ELF

78 8 8
                                    

Schon das dritte Mal schüttelte ich mein Kopfkissen auf, bevor ich meine Liegeposition wechselte. So müde ich auch war, ich konnte nicht einschlafen. Meine Gedanken hielten mich wach. Ich starrte in die Dunkelheit. Vor meinen Augen spielte sich ein Film von Ereignissen ab. Angefangen bei gestern Nacht bis hin zu den Prüfungen.
Irgendwann musste ich doch zu Ruhe gekommen sein und die Gedanken tauchten in eine Traumwelt ab.

In den nächsten Tagen wurde ich vom Schulalltag gepackt. Alles rauschte an mir vorbei, nur das Lernen zog sich wie Kaugummi und belagerte die Nachmittage.

~

Das Handyklingeln befreite mich aus meinem immer gleichen Tagesablauf, durch den ich gerade noch wusste, dass es Mittwochnachmittag war. Irritiert schob ich das Mathebuch zur Seite und griff nach meinem Handy.
»Mira? Ich muss dir etwas erzählen.« Es war Abigail, ihre Aufregung war kaum zu überhören. Was war bloß vorgefallen? Sie war nie so. Meist brachte sie nichts aus der Ruhe. Ich ahnte Schreckliches.
»Alles in Ordnung, Abby? Was ist passiert? Hattest du Streit mit Mark?«
»Nein, alles super. Es betrifft dich.«

Mir fiel ein Stein vom Herzen, es wäre nicht auszuhalten und unvorstellbar für mich, wenn sich irgendetwas zwischen sie drängen würde.
Aber Moment, es ging um mich? »Ich hoffe, ich habe nichts vergessen oder verpasst? Tut mir leid, ich bin irgendwie neben der Spur und weiß kaum was gestern war oder heute ist.« Ich fuhr mir mit der freien Hand durch die Haare. Warum muss ich mich auch wegen der Prüfung so unter Druck setzen?, warf ich mir vor.
»Das ist es nicht«, beruhigte mich Abigail. Erleichtert ließ ich mich aufs Bett fallen.

»Du kannst dir nicht vorstellen, wovon Mark mir gerade erzählt hat«, fuhr sie fort.
»Abby? Was ist los?« Nun wusste ich gar nicht mehr, worauf sie hinaus wollte.
»Ich konnte dir nie glauben, dass du keine Begleitung für den Abiball hast. Jetzt weiß ich, woran das liegt.«
»Ich weiß, ich sitze nur noch zu Hause und lerne. Es hat ja keiner die Chance mich irgendwie zu Gesicht zu bekommen«, schlussfolgerte ich.
»Nein das ist nicht der Grund«, wiedersprach sie. Ich gab einen schnaubenden Ton von mir. Natürlich war das der Auslöser dafür, das wusste ich genau.
»Mark hat mir erzählt, dass jemand mit dir zum Ball gehen wollte. Dein Bruder hat ihm die Tür geöffnet. Er muss ausgerastet sein, als er herausfand, warum er mit dir sprechen wollte und hat den armen Kerl vom Grundstück gejagt. Mark wollte aber einfach nicht sagen wer es war. Er meinte nur, er hätte schon einmal so etwas gehört und dachte es wäre nur irgendein Gerücht«, sprudelte es aus Abigail hervor.
»Bitte was?! Habe ich das jetzt richtig verstanden?« Ich sprang vom Bett auf und lief in meinem Zimmer auf und ab. Würde ich Jannik nicht so gut kennen, hätte ich die Geschichte für frei erfunden gehalten. Ich konnte mich kaum halten vor Wut.
»Das habe ich auch gedacht. Ich fand es immer rührend, wie Jannik sich um dich kümmert. Aber warum macht er sowas?« Sie stellte eine Frage in den Raum, die auch ich ihr nicht beantworten konnte.
»Der kann was erleben!«, sagte ich.
Natürlich hatte ich nicht vor, meinen Bruder darauf anzusprechen, aber mir würde schon etwas einfallen, wie ich ihm indirekt eine Lehre erteilen konnte. Ich brauchte nur die richtige Gelegenheit dazu.

Fear Trust LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt