Am nächsten Morgen wurde ich von Jannik geweckt. »Aufstehen, Schlafmütze! Es ist schon um elf!« Natürlich war mein Bruder schon wieder zuhause. Er konnte mich einfach nicht lange allein lassen, was ich, seit gestern Nacht, schon irgendwie verstand.
Ewig hatte es gedauert bis ich eingeschlafen war. Zum Glück hatte ich gestern noch vorsorglich mein Fenster geschlossen, um einer Diskussion aus dem Weg zu gehen. Es war trotzdem schwierig, mir von meinem nächtlichen Erlebnis nichts anmerken zu lassen.
»Morgen«, murmelte ich verschlafen.
»Wie lange hast du gestern noch gelernt?«, fragte Jannik, als er meine Hefter auf dem Schreibtisch entdeckte. Ich zuckte mit den Schultern. Er lief durch mein Zimmer auf den Stapel mit Schulzeug zu. Dabei stolperte er über den Besen.
»Warum liegt der hier mitten im Weg?«, beschwerte er sich und drehte sich zu mir um. Ich schluckte, als wollte ich die Wahrheit verschlucken, damit sie nicht heraussprudelte. Es fiel mir schon immer schwer meinen Bruder zu belügen.
»Den habe ich gestern am Schreibtisch angelehnt. In der Nacht ist er aber wieder umgefallen« Wie unglaubwürdig, kritisierte ich mich selbst, doch zu meiner Verwunderung schien er es mir zu abzukaufen.
»Achso«, sagte er nur und verließ mein Zimmer.
Ich zog mich an und brachte den verräterischen Besen in den Besenschrank. Den würde ich hoffentlich nicht mehr brauchen.Immer wieder kam mir in den Sinn, wie naiv und unvorsichtig ich doch war. Er hätte gefährlich sein können. Was, wenn er gelogen hat? Hätte ich doch die Polizei rufen sollen? Er könnte nun einfach unbehelligt weiterklauen. Was bin ich nur für ein naives Dummchen. Es muss ein Leichtes gewesen sein, mich zu überzeugen.
Ich schlenderte den Flur entlang und die Treppe hinunter zur Küche, um zu frühstücken. Mein Appetit war endlich zurückgekehrt.Beim Essen spielte ich noch immer mit dem Gedanken, die Polizei zu rufen. Aber man würde mir nie glauben, dass ich einen Einbrecher, der durch mein offenes Zimmerfenster kam, mit einem Besen verjagt hatte und er weder etwas klaute noch mir etwas zu leide tat.
~
Den Vormittag nutzte ich, um meine Prüfungsangst mit Lernstoff zu füttern, denn nachmittags wollte Abigail vorbei kommen. Ich hatte ihr versprochen, dass wir uns gemeinsam einen Krimi ansehen. Sie mochte Krimis sehr und ließ ein paar ihrer liebsten in ihre jährlichen Krimidinner einfließen.
Gestern erlebte ich zwar schon mein persönliches Krimi, aber mit Abigail tat ich mir gern ein weiteres an.Ich klopfte an die Tür meines Bruders und steckte den Kopf herein. »Das Essen ist fertig. Ich warte schon eine Weile auf dich. Wenn du noch bevor du auf Arbeit musst Mittagessen willst, solltest dich beeilen.« Er verdrehte die Augen. Jannik konnte es nicht leiden, wenn ich mich mal um ihn sorgte.
Und so aßen wir gemeinsam Mittag.»Wann kommt deine Freundin?«, fragte er, während er den letzten Happen verdrückte. Diesmal war ich diejenige, die mit den Augen rollte. Schon wieder wollte er darauf hinaus, wie lange ich hier allein sein würde. »In zwei Stunden.«
Er verabschiedete sich schnell und endlich konnte ich alles für den Krimi vorbereiten. Ich schleppte Kissen und Kuscheldecken ins Wohnzimmer, füllte eine Schale mit Popcorn und eine weitere mit meinen Lieblingskeksen, die Jannik sonst schon aufgegessen hätte.
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Fear Trust Love
RomanceMira steckt tief im Stress. In wenigen Wochen finden schon die Abiturprüfungen statt, also stürzt sie sich in stundenlanges Lernen. Kaum jemand bekommt sie außerhalb der Schule zu Gesicht. Doch ihr Leben ändert sich, als sie eines Nachts unerwartete...