verklebungen aus den Augen zu wischen und stellte dabei fest, dass man ihm Schläuche an die Arme gesteckt hatte.
Weiter kam er mit seinen Beobachtungen nicht, denn erneut schrie jemand und Obi-Wan rieb sich erneut die Augen, um endlich wieder normal sehen zu können, während seine Ohren wegen des lauten Geräusches unangenehm klingelten.Er wünschte sich er hätte es nicht getan.
Siri saß nicht mehr bei ihm auf dem Bett, sondern stand zwischen einem Mann, den Obi-Wan bei genauerem Hinsehen als Statthalter Sylphe erkannte, und einem weiteren Bett, das auf der rechten Seite des Zimmers stand. Den darin liegenden Patienten erkannte der junge Jedi sofort, immerhin hatte er der Prinzessin einige Besuche abgestattet. Die Wangen des Statthalters waren gerötet, aber sonst konnte der Jedi keinen Grund für den Aufruhr erkennen. Allerdings konnte er an Siris Haltung sehen, dass sie den Statthalter für eine Bedrohung hielt. Einen Moment später erkannte er auch wieso.Das amtierende Staatsoberhaupt hielt ein Vibro-Messer in den Händen, mit dem er versuchte zur Prinzessin zu gelangen. Siri hatte ihr Lichtschwert noch nicht aktiviert, hatte aber bereits die Hand am Griff und würde es ziehen, falls notwendig. Das Klingeln in Obi-Wans Ohren nahm ab und er konnte hören, dass Siri auf Sylphe einredete, wobei er die genauen Worte nicht verstand. Obi-Wan sah, dass der Statthalter mit sich rang, sah aber auch die Verzweiflung in seinen Zügen und seiner Haltung. Diesen Ausdruck hatte er auf seinen Missionen schon häufig gesehen, kurz bevor jemand eine Verzweiflungstat verübte.
Siri schien den Blick noch nicht zu kennen, im Gegenteil, sie ließ die Hand vom Lichtschwert sinken und streckte sie dem Statthalter entgegen während sie mit Worten versuchte, ihn zu beruhigen. Obi-Wan konnte nicht einfach nur zusehen, er musste etwas tun, um Siri zu schützen. Also rutschte er zum Rand seines Bettes und ließ die Beine herunter. Als er sich vorsichtig aufrichtete, die Hände immer am Bett, um sich zu stützen, merkte er, wie sehr er zitterte und das kam nicht von seinem nackten Sohlen auf dem kühlen Boden. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis er seine Kraft wiederhatte. Trotzdem fokussierte er sich auf sein Ziel:
Sylphe ablenken, um Siri zu helfen.So stand er nun aufgerichtet an seinem Bett und versuchte die Aufmerksamkeit des Statthalters auf sich zu ziehen. Bei seinem ersten Sprachversuch kam nichts heraus. Auch beim zweiten und dritten hörte er nichts. Beim vierten Mal schrie er laut und heraus kam ein Laut, den er noch nie von sich selbst gehört hatte. Wenn eine Fledermaus und ein Bantha zur gleichen Zeit schrien, ungefähr so musste sich das anhören. Was auch immer es für ein Geräusch war, es erreichte seinen Zweck. Sylphe, Siri und die Prinzessin blickten zu ihm. Siri schaltete als erste: "Obi-Wan, ich habe die Situation hier unter Kontrolle. Bitte pass auf, du bist das erste Mal seit einer Woche wach! Geh zurück ins Bett!", befahl sie ihm streng. Sylphe dagegen stierte ihn fasziniert an und die Prinzessin blickte stumm und geschockt zu ihm herüber, sagte aber kein Wort.
Plötzlich wurden Obi-Wan die Knie weich und er schwankte sehr, fiel allerdings nicht um, weil er sich halb herumdrehen und am Bett Beistelltisch festhalten konnte, von dem er einige Dinge herunterwarf. Aus den Augenwinkeln sah er eine Bewegung und so setzte er sich wieder hin, um die Lage besser zu überblicken. Was er sah, würde ihn so schnell nicht mehr loslassen.
Siri hatte einen Schritt auf ihn zu gemacht, um ihm zu helfen und damit ihre Position zwischen Sylphe und Salis aufgegeben. Als hätte er dies einkalkuliert, hatte der Statthalter Siris Unaufmerksamkeit eiskalt ausgenutzt und war auf Salis zugestürmt. Noch in der Bewegung hatte Siri sich umgedreht und ihn festgehalten. Doch damit hatte sie sich selbst angreifbar gemacht und nun drückte Sylphe ihr sein Vibro Messer an den Hals.
Obi-Wan war wie erstarrt. Er hatte Siri helfen wollen aber durch sein Handeln nur bewirkt, dass ihr Gegner nun die Oberhand hatte. Fieberhaft überlegte er, wie er sie auf dieser Situation herausbringen könnte, da ergriff Siri das Wort:
"Warum tut ihr das, Statthalter? Wir haben euch geholfen die Prinzessin zu finden, sie aus den Fängen von Iben Oki befreit und ihr wart derjenige, der uns gerufen hat!", Siri sprach ruhig obwohl Obi-Wan sehen konnte, dass sie richtig wütend war. Auch er verstand nicht, weshalb Sylphe plötzlich die Prinzessin umbringen wollte, wo er sie doch extra ausgeschickt hatte um sie zu finden. Die Hand, die Sylphe an Siris hals hielt zitterte und ritzte ihr leicht die Haut. Ein kleines Rinnsal Blut trat aus dem Schnitt hervor, doch Siri zeigte keine Regung während sie auf eine Antwort wartete."Es gibt Dinge, die persönlich sind. Gründe wegen derer man alles tun würde. So etwas versteht ihr Jedi nicht. Und jetzt vorwärts und keine Mätzchen machen.", brummte der alte Tyganer und schob Siri weiter in Richtung Salis, die mit Tränen in den Augen auf ihrem Bett saß, aber sich keinen Millimeter bewegte.
Obi-Wan versuchte nach der Macht zu greifen, um Siris Lichtschwert zu sich zu rufen und wenigstens so eine Bedrohung darzustellen, doch es gelang ihm nicht. Verzweifelt blickte er zur Prinzessin, die sich die Tränen aus den Augen wischte und teilnahmslos geradeaus sah. Sie hatte ihr Schicksal akzeptiert und Obi-Wan fühlte, wie ihn ebenso eine Ohnmacht erfüllte. Noch nie in seinem Leben war er so hilflos gewesen. Siri sah, dass die Prinzessin keine Anstalten machte zu fliehen und so stemmte sie sich mit Kraft in die andere Richtung. Sylphe schrie frustriert auf und schüttelte Siri und in diesem Moment geschahen viele Dinge gleichzeitig. Siri bemerkte, dass sich der Klammergriff gelockert hatte und riss sich los, um sich erneut zwischen den Statthalter und die Prinzessin zu stellen.
Obi-Wan schrie verzweifelt laut nach Hilfe und versuchte mit wackeligen Schritten zu Siri zu kommen obwohl er wusste, dass er zu spät kommen würde, selbst wenn er die Distanz in seinem Zustand überbrücken konnte. Sylphe hingegen war außer sich vor Wut und sah sich schon scheitern. Also holte er mit dem Vibro-Messer aus und die Klinge schoss auf Siri zu. Die junge Jedi warf einen letzten, entschuldigenden Blick zu Obi-Wan herüber und ihre Lippen formten den Satz, den er sich seit so langer Zeit gewünscht hatte. "SIRI!", brüllte Obi-Wan erneut, doch er war zu langsam und viel zu weit weg. Das letzte was er sah, bevor er heftig auf dem Boden aufschlug war Siri, die schützend ihre Arme empor riss, um den Hieb abzuwehren.
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Familienbande [A Star Wars Story]
FanfictionDiese Geschichte spielt in einem Universum, in dem es den Jedi nicht verboten ist zu lieben und eine Familie zu gründen. Jedoch sollten Jedi nur untereinander Partner suchen, da die normalen Personen nicht die Macht als Schutz haben, wenn der Jedi a...