Kapitel 13

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Ich betrat das Klassenzimmer, stellte den Projektor vorn ab und gab mit einem gezwungen lächeln Schlüssel wieder zurück an Frau Schöneberg.
Diese bedankte sich kurz und widmete sich dann dem Projektor.
Jess sah mich ziemlich entsetzt an. „Was ist dir denn passiert? So bleich hab ich dich ja noch nie gesehen.“ Ok wow also war es doch so offensichtlich. Ich wusste nicht wohin mit meinen Gedanken. Es war schlimmer als je zu vor wie sollte ich das eben deuten? Machte er sich lustig? War es für ihn ein Spiel? Wie eine Raubkatze die vorher noch mit der Beute spielte? Was sicher war ist das er jetzt wusste das etwas nicht stimmt. Ich hoffte das er weiterhin glaubt das ich angst vor ihm habe auch wenn das sehr unwahrscheinlich war, seinen Aussagen nach zu urteilen.
Was sollte ich jetzt machen. Ich hatte das Gefühl als würde irgendeine imaginäre Last auf mir liegen und ich wusste nicht wie lange ich dieser noch standhalten konnte denn sie war verdammt schwer.
Mir fiel das atmen plötzlich schwer. Meine Hände zitterten und mein Herz fing an zu Rasen. Ich starrte einfach nur auf meinen Tisch.
Dann merkte ich Jessicas Hand auf meiner Schulter „Emily ist alles ok? Du siehst grade echt nicht gut aus.“
Ich nahm ihre Worte zwar dumpf wahr aber ich konnte irgendwie nicht drauf reagieren. Ich hatte zwar Worte in meinem Kopf aber mein Mund sprach sie nicht aus.
„Ähm Frau Schöneberg kommen sie mal bitte kurz.“ Hörte ich Jess wie sie die Lehrerin hilfesuchend rief.
Als die Lehrerin bei uns am Tisch stand und mich sah meinte sie sofort. „Jess geh mit ihr raus an die Luft, ich denke du bist diejenige die jetzt am besten zu ihr durch dringt. Ich werde kurz ins Büro gehen und dann Frau Neumann zu euch raus schicken.“
Frau Neumann war unsere Vertrauenslehrerin.
Jess nahm unsere Taschen und Jacken und packte mich dann am Arm um mich mit sich mit zu schleppen.
Es war ein echt bedrängendes Gefühl meine Beine liefen zwar aber es fühlte sich an als wäre es jemand anderes der dort für mich ging. Als wäre ich einfach nicht mehr Herr meines Körpers.
Auf dem Flur zog mir Jess die Jacke über und nahm mich dann erstmal in den Arm. Ich stand weiterhin einfach nur so da ohne mich zu regen geschweige denn die Umarmung zu erwidern obwohl ich dies echt gern getan hätte. Nach wenigen Sekunden löste Jess sich wieder von mir und hackte sich in meinem Arm ein und zog mich so mit durch den Gang und raus auf den Schulhof. Draußen ging sie mit mir zu einer Mauer die gegenüber dem Haupteingang eine kleine hochliegende Wiese ummauerte. Die Mauer ging so hoch das ich mich genau gegenlehnen konnte und mein po teils drauf saß.
Dann stellte sie sich vor mich legte unsere Taschen neben uns auf den Boden und nahm mein Gesicht in ihre Hände. Mit dieser Bewegung Zwang sie mich ihr ins Gesicht zu schauen. Eindringlich fast flehend sah sie mir in die Augen „Emily bitte sag mir was los ist. Ich will dir helfen. Was ist passiert du siehst schlimmer aus den je.“ Ich konnte nur meinen Kopf schütteln und hoffte das sie verstand das ich grade noch nicht in der Lage war zu reden. Und natürlich tat sie das, sie war einfach Jessica, meine Jessica. „brauchst du noch paar Minuten?“ während sie das sagte fing ich heftig an zu nicken.
„darf ich dich wenigstens umarmen?“ sie war so süß natürlich durfte sie das, immer. Also nickte ich wieder zur Bestätigung diesmal sogar noch etwas kräftiger um ihr zu signalisieren das ich die Umarmung grade sogar bräuchte. Sofort zog sie mich in eine kräftige Umarmung. Während wir gefühlte Stunden so Verharrten wurde die last irgendwie immer kleiner das atmen fiel mir wieder leichter, doch dazu begannen sich auch die Tränen einen Weg in meine Augen zu Bahnen. Es dauerte nicht lange bis ich in Tränen aus brach und alles raus lies ohne auch nur die Chance zu haben etwas zurück zuhalten. Meine Beinen ließen nach und ich sackte auf dem Boden zusammen. Da dies völlig überraschend für Jessica kam, hatte sie keine Chance mich zu halten. Sie zog hörbar scharf die Luft ein was mir zeigte das sie sich erschreckt haben musste. Auf dem Boden kauerte ich mich zusammen, zog also meine Beine an und schlang meine Arme drum. Meinen Kopf platzierte ich auf meinen Knien und ließ meinen Tränen weiter freien Lauf. Frau Neumann schien nicht im Büro gewesen zu sein, denn sonst wäre sie schon längst hier. Mir wars recht mit meiner besten Freundin alleine hier draußen zu sein. Jessica hockte sich sofort vor mich und schlang ihre Arme soweit es ging wieder um mich.
Weinend stieß Ich ihren Namen aus, worauf sie mich noch fester drückte.
Langsam kam Ich mehr und mehr zur Ruhe. Bei Jess fühlte ich mich wohl und sicher.
„er…. Elektro Raum… hüfte gepackt… Ohr geflüstert… weiß alles…“ gab ich von mir mehr kam nicht raus. „ was hat er dich angepackt? Emily war er gewalttätig? Ich bring ihn um ich schwör es dir!!!“ Jess war plötzlich völlig wütend. „Nein… nein…. Warte Jess..“ langsam aber sicher fand ich wieder die Worte und erzählte ihr alles was eben im Elektro Raum geschah. „… er weiß es jetzt Jess, was soll ich tun?“ war das letzte was ich sagte bzw fragte. „süße noch ist es nicht sicher das er es weiß. Ja seine Handlung lässt drauf schließen aber lässt ja auch drauf schließen das er das auch will oder?“ sie sah mich fragend an. Ich weiß nicht ob ich ihrer Meinung war. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen das er etwas von mir wollen würde.
Oder etwa doch? Genau in dem Moment klingelte es zur pause. Scheinbar wurde eine Klasse früher rausgelassen da sie mit dem Gong den Schulhof schon betrat. Natürlich war es seine Klasse. So sah ich wie er und Olivia, die sich an seinen Arm krallte gefolgt von ein paar weiteren ihrer Clique durch die Tür Schritten und natürlich direkt uns im Blickfeld hatten. „oh was ist denn los kleines Mauerblümchen? Ist deine Lieblings Figur im Buch gestorben?“ in Olivia’s Stimme lag soviel Spott und Verachtung. Was bitte hatte Ich ihr getan? Aber mir war es egal was sie sagte, ihre Meinung interessierte mich kein Stückchen. Was mir allerdings  das  Herz  aus  der  Brust riss  und  einen Elefanten  drüber  laufen ließ ,  war  sein Anblick. Er  stand  einfach  da  sagte  nichts,  nichts  zu  ihr. Er  ließ  es  einfach  zu  das  sie  so  mit mir sprach,  er  schaute  mich  an während  mir  immer  noch  vereinzelte  Tränen über  die  Wangen liefen.  Aber  ihn  kümmerte  es  nicht . Er  schaute  mir  in  die  Augen, drehte sich einfach um und  zog  Olivia mit sich. Einzig  und  allein  David  ging  auf  Jess  zu  und  fragte  sie  ob  er  etwas  tun könnte.

~Jake’s Sicht~

Wir  durften  den Unterricht 5  min  früher  verlassen da  wir  mit dem  Stoff  durchwaren.
Da wir pause hatten zog ich mir meine Jacke über und ging dann mit Olivia, David und den anderen raus. Wiedermal klammerte Olivia sich an mich, ich musste echt mal mit ihr reden. Wir waren nicht zusammen und das würde auch so bleiben und langsam nervte es auch echt wie sie sich an mich ranschmiss. Aber nicht jetzt, nicht während der schule.
Passend mit dem pausengong Schritten wir auf den Schulhof. Den Anblick den ich dann sah brannte sich in meinem Kopf. Emily zusammen gekauert auf dem Boden sitzend lediglich ihr Kopf war Richtung Jessica gehoben. Sie Weinte. Weinte sie wegen mir? Wegen dem was im Elektroraum passierte? Direkt legte sich ein komisch Gefühl im Körper nieder. Im Magen wurde mir flau und mein Herz schmerzte komisch.
Dann hörte ich Olivia verachtend und spöttisch etwas sagen. Am liebsten hätte ich sie dafür angeschrien und von mir weg gestoßen. Aber natürlich war da mal wieder mein scheiß ego. Ich konnte mein Image einfach nicht untergraben also sagte ich nichts. Einmal schaute ich Emily in die Augen. In ihnen sah ich Trauer, Verwirrung und einen Teil Leere. Tränen liefen über ihre Wangen und am liebsten hätte ich sie mit meinem Daumen weggewischt. Ihr Gesicht in meine Hände genommen, ihr einen Kuss gegeben und sie dann an mich gezogen. Sie dann so lange gehalten bis sie sich besser gefühlt hätte. Immer wieder spürte ich erneute Stiche in meinem Herzen.
Ich konnte sie so nicht sehen also ging ich den für mich momentan einfacheren Weg. Ich drehte mich um ohne etwas zu sagen und ging mit Olivia und den anderen weiter.

The Dangers of being seenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt