DREI

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Am Freitag radelte ich nach dem Sportunterricht völlig erschöpft nach Hause. Alles an das ich denken wollte, war die Dusche, die zuhause auf mich wartete.

Nachdem ich das Fahrrad unter unserem Vordach abgestellt hatte, machte ich mich direkt auf den Weg zum Badezimmer. Aber auf der Treppe begegnete ich Jannik und ahnte schon, dass ich wohl erst später duschen könnte. Er hatte einen großen Rucksack geschultert und sah mich besorgt an. Er wollte bis morgen bei einem Kumpel übernachten. Ehrlich gesagt war ich froh, dass er sich auch mal mit Freunden traf und mich nicht rund um die Uhr bewachte, als stände hinter der nächsten düsteren Ecke ein Serienmörder.

»Und du bist sicher, dass du hier allein zurecht kommst?«
»Hallo, Jannik. Ja, in der Schule war es ganz okay«, witzelte ich über seine Begrüßung. »Mira, ich meine das ernst. Unser Haus ist nicht gerade klein und du bist hier ganz alleine.« Da hatte er zwar Recht, denn klein war unser Haus wirklich nicht. Es ähnelte schon eher einer Villa. Es war das einzige Stück Prunk in der Nachbarschaft, das unseren Reichtum verriet. Dennoch würde ich es überleben, mal einen Tag allein zu sein.
»Ich komme schon klar. Es ist ja nur bis morgen«, antwortete ich, damit er sich nicht zu viele Sorgen machen musste.
»Sicher? Ich versuche einfach morgen möglichst früh wieder hier zu sein.« Ich verdrehte die Augen und hoffte, dass ich an ihm vorbei kam, doch er stand mit seinem riesigen Rucksack in der Mitte der Treppe. Da hatte ich keine Chance durchzupassen.
»Du rufst mich an wenn irgendetwas ist« Das war mehr ein Befehl als eine Frage, aber ich nahm es mit Humor.
»Ja, bevor mir mein Mörder ein Messer in den Bauch rammt, werde ich anrufen, um mich zu verabschieden.« Er schüttelte den Kopf. »Du bist unmöglich.« Endlich sah ich eine Lücke und schob mich grinsend an ihm vorbei. »Bis morgen, Jannik.«

~

In der Dusche ließ ich das Wasser an mir herunterrieseln. Das tat gut und spülte die schon seit Tagen in mir aufsteigende Prüfungsangst herunter. Doch ehe ich hinausstieg, entfaltete sie sich wieder und schlug mir so auf den Magen, dass ich nicht einmal meinen Kaffee, den ich mir immer nach der Schule gönnte, trinken mochte. Also verzichtete ich auf den Abstecher in die Küche und setzte mich in mein Zimmer. Es sind schließlich nur noch wenige Wochen bis zur ersten Prüfung.

Die Stunden verflogen und es war schon spät abends, als ich endlich den Hefter zuklappte. Mein Kopf war nun zu voll, um mir noch etwas zu merken und auch mein Hunger war noch nicht zurückgekehrt. Ich nahm Leons Dose aus dem Rucksack und stellte sie auf meinen Schrank. Ich war schon sehr müde, also beschloss ich sofort zu schlafen.

Bevor ich ins Bett ging, öffnete ich mein Fenster und atmete die nur wenig kühlere Abendluft ein. Mir huschte ein Grinsen über das Gesicht, denn was würde Jannik dazu sagen, dass ich schon seit Tagen bei offenem Fenster schlief?

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Ich schreckte von dem leisen Knarren meines Fußbodens hoch und sprang auf. »Wer ist da?«, flüsterte ich noch etwas unter Schock stehend.

Fear Trust LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt