Kapitel 34

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Mit einem lauten Schlag kam er mit der Stirn auf dem Boden auf und blieb erst einmal benommen liegen, seine Muskeln wollten ihm erneut nicht gehorchen und er spürte, wie Blut von seiner Brust hinab lief. Er hörte Blut von seiner Stirn leise auf den Boden tropfen und im Hintergrund hörte er das widerliche Geräusch von zerreißendem Fleisch. Obi-Wan drückte die Stirn auf den kühlen Boden, nicht in der Lage nach oben sehen zu können. Stattdessen hörte er leise, trippelnde Schritte und schließlich das warme, angenehme Summen eines Lichtschwertes. Endlich wagte er es hoch zu sehen und sah gerade noch wie Adi Gallia mit einem Hieb Sylphes Hand von seinem Arm schlug und wie das Vibro-Messer mitsamt dieser zu Boden fiel.

Der Schrei, der folgte war so durchdringend laut, dass Obi-Wans Ohren nur so klingelten. Doch er fixierte Adi, die mit bitterbösem Blick auf den schreienden Statthalter hinabsah, der nun mit einem Stöhnen seinen blutenden Armstumpf gegen den Körper presste.
"Bedroht ihr meinen Padawan, bedroht ihr mich. Auch wir Jedi sind in der Lage Schmerzen zu bereiten. Ihr seid zu weit gegangen, Sylphe.", spie Adi angewidert aus und verzichtete absichtlich auf den respektvollen Titel, um ihrer Abscheu Ausdruck zu verleihen.

Obi-Wan hingegen hatte nur Augen für Siri, die vor Salis Bett zusammengesunken war, den Kopf gesenkt hatte und sich nicht regte. Alle möglichen Gedanken rasten durch Obi-Wans Kopf, während er auf allen Vieren zu ihr hin krabbelte. Vorsichtig als würde er rohe Eier anfassen strich er ihr erst über den Arm, dann über die Haare. "Siri!", flüsterte er, doch Siris Gesicht war weiterhin von ihren Haaren bedeckt, die er nun vorsichtig beiseiteschob, um zu sehen ob Siri bei Bewusstsein war. Sie war, doch er sah sie an und konnte es kaum glauben, denn sie weinte. Das war das erste Mal seit einer langen Zeit, dass er sich erinnern könnte, Tränen in Siris Augen zu sehen. Sie weinte bitterlich und von einem inneren Instinkt getrieben setzte sich Obi-Wan neben sie und zog sie an seine Schulter. Siri schlang die Arme um ihn und ihre Träne benetzten seine Wange während er ihr beruhigend über den Kopf streichelte. Ihm fiel ein so großer Stein vom Herzen, dass er sich sicher war, dass man ihn im Raum hören musste. Es ging Siri gut, sie war nicht schlimmer verletzt und er hatte sie nicht verloren. Ihm war danach Tränen voller Glück zu vergießen, doch in diesem Moment betrat ein Arzt den Raum, dicht gefolgt von Bant Eerin und seinem Meister.

Qui-Gon hatte von Adi eine kryptische Nachricht erhalten und war umgehend mit Bant aufgebrochen, sie hatten beide das Schlimmste befürchtet. Doch was er sah, machte ihn mehr als glücklich. Sein Padawan saß mit angezogenen Beinen dicht an Salis Bett und hatte die Arme um Siri geschlungen, von der Qui-Gon nur den blonden Haarschopf erkennen konnte, da sie sich an Obi-Wan angelehnt hatte. Aber es schien ihr bis auf einen langen, blutigen Schnitt auf dem Unterarm gut zu gehen, jedenfalls könnte der Meister keine weiteren äußeren Wunden erkennen. Sein Blick schweifte kurz zu Adi, die mit bitterbösem Blick neben dem Arzt stand, der sich um Sylphes Arm kümmerte. Ihre Wut schien beinahe aus ihr heraus zu dampfen und Qui-Gon konnte sie fühlen als wäre es seine eigene. Mit etwas Mühe schob er dieses Gefühl von sich weg und konzentrierte sich wieder auf seinen Padawan. Bant hatte den Meister stehen gelassen und hatte sich an Obi-Wans Seite gesetzt, um ihm die Hand zu halten und sie sagte etwas zu Obi-Wan, worauf er mit einem schiefen Lächeln reagierte. Qui-Gons Herz ging auf vor Freude als er Obi-Wan Lächeln sah. Wie er es vermisst hatte den Jungen fröhlich zu sehen. Zu dritt saßen die Padawane nun vor dem Bett, eine eigene kleine Einheit, in sich selbst versunken, nur den Moment und die Tatsache genießend, dass sie alle am Leben waren.
Obi-Wan warf Bant einen beredten Blick zu und die junge Mon Calamari legte zur Antwort ihren Kopf an seine Schulter, die Hand an seine Brust und schloss die Augen. Qui-Gon konnte die Macht wachsen spüren und sah an Adis herumschnellenden Kopf, dass es ihr ebenfalls nicht entgangen war. Bei genauerer Betrachtung erkannte Qui-Gon, dass das Hemd, das sein Padawan trug über der Brust dunklere Flecken hatte und schon war ihm klar, weshalb er die Macht spürte. Er rief die Macht ebenfalls, nun füllte sie den gesamten Raum, und konzentrierte sich auf die Heilung von Obi-Wans Wunde. Das war der Moment an dem Obi-Wan seinen Meister das erste Mal direkt ansah und die Dankbarkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Adi hingegen konzentrierte sich auf den Schnitt an Siris Hand und mit der Zeit hörte dieser auf zu bluten.

Das Herz ging Qui-Gon über, die Padawane gesund hier zu sehen, und er wusste für einen Moment nicht mehr weshalb er ursprünglich hier war. Aber irgendwann versiegte der Machtfluss und Qui-Gon besann sich auf ihre eigentliche Mission. Er wandte den Blick von den Padawanen ab, um mit Adi zu reden und Sylphe zu befragen.

Siris Tränen versiegten nach einer Weile, was Obi-Wan sofort bemerkte, da auch ihre Atmung ruhiger wurde. Er nahm ihre Hand und drückte sie während Siri starr weiter geradeaus sah. "Ich habe mich ablenken lassen.", Siri murmelte ganz leise und Obi-Wan war nicht sicher, ob sie mit ihm redete. "Was sagst du?", fragte er daher unsicher und Siri wiederholte ihre Worte. "Ich habe mich von dir ablenken lassen. Von meinen Gefühlen zu dir. Heute hätte ich beinahe mein Leben verloren und die Prinzessin hätten wir auch beinahe nicht beschützt. Ich hätte bei einer Mission versagt. Ich weiß jetzt, wieso der Rat Beziehungen bisher verboten hat." Obi-Wan wurde aschfahl: "Was willst du mir damit sagen? Ich verstehe nicht." Siri sah ihn an, in ihren Augen sah er Schmerz aber auch Entschlossenheit.
Sie hatte ihre Entscheidung getroffen.
"Ich kann nicht mit dir zusammen sein, Obi-Wan."

Verletzt zog der Junge seine Hand zurück und Siri richtete sich auf und berührte ihn nicht mehr und stierte geradeaus. Obi-Wan hatte Mühe, seine Stimme ruhig zu halten und nicht zu laut zu werden: „Weshalb sagst du so etwas?! Unsere Beziehung ist endlich erlaubt! Wir haben die Chance zusammen zu sein und so ein großes Team zu werden, wie Qui-Gon und Tahl! Eine Einheit, ein Bund, ein Team, dass sich in und auswendig kennt und sich liebt! Und ausgerechnet jetzt lehnst du mich wieder ab." Der Junge funkelte seine Freundin an, bis ihm ein Gedanke kam und seine aufgewühlten Gefühle plötzlich ruhig wurden. „Jetzt weiß ich, was los ist. Deine Gefühle haben sich geändert und du willst nicht mehr mit mir zusammen sein? Ist es das? Meine Liebe zu dir hat sich nie geändert und ich habe sie nie in Frage gestellt. Aber das scheint nicht für deine Gefühle zu gelten. Gut, dass du es mir gesagt hast, dann weiß ich jetzt woran ich bin. Lebe wohl, Siri."
Mit diesen Worten richtete er sich auf und wäre umgestürzt, wenn ihn Bant nicht gestützt hätte. Die ganze Welt drehte sich um ihn herum und plötzlich schmerzte wirklich jeder Muskel in seinem Körper. Da Obi-Wan so sehr auf sich konzentriert war, registrierte er Siris erneuten Tränenfluss und den Schmerz, den er ihr mit seinen Worten zugefügt hatte, überhaupt nicht. Siri blickte kurz drein, als ob sie ihn zurückhalten wollte, doch schlussendlich ließ sie resigniert den Kopf hängen und zog die Beine an den Körper.

Familienbande [A Star Wars Story]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt