ACHTZEHN

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Da stand er wieder vor der Tür mit seinem Grinsen im Gesicht. Es war genau dieses Grinsen, welches mich schon von Anfang an in seinen Bann zog. Sofort spürte ich ein Kribbeln in mir aufsteigen. Er hatte mich nicht vergessen, wie ich es mir noch vor wenigen Minuten einreden wollte.
Erst nach einigen Sekunden konnte ich mich von meinen Gedanken befreien. Ich fragte mich, wie Nick es schaffte, mich nur mit einem Lächeln so zu fesseln. Endlich löste ich mich aus meiner Starre und eilte zur Tür, um ihn herein zu lassen.

»Hey«, begrüßte mich Nick, »Wie geht es dir?«
Als ich an gestern Abend dachte, breitete sich sofort Scham in mir aus. Wie konnte ich mich ihm gegenüber bloß so verhalten? Die Vorwürfe, die ich mir machte, waren eine schwere Last, die mir auf die Brust drückte. Er hatte mir doch nur helfen wollen.
»Viel besser als gestern«, antwortete ich mit einem verlegenem Lächeln. Nick sah mich  aufmunternd an, was die Vorwürfe in mir noch verschlimmerte.
»Es tut mir so leid, wie ich mich verhalten habe. Das ist mir so peinlich. Ich hatte mich überhaupt nicht mehr unter Kontrolle«, fügte ich hinzu und schaute zu Boden.
»Das ist doch verständlich. Bei solchem Stress fällt es wohl jedem schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren.«
Er wollte mir das Gefühl geben, dass jeder sich in dieser Situation so verhalten hätte. Aber es änderte in meinen Augen nichts an der Schuld, die ich für mein gestriges Verhalten auf mich lud. Ich setzte mich auf das Sofa im Eingangsbereich und Nick nahm neben mir Platz.

»Es ist aber noch lange kein Grund dafür, dich so zu behandeln.« Entschuldigend legte ich die Hand auf seinen Unterarm, zog sie jedoch wieder zurück. Die Berührung löste ein Prickeln in mir aus, das mich ganz aus dem Konzept gebracht hätte.
»Ach, schon okay.«
»Nein, ist es nicht«, antwortete ich mit bestimmendem Unterton.
Er hob lachend die Hände. »Ist ja gut, dann eben nicht.«
Ich lächelte, aber die Schuldgefühle in mir hatten sich noch nicht gelegt. Nick war geblieben und hatte mich getröstet, obwohl ich ihn angeschrien hatte. Ich hatte mich gestern weder entschuldigt, noch bedankt. Was bin ich nur für ein Mensch?
»Danke«, sagte ich, nachdem eine Weile Stille zwischen uns geherrscht hatte und fiel ihm in die Arme.
»Kein Problem«, flüsterte er.

Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl von seinen Händen auf meinem Rücken und dem gleichmäßigen Heben und Senken seines Brustkorbs. Seine Wärme durchfloss mich und löste ein berrauschendes Kribbeln aus. So fühlten sich also Schmetterlinge im Bauch an. Leider musste ich ihn auch irgendwann wieder loslassen, aber daran wollte ich gar nicht denken.
Ich löste mich aus der Umarmung und sah in seine blauen Augen. Er lächelte. Mir wurde warm und ich verspürte den Wunsch, mit den Fingern durch seine blonden Locken zu fahren. Nick hatte scheinbar Ähnliches im Sinn, denn er strich eine Strähne hinter mein Ohr. Sofort schoss mir das Blut ins Gesicht.

»Weißt du was?«, fragte ich, denn plötzlich fiel mir etwas ein.
»Was denn?«
»In drei Wochen ist der Abiball.« Ich grinste, als ich daran dachte, mit wie viel Begeisterung mir Abby davon erzählte.
Nicks Augen weiteten sich. »Du meintest das ernst mit dem Abiball?! Ich soll mit dir auf den Abiball gehen?« Ich nickte verlegen. So hatte ich mir seine Reaktion nicht vorgestellt.
Er kratzte sich am Kopf. »Ich dachte, dass wäre nur eine Notlüge gewesen.« Nun wurde er rot. Es entstand eine unangenehme Stille.

»Nur dass du es weißt, ich kann nicht tanzen«, brach Nick das Schweigen.
Ein Stein fiel mir vom Herzen und ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. »Das ist dein größtes Problem? Ich dachte schon, du hättest gar keine Lust mit mir dorthin zu gehen.«
»Was ist wenn ich uns blamiere?« Die Unsicherheit stand in sein Gesicht geschrieben.
»So schlimm kann es ja wohl nicht sein«, sagte ich grinsend.
»Doch«, beteuerte er.
Ich sprang auf. »Beweise es.«
Ungläubig blickte er zu mir auf. »Jetzt?! Nein, vergiss es.«
»Ach, komm schon. Bitte«, bettelte ich, »Es sind nur noch drei Wochen...« Nick erhob sich vom Sofa, schien aber noch immer nicht sonderlich begeistert von meiner Idee zu sein.
»Na gut, aber sag' nicht, ich hätte dich nicht gewarnt«, gab er sich geschlagen.

Nach einigen unglücklichen Versuchen, klappte es zumindest für eine Weile ohne, dass er mir ständig auf die Füße trat. »Na siehst du, es wird besser«, lobte ich und er lächelte. Endlich konnte ich mich auf etwas anderes als das Taktzählen konzentrieren.
Nicks Augen leuchteten und zogen mich in seinen Bann. Gedankenverloren tanzten wir, ohne jegliche Musik, durch den Flur. Ich war wie gefangen in seinen Augen, bis mich das plötzliche Klingeln meines Handys zusammenzucken ließ.

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