Aurora
Die Blätter begannen sich rötlich und gelblich zu verfärben. Ich bedauerte, dass der Sommer nun fast vorbei war. Es war der beste Sommer meines Lebens gewesen. Aren und ich gingen jede Woche mindestens einmal an den See, Amelia hatte sich dazu überwindet, Elliot anzusprechen und nun waren sie unzertrennlich und das Training lief erfolgreich. Meister Kontu hatte irgendwann Mitte Sommer beschlossen, dass ich nun mein Amber gut genug kontrollieren konnte und auch meine Heilkraft genug kannte. Deswegen konnte ich dann wieder mit den Anderen trainieren. Die Runden, die wir am Anfang jedes Trainings rennen mussten, waren zwar am Anfang unglaublich anstrengend und schlimm für mich, da ich mich bei Meister Kontu nur auf mein Amber und nicht auf meine physischen Kräfte konzentriert hatte, aber nach den ersten paar Trainings hatte ich mich wieder daran gewöhnt.
Ohne arrogant zu klingen (doch, vielleicht ein bisschen), musste ich zugeben, dass mich nun fast niemand mehr schlagen konnte. Mein Amber war stärker als das der anderen und ich war flinker und schneller als die meisten. Ich war eigentlich besser als jeder. Ausser Aren. Deswegen hatten auch die Trainer beschlossen, dass es am klügsten war, wenn wir immer zu zweit üben würden.Von dort an sah ich Aren eigentlich ununterbrochen. Ich wusste nicht, wie es möglich war, aber jeden Tag schienen wir uns noch näher zu kommen. Und irgendwann während des Sommers war es geschehen:
Ich glaube, dass es kein Moment war, in dem es geschah. Aber plötzlich realisierte ich, dass ich ihn liebte. Ich war selber erstaunt darüber, wie schnell das geschehen war. Doch mit Aren fühlte es sich richtig an. Jeden Tag, wenn ich ihm in die Augen blickte, schlug mein Puls schneller. Jedes Mal, wenn er mich berührte, durchströmte mich Wärme.Nur etwas wurde schlimmer: Arens Träume. Immer noch wollte er mir verheimlichen, was in ihnen geschah, aber ich hatte das Gefühl, dass er jedes Mal, wenn er aufwachte, schockierter und verstörter aussah.
Das Fenster in Arens Zimmer war leicht geöffnet und so spürte ich eine kleine Bise, die durch das Zimmer strömte. Ich kuschelte mich noch näher an ihn und spürte, wie sein Brustkorb sich gleichmässig hob und wieder senkte. Auf einmal spürte ich, wie er mir mit den Händen langsam durch meine Haare fuhr. Ich drehte meinen Kopf zu ihm hinauf und sah, dass seine Augen halb geöffnet waren.
«Guten Morgen» murmelte er verschlafen.
Ich lächelte. Dann wurde ich wieder v0n einer Welle der Müdigkeit ergriffen und schloss meine Augen.Als ich sie das nächste Mal öffnete, war Aren nicht mehr im Bett. Vom Badezimmer aus hörte ich ein leises Prasseln von Wasser. Ich richtete mich auf und rieb über die Augen. Während ich aufstand, unterdrückte ich ein Gähnen. Ich lief zum Fenster und schloss es, da es mich nun wirklich fröstelte. Kurz darauf blickte ich auf die Badezimmertür, da ich hörte, wie das Wasser abgestellt wurde. Vorausschauend wie ich war, hatte ich meine Kleider für heute gestern schon zu Aren gebracht. Mit meinen Kleidern auf dem Arm beladen lief ich zum Badezimmer und klopfte.
«Ja?», rief eine gedämpfte Stimme von drinnen.
«Ich wollte nur sehen, ob du schon fertig bist. Ich wollte auch noch schnell duschen», sagte ich.
Daraufhin wurde die Tür schwungvoll geöffnet und mir kam eine Wasserdampfwolke entgegen. Aren stand, nur ein Badetuch um die Hüften geschlungen, da. Mit der Schulter lehnte er sich an den Türrahmen.
«Warum hast du mir das nicht vorher gesagt? Dann hätten wir zusammen duschen können.»
Dabei zog er verführerisch die Augenbrauen nach oben. Sofort errötete ich.
«Ha, ha. Sehr witzig.»
Ich wollte mich an ihm vorbei durch den Türrahmen zwängen, doch mitten in meinem Vorhaben trat er einen Schritt auf mich zu, sodass ich nicht mehr weitergehen konnte, da es zu eng war. So stand ich da, gegen den Türrahmen gepresst. Er beugte sich zu mir herab und küsste mich. Dabei fielen einige Wassertropfen, von seinem Haar ausgehend, auf mich, was mich leicht erzittern liess. Auf einmal hatte ich eine Idee. Ich intensivierte den Kuss, übernahm die Oberhand und drückte nun ihn an die andere Seite des Türrahmens. Er lachte positiv überrascht in den Kuss hinein. Und dann, in einer blitzschnellen Bewegung, schubste ich ihn mit meinen Händen aus dem Türrahmen hinaus. Überrascht verlor er für einige Sekunden sein Gleichgewicht. Diesen Moment nutzte ich, eilte ins Badezimmer und schloss die Tür hinter mir ab.
«Das wirst du noch bereuen!», rief er mir durch die geschlossene Tür hindurch zu.
DU LIEST GERADE
Amber - Das Erwachen
FantasiaNach dem Überfall auf ihr Haus wird Aurora ins Lager der Amalintas - der Beschützer der Welt - gebracht. Es stellt sich heraus, dass Auroras Blut, genau wie das Blut der Amalintas, die Farbe von Bernstein hat, was ihnen übernatürliche Kräfte verleih...