Als wir vor meiner Haustür standen, sah ich ihn an. Noahs Augen waren sofort da. Ich lächelte verlegen: „Danke. Für alles. Ich hatte sehr viel Spaß heute." Noah lächelte zurück: „Kann ich nur bestätigen." Wir saßen kurz still da und als ich eine Hand an den Türgriff, nahm ich meinen Mut zusammen und fragte leise: „Hast du Lust morgen Abend ins Kino oder so zu gehen?" Noahs Augen leuchteten aus und da hatte ich meine Antwort eigentlich schon.
Er nickte und ich lächelte ihn verträumt an. Bis sich etwas in meine Gedanken schlich. „Oh, verdammt." Noah sah mich fragend an und ich ließ die Schultern sinken: „Ich hab eine Wette mit meinem Dad verloren und muss morgen Abend für uns beide kochen..." Noah sah nicht böse oder enttäuscht aus, er lächelte: „Dann finden wir einen anderen Termin." Ich wollte keinen verdammten anderen Termin. Ich wollte jetzt.
Ich sah kurz zum Haus und dann fragte ich entschlossen: „Möchtest du mir vielleicht helfen?" Noah sah mich eine ganze Weile an, seine Augen leuchteten im künstlichen Licht der Autolampen. Dann fragte er vorsichtig: „Dein Dad hat nichts dagegen?" Ich schüttelte den Kopf und hoffte, dass dies tatsächlich der Fall war. Auf Noahs Lippen erschien ein Lächeln: „Okay. Dann sehr gerne."
Ich strahlte ihn an und wir verloren uns wieder einige Sekunden in der Stille. Dann beugte ich mich vor und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange: „Schlaf schön." Ich öffnete die Tür und bevor ich sie zuschlug, hörte ich noch sein „Gute Nacht, Claire" und mit einem seligen Lächeln lief ich die Treppen zu unserer Tür hinauf, das Motorgeräusch im Rücken.
Als ich vorsichtig um die Ecke in die Küche spähte, saß mein Dad schon wie gewohnt an seinem Platz. Er war gestern Abend nicht mehr auf gewesen, was er immer tat, wenn er enttäuscht von mir war. Ich blieb im Türrahmen stehen und wartete bis er mich bemerkte.
Er sah mich kurz an, nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse und las dann weiter seine Zeitung. Ich seufzte kurz, machte mir mein Müsli und setzte mich dann zu ihm an die Kücheninsel. Dann aß ich ein paar Löffel immer darauf bedacht danach laut zu seufzen. Nach einer Weile setzte er seine Kaffeetasse ab und sah mich mit hochgezogenen Brauen an. Ich schob mein Müsli weg: „Es tut mir leid, Dad. Ich war danach noch mit... Freunden was Kleines essen und hab total vergessen dir zu schreiben." Er hob nur weiter die Brauen.
Ich seufzte: „Ich entschuldige mich für mein nicht verantwortungsvolles Verhalten und verspreche, dass es nicht mehr vorkommen wird." Seine Brauen sanken und er tätschelte mir die Hand: „Hab ich dich doch wunderbar erzogen." Ich verdrehte die Augen und widmete mich wieder meinem Müsli. Beiläufig fragte mein Dad: „Welche Freunde?" Mein Kauen stoppte. Ich ließ die Schultern hängen. Wenn ich ihn sowieso fragen musste wegen heute Abend, kann ich auch gleich ehrlich sein.
Ich räusperte mich und versuchte genauso beiläufig zu klingen: „Och, Footballfreunde." Dad sah mich skeptisch an: „Footballfreunde?" Ich spürte das Blut in meinen Wangen: „Mhm." Dad lächelte wissend: „Darf ich seinen Namen wissen?" Ich sah ihn genervt an. Dann musste ich lächeln, als ich an ihn dachte: „Noah." Mein Dad musterte mich und langsam wurde es mir peinlich, ich presste schnell heraus: „Hab ihn heute zum Abendessen eingeladen. Hoffe das ist okay." Dann schüttete ich mir mein Müsli in den Mund und kaute energisch, um ihm zu zeigen, dass ich diese Unterhaltung für beendet hielt.
Mein Dad zog wieder die Augenbrauen hoch, lächelte aber belustigt: „Du hast ihn zu unserem Abendessen eingeladen?" Ich sagte mit vollem Mund: „'Tschuldigung?" Mein Dad lachte: „Du musst dich doch nicht entschuldigen. Ich lerne gerne deine männlichen Freunde kennen..." Er zwinkerte mir zu und ich sah ihn gespielt böse an.
Ich war erleichtert, dass er so reagierte, aber eigentlich hatte ich fast nichts anderes erwartet. Trotzdem würde es wahrscheinlich galaktisch peinlich werden und ich schluckte. Mein Dad widmete sich wieder seiner Zeitung, sah mich aber nochmal auffordernd an: „Und wehe, er kann nicht kochen." Ich schüttelte lachend den Kopf und spülte den Rest meines Müslis mit Orangensanft herunter.
Als ich mich geduscht hatte, setzte ich mich noch im Handtuch auf mein Bett. Ich griff nach meinem Handy und wollte Noah fragen, ob er mir schon beim Einkaufen helfen wollte. Dann bemerkte ich, dass ich absolut keinen blassen Schimmer hatte, wie seine Nummer lautete. Denn die hatte er mich nie gegeben. Ich stöhnte frustriert auf.
Dann sah ich eine Nachricht auf Instagram. Noah folgte mir nun und er hatte mir seine Nummer geschrieben und dahinter eines dieser süßen Smileys gesetzt, die eigentlich niemand mehr benutzte. Ich fühlte mich leicht dämlich, weil ich alleine schon wegen diesem Smiley lächelte, doch anstatt ihn sofort anzuschreiben, begutachtete ich zuerst sein Profil. Er war keiner dieser Jungs die ausschließlich Spiegelfotos posteten.
Mal stand er vor einem Footballfeld und lächelte irgendjemand an der Seite an. Ein anderes Mal saß er am Strand und sah ernst in die Kamera. Dann war da noch sein Footballteam. Das waren die einzigen Fotos auf denen er zu sehen war. Sonst schien er gerne Dinge zu fotografieren und ungewollt musste ich ein wenig an Harper denken. Er mochte wohl minimalistische Sachen, denn seine Bilder waren sehr simpel. Eine Schaukel auf grünem Rasen, ein rotes Haus im Schnee. Ich mochte sie und die nächste halbe Stunde saß ich vor meinem Handy und betrachtete sie ausgiebig.
Nach einer Weile seufzte ich verträumt und speicherte seine Nummer ein. Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung wie ich ihn anschreiben sollte und sendete ihm ein Hey. Mit ungefähr fünf Y. Ich schlug mir die Hand gegen die Stirn und wollte gerade die Nachricht löschen als er schon antwortete. Okay, schnelles Antworten gab definitiv Pluspunkte. Als hätte er sie nötig gehabt.
So gut gelaunt am frühen Morgen? Ich lächelte. Hab einen guten Grund. Er antwortete nicht und ich hatte schon befürchtet, ich hatte zu früh geflirtet, was eigentlich absurd klang. Als dann plötzlich sein Name auf meinem Bildschirm erschien und mein Klingelton ertönte, fiel mir kurz das Handy aus der Hand. Er wollte doch tatsächlich videochatten.
Ich hielt mein Handy an zwei Fingern von mir als wäre es das ekligste was ich je angefasst hätte. Ich sah mich nach etwas anziehbarem um, fand aber nur ein Shirt, das mir in dieser Situation nicht helfen würde, da ich noch nicht einmal Unterwäsche trug. Ehe ich nachdenken konnte, hatte ich abgehoben. Sein Gesicht erschien ein bisschen verzerrt auf meinem Bildschirm. Als ich jedoch meines erblickte, zuckte ich zusammen.
Ich riss mir meinen Handtuchturban vom Kopf und sofort kringelten sich meine Haare umher. Ich hörte Noah unterdrückt lachen, ich sah ihn schmollend an: „Du hast mich überrumpelt." Seine Augen schienen selbst durch das Handy: „Man, hab ich ein Glück." Ich kräuselte meine Nase und versuchte sein Blickfeld auf mein Gesicht zu beschränken, da ich keinerlei Vertrauen in dieses Handtuch hatte. „Hast du Lust mich zum Einkaufen zu begleiten?"
Irgendwie wirkte er entspannter: „Klaro, weißt du schon was du machen möchtest?" Mit ihm zu reden, fiel mir viel leichter als ich erwartet hatte. Vielleicht lag es daran, dass ich mich bei ihm verstanden fühlte. Ich suchte in meinem Gehirn nach irgendwelchen coolen Gerichten, aber um ehrlich zu sein, war ich in diesem Themenbereich ziemlich beschränkt. Noah musste meinen verwirrten Blick gesehen haben, denn er lachte: „Hast du vielleicht Lust auf Kartoffelgratin? Das ist eigentlich recht einfach und super lecker." Ich sah ihn lächelnd an: „Hört sich gut an."
Noah strich sich durch die Haare und mein Herz machte einen Sprung. Er lag noch im Bett und hatte die Bettdecke über seinen nackten Oberkörper gezogen. Seine Augen waren noch klein und seine Haare zerstreut. Er ertappte mich beim Starren und lächelte selbstsicher. Ich verdrehte die Augen und fragte: „Holst du mich ab?" Noah schien kurz auf die Uhr zu schauen und nickte dann: „Sollen wir drei machen?" Ich sah auf meinen Wecker.
Es war gerademal kurz nach zehn. Ich musste also noch fast fünf Stunden auf ihn warten. Ich lachte über meine eigene Besessenheit und lächelte ihn an: „Klingt fantastisch." Noah lächelte und ich könnte schwören, dass seine Augen den Bildschirm hinunter wanderten bis zum Rand meines Handtuches.
Ich lächelte wissend und als er ertappt schaute, lachte ich leise: „Dann sehe ich dich nachher?" Noah setzte sich auf: „Dann siehst du mich nachher." Ich legte lächelnd auf und genoss den kurzen Standmoment seines Bildes auf meinem Display. Jetzt musste ich also nur noch meine Zeit fünf Stunden lang vertrödeln.
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"Mach's besser."
RomanceClaire und Noah lernen sich auf simple Art und Weise kennen und verlieben sich ineinander. Die beiden führen ein schönes Leben, Claire als kluge Schülerin und Noah als sportlicher Footballer. Einige Zeit scheint den beiden nichts im Weg zu stehen. D...