Ich saß mit eine Tasse Tee im Garten auf einen Stuhl und hatte mir eine Decke umgewickelt, um der kühlen Abendluft zu entfliehen. Ich hörte entfernt das Telefon klingeln und starrte in den bewölkten Sternenhimmel. Ich versuchte ein paar Sternzeichen auszumachen und versuchte so auch gleichzeitig mich zu entspannen. Als plötzlich meine Mom mit dem Hörer neben mir stand, verschüttete ich ein wenig Tee über meine Hand. Ich zischte auf und sah sie böse an. Sie hielt mir den Hörer hin und ich nahm ihn verwirrt entgegen. „Hallo?" „Claire?" Ich setzte mich aufrecht hin. Noahs Stimme klang matt. „Noah?" Er mhmte.
Wir sagten eine Weile nichts mehr und ich fühlte mich verdammt hilflos. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich nicht verlieren werde." Ich versuchte meinen Blick zu fokussieren, er klang so weit entfernt. „Natürlich wirst du mich nicht verlieren, Noah. Ich bin hier." „Ich werde auch immer da sein." Mein Herz zuckte seltsam zusammen und ich presste meinen zittrigen Kiefer zusammen. „Das ist gut." Die Leitung wurde wieder still. Ich unterdrückte meine Schluchzer. „Manchmal such ich in den Sternen nach dir..." Er schien näher ans Telefon gekommen zu sein, denn es war als wisperte er in mein Ohr. Ich sah erneut zum Sternenhimmel und lächelte traurig: „Ich meine, dich schon gefunden zu haben."
Ich hörte seinen Atem an meinem Ohr und für einen Moment war es das schönste Geräusch auf Erden. „Denkst du ich finde mich auch irgendwann?" Ich nickte, vollkommen ahnungslos, dass er mich nicht sehen konnte. Ich räusperte mich leise: „Natürlich. Ich werde mich auch bestimmt eines Tages mal finden." Er sagte nichts. Ich senkte die Lautstärke meiner Worte: „Wäre doch schön, wenn wir uns nebeneinander finden, oder?" „Manchmal glaube ich, wir sind alle alleine. Auch wenn wir nicht alleine sind." Er war mir beinahe ins Wort gefallen. „Das stimmt nicht, Noah. Und wenn, dann müssen wir nicht einsam sein. Nur alleine. Das ist nicht immer schlimm."
Ich drückte den Hörer so sehr gegen mein Ohr, dass es schon ganz warm wurde. Er atmete wieder. Ich sog das Geräusch mit jeder Faser meines Körpers auf. „Gott, das ist alles so grausam. Ich bin so grausam zu dir." Mein Tee flog in den Gras: „Hör auf. Hör auf das zu sagen, Noah." Er war für eine Weile still. Ich starrte in den Himmel. Dann wisperte er kaum hörbar: „Ich glaube, du bist das schönste Licht, das mir bis jetzt in meiner Dunkelheit begegnet ist." Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern konnte, also blieb ich stumm.
Seine Stimme war nur noch ein Hauch: „Mach's gut, McCoy." Ich wisperte zurück: „Mach's besser, Rhodes." Ich hörte, wie er auflegte. Ich saß eine Weile nur da, den Hörer gegen mein Ohr gepresst. Ich fühlte mich plötzlich unendlich alt. Tränen hatte ich aber plötzlich keine mehr. Alles fühlte sich leer an. So verdammt leer. Meine Mom stellte sich neben mich und legte sanft eine Hand auf meine Schulter. „Dein Dad hat mir über Noah erzählt. Ich bin ehrfürchtig, Claire."
Ich blinzelte sie verwirrt an: „Warum?" Sie kniete sich neben mich und stützte sich ein wenig auf meine Armlehne: „Weil du so jung bist und schon so viel Schmerz erträgst. Deine Jugend muss eine Menge Schmerz ertragen. Und das ist furchterregend. Aber auch bemerkenswert." Ich wusste nicht, was sie mir sagen wollte. Sie sah in den Himmel: „Es ist eine Sache, den Schmerz ertragen zu müssen, Claire. Und eine ganz andere, sich dafür zu entscheiden. Du bist sehr mutig. Das hat mir schon immer am besten an dir gefallen." Ich wusste nicht, warum ich die nächsten Worte sagte: „Es gab eine Zeit, da hat mir nichts an mir gefallen. Und an dir auch nicht."
Sie strich mir über den Arm: „Das ist okay. Das Leben verlangt viel von uns. Auch wenn wir es eigentlich nicht erwarten. Du kannst nicht immer alles richtig machen. Und ich auch nicht. Dein Vater und ich... wir waren für einen kurzen Lebensabschnitt wie füreinander geschaffen. Limitierte Seelenverwandte. Und dann habe ich mich verändert und dein Dad und ich haben entschieden, dass wir nicht mehr zusammenpassen. Ich habe hier kein neues Leben angefangen, Claire. Nur einen Lebensabschnitt. Ich habe kein Verlangen einer meiner Abschnitte hinter mir zu lassen." Ich drückte ihre Hand: „Es tut mir leid, Mom."
Sie schüttelte den Kopf: „Wir entschuldigen uns nicht mehr, in Ordnung?" Ich nickte leicht. Wir sahen gemeinsam in den Himmel und ohne nachzudenken zeigte ich auf einen hellen Stern: „Ich glaube, ich habe ihn gefunden." „Wen?" Ich starrte den Stern an: „Noah." Und genau in dieser Sekunde verloren meine Augen den Stern. Ich verkrampfte mich in meinem Stuhl. Meine Mom hob ihren Arm und zeigte einmal über den gesamten, wolkenbehangenen Sternenhimmel. „Liebes, du kannst Noah nicht auf ein kleines Licht reduzieren. Noahs Licht strahlt überall."
Ich sah sie an und noch nie hatte mir jemand so viel Hoffnung auf einmal geschenkt. Auf einmal fühlte ich mich unter dem Himmel seltsam geborgen. Ich kuschelte mich in meine Decke und ließ meine Augen über den Himmel wandern. Bis ich das Gefühl hatte, die Sterne in Noahs Augen zu projizieren. Und es war definitiv mein Lieblingsgefühl.
DU LIEST GERADE
"Mach's besser."
RomanceClaire und Noah lernen sich auf simple Art und Weise kennen und verlieben sich ineinander. Die beiden führen ein schönes Leben, Claire als kluge Schülerin und Noah als sportlicher Footballer. Einige Zeit scheint den beiden nichts im Weg zu stehen. D...