„Ähm, vielen Dank..."

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Schon von weitem hörte man den Coach brüllen und Harper und ich lachten gemeinsam, weil es sich alles andere als zufrieden anhörte. Wir setzten uns eine Weile auf die Tribüne was mich mit meinen Taschen ein wenig entlastete. Harper war meistens ziemlich faul und ihr liebstes Spielzeug an der Kamera war wohl die Zoomfunktion. Aber mit dieser konnte sie umgehen, das musste man ihr lassen. Ich lehnte mich zurück und genoss die Sonne. Es war Anfang September und die Luft war zwar noch warm, aber es wehte schon ein ziemlich frischer Wind und man spürte Tag für Tag wie die Sonne an Kraft verlor.

Harper machte sich über meine Feststellungen immer lustig, aber ich empfand sie als beruhigend. Alles lief nach Plan, so wie es eben immer lief. Harper ließ einen Zischlaut los und ich sah sie an: „Hab ich was verpasst?" Manchmal ließ ich mir von ihr das Szenario kommentieren, weil sie den besseren Überblick von uns beiden hatte. „Klares Foul von Nummer 6. Voll in Nummer 8 gekracht, man hat alles knacken hören." Ich schüttelte den Kopf: „Sollten die nicht eher auf sich aufpassen, kurz bevor ein wichtiges Spiel ansteht?" Harper hörte mir schon nicht mehr zu, sie kletterte bereits die Reihen hinunter.

Ich seufzte und wollte mich wieder zurücklehnen. Da hörte ich sie scharf meinen Namen rufen. Ich ließ die Schultern hängen und kletterte ihr hinterher. Nach zwei Reihen fragte ich mich selber, warum ich nicht einfach die Treppe benutzte sondern dämlich von Sitzbank zu Sitzbank sprang, dabei beobachtete ich auch noch Harper die nun schon ein ganzes Stück am Spielrandfeld entlanggelaufen war. Kaum konzentrierte ich mich nicht mehr auf meine Sprünge, verpasste ich die zweitletzte Bank und fiel in die Reihe.

Ich konnte mich noch mit einer Hand auf der letzten Bank auffangen, schlug aber auf meinen Knien auf. Ich zog scharf die Luft ein und sagte gepresst murmelnd: „Nicht mein Tag heute. Nicht mein Tag." „Er ist ja noch nicht zu Ende." Und schon wieder seine Stimme. Rhodes. Ich drehte meinen Kopf langsam zu ihm, seine Augen leuchteten mir belustigt entgegen. Ich wollte lässig klingen: „Du triffst mich immer an meinen besten Momenten. Vielleicht bringst du ja Pech." Imaginäres Hand-gegen-Kopf-Schlagen. Toller Einstieg erstmal.

Zu meinem Glück lachte er und half mir erneut auf. Er bot mir die Hand an um auch noch über die letzte Bank zu steigen. Ich ergriff sie zögernd und als ich darüber gestiegen war, standen wir wieder einmal peinlich voreinander. Er stupste meinen Arm an: „Pass ein bisschen auf dich auf, McCoy." Ich boxte ihn gegen das ziemlich harte Schulterpolster und versuchte dann unauffällig meine Hand auszuschütteln: „Klar doch... Rhodes."

Er sah mich schon wieder belustigt an, schüttelte dann den Kopf und trabte dann zurück ins Spielfeld. Ich versuchte vor Scham nicht im Gras zu versinken. Harper kam auf mich zugelaufen: „Hey, ich glaube ich habe deinen Rhodes gefunden. Nummer 7." Ich verdrehte die Augen: „Danke, habe ich auch schon registriert." Ich erzählte ihr unsere kurze Begegnung, die sie anscheinend nicht wahrgenommen hatte. Als ich ansehen konnte, dass sie versuchte nicht zu platzen vor Lachen, hob ich die Hand: „Na los, lach mich aus. Ich hab's ja irgendwie verdient."

Harper lachte volle zwei Minuten und spähte auf das Spielfeld. Ich sagte zu mir selbst murmelnd: „Jetzt brauch ich nur noch deinen Vornamen." Harper, die noch immer leicht lachend hüstelte, sagte: „Das ist einfach. Steht neben den Footballtrophäen." Ich sah sie erstaunt an: „Du kennst seinen Namen immer noch nicht, selbst mit dem Gesicht?" Sie sah mich belustigt an: „Denkst du ich merk mir die Namen von diesem bescheuerten Team? Ich kenne Coach Feller und das ist auch schon alles." Ich schnaubte.

Harpers Handy klingelte und sie ging ran. Es schien Olive zu sein, was ich an den leicht peinlichen Kosenamen erkennen konnte. Harper sah zu mir und zeigte wild auf ihr Telefon und dann Richtung Schule während sie sich schon rückwärts von mir entfernte. Na toll, jetzt würde sie also einfach gehen. Ich zeigte in Richtung meiner Taschen und versuchte ihr zu vermitteln, dass sie auf mich warten sollte. Sie warf mir nur eine Kusshand zu und joggte mit dem Handy am Ohr Richtung Schule. Ich seufzte und blieb kurz verloren auf der Stelle stehen.

"Mach's besser."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt