SIEBEN

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»Keine Bewegung!«, schrie der Kommissar im Fernseher. Auf den Krimi konnte ich mich nur kaum konzentrieren, da mich etwas anderes ziemlich beschäftigte.
»Du Abby...«, setzte ich an, aber unterbrach mich selbst. Ich war mir so unsicher, schon den ganzen Film über diskutierte ich mit mir.
»Ja?« Sie sah mich fragend an. Abigail mochte es nur ungern, bei spannenden Stellen abgelenkt zu werden. Das wusste ich genau, auch wenn sie es versuchte zu verbergen. Dafür kannte ich sie zu gut.
»Sag mal, hast du eigentlich schon einen Termin für das nächste Krimidinner?« Ich entschied mich dagegen, ihr meine krimitaugliche Begegnung anzuvertrauen. Es sollte zwar nie ein Geheimnis vor ihr geben, doch ich war noch nicht bereit es irgendjemandem zu erzählen. Ich wollte mir selbst kaum glauben, was da gestern Nacht geschehen ist.
»Nein, ich bin noch dabei das Skript zu schreiben«, antwortete Abigail. Sie musste grinsen, als sie noch hinzufügte: »Kurzzeitig habe ich gedacht, du hättest etwas ausgefressen.«
»Nein, nein«, entgegnete ich und verfiel in ein nervöses Lachen. Wenn du wüsstest...

~

Nachdem Abby gegangen war, dauerte es nicht mehr lange bis mein Bruder von der Arbeit nach Hause kam. »Hast du auf mich gewartet?«, fragte er als er mich auf dem Sofa im Eingangsbereich sitzend entdeckte. Ich schüttelte Kopf. Jannik ging an mir vorbei in die Küche, wahrscheinlich hatte er noch keine Zeit zum Essen gehabt.

Ich starrte nach draußen, der Himmel hatte die soeben noch rot leuchtende Sonne verschluckt. Abigail war mit ihr verschwunden. Nun hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich wünschte, ich hätte ihr es erzählt, denn je länger ich es aufschob, umso schwerer würde es fallen.

Ich raffte mich auf und holte die Schüssel mit den Keksen aus dem Wohnzimmer, die noch immer halbvoll war. Mit ihr zog ich mich in mein Zimmer zurück.
Dort starrte ich eine Weile vor mich hin, bis ich die Schüssel zur Seite stellte. Wieder einmal hatte ich keinen Appetit. Stattdessen nahm ich mir mein Buch und las. Doch so wirklich konzentrieren konnte ich mich nicht. Also packte ich es einige Zeit später zurück ins Regal.

~

Mein Blick fiel auf das Fenster und ich hielt in meiner Bewegung inne. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich glaubte nicht, was ich da sah oder eher gesagt wen.
Da draußen auf meinem Fensterbrett erkannte ich einen schwarzen Kapuzenpullover, der mir nur allzu bekannt vorkam. Wie lange saß er schon dort und was hat er alles mitbekommen? Ich wollte es gar nicht wissen.

Ich griff nach meinem Handy und fragte mich, ob jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war, um die Polizei zu rufen. Stalking war schließlich Grund genug, auch wenn sie mir die Geschichte von gestern Nacht nicht glauben würden.

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