„Hattest du dir schon mal überlegt die Schule abzubrechen?"

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Nach einem kurzen Mittagessen mit meinem Dad, das auf Knäckebrot und Frischkäse mit Gewürzgurken bestand, beschloss ich mich meinem Outfit zu widmen. Ich hatte bis jetzt nur schnell meine Jogginghose und ein lockeres Shirt übergeworfen. Nach zwei Outfits hatte ich plötzlich den Drang alles in meinem Kleiderschrank anzuprobieren.

Es artete zu einer gesamten Ankleideprobe aus und irgendwann versuchte ich mich in mein Abschlusskleid aus der siebten zu quetschten. Erstaunlicherweise passte ich hinein, aber ich war auch nicht großartig gewachsen. Ich pfiff gerade das Lied mit und sammelte hier und dort ein paar Klamotten ein, als mein Blick auf den Wecker fiel.

Es war beinahe viertel vor drei und vor Schreck ließ ich meine Klamotten fallen. In dem Chaos versuchte ich so schnell wie möglich ein einigermaßen süßes Outfit zusammenzustellen. Am Ende trug ich ein altmodisches, weinrotes Kleid mit einem gestreiften Langarm darunter. Dann zog ich mir hohe weiße Socken über und versuchte nicht einmal meine Haare zu bändigen. Stattdessen schwang ich mich auf meinen Schminkstuhl und meine Hand schwebte über meinem Make-Up.

Ich entschied mich dagegen, denn ich wusste, dass ich mit meinen Sommersprossen bei ihm punkten konnte. Ich tuschte mir leicht die Wimpern und trug einen leicht roten Labello auf. Ich hatte keine Zeit mehr meine Klamotten gestapelt in meinen Schrank zu räumen, deshalb schmiss ich sie achtlos hinein und drückte ihn einfach zu. Ich suchte mein Zimmer hastig nach Peinlichkeiten ab, konnte aber keine in Reichweite finden.

Ich stürmte ins Wohnzimmer wo mein Dad am Laptop an der Kücheninsel saß. Er zog nach meinem hektischen Eintreten die Brauen hoch, sagte aber nichts. Ich spazierte ins Wohnzimmer, ließ mich aufs Sofa plumpsen und holte mein Handy aus meiner Kleidtasche. Ich versuchte krampfhaft nicht immer auf die Uhrzeit zu starren, es klappte aber eher nicht sehr gut.

Sieben Minuten nach drei klingelte es und ich sprang wie auf Knopfdruck auf. Mein Dad unterdrückte ein Lachen und ich versuchte ihn nicht zu beachten. Ich lief zur Tür, strich mein Kleid glatt und öffnete die Tür. Grüne Augen. Lockige Haare. Ein Grübchen am Kinn. Bevor ich etwas sagen konnte, hatte er mich in eine Umarmung gezogen. Ich presste meine Wange gegen seine Brust und lächelte in seinen Geruch hinein. Er roch wieder nach Wacholder und Kaffee.

Ich löste mich und lächelte zu ihm hinauf. Ohne zu zögern zog ich ihn ins Haus und als er mich kurz stoppte um seine Schuhe auszuziehen, hatte ich das Bedürfnis ihn zu küssen. Ich lachte über meine eigenen Vorstellungen und als er auch noch seine Jacke an die Garderobe gehängt hatte, zog ich ihn in die Küche. Ich wusste nicht was mich gepackt hatte, aber ich wollte mehr als alles andere, dass er meinen Dad kennenlernte. Irgendwie hatte ich vor lauter Peinlichkeit gar nicht gemerkt, wie wichtig mir  das war.

Noah sah sich neugierig um: „Ihr habt es richtig gemütlich hier." Ich lächelte stolz und sah dann zu meinem Dad. Dieser musterte uns über seine Brille hinweg und ich bat ihn in Gedanken ein Lächeln aufzusetzen. Was er tatsächlich tat. Er stand auf, ging um die Kücheninsel herum und streckte Noah die Hand aus: „Noah, richtig?"

Meine Wangen brannten als mich Noah kurz ansah. Ich fragte mich, was er wohl dachte. Ob er wohl überlegte, was ich meinem Dad alles erzählt hatte. Ich biss mir auf die Lippe und sah den beiden beim Händeschütteln zu. „Danke, dass ich Ihnen heute Gesellschaft leisten darf." Mein Dad winkte ab: „Sag ruhig Alan zu mir. Meiner Tochter scheint es langsam zu langweilig mit ihrem alten Dad zu werden." Ich sagte empört: „Dad, das stimmt nicht."

Er lachte, klappte seinen Laptop zu und legte mir dann etwas Geld auf den Tisch: „Das weiß ich doch, CJ. Ich freu mich auf heute Abend. Ich gehe nochmal ein bisschen in die Praxis, ihr zwei kommt zurecht?" Sein Blick hatte etwas Neckisches an sich und ich knirschte leicht mit den Zähnen: „Ja, wir kommen zurecht, danke, Dad." Er spazierte pfeifend aus dem Raum und ich atmete aus.

"Mach's besser."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt