„Du bedeutest mir auch sehr viel."

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Als ich in seine Straße bog, versuchte ich mich ein wenig mehr in meine Jacke zu kuscheln, denn ich hatte den kühlen Wind durchaus unterschätzt. Es war schon dunkel und die Laternen gaben der Straße eine düstere Atmosphäre. Ich beschleunigte ein wenig und versuchte die Hausnummern zu entziffern. Ich sah zur Sicherheit noch einmal auf die Adresse, die mir Noah geschickt hatte und als ich Nummer 17 gefunden hatte, blieb ich kurz stehen. Lange Steintreppen, umrandet von Rosensträuchern, führten zu einer modernen Haustür. Das Haus hatte viele Fenster und insgesamt zwei Stockwerke. Eine Ecke war komplett aus Glas und ich vermutete, dass dort die Küche lag, denn es brannte Licht.

Ich strich meinen Rock glatt und lief die Treppen hoch. Ich redete mir einfach ein, immer ich selbst zu sein. Schließlich hatte ich vor Noah noch eine ganze Weile zu nerven. Ich überlegte, ob ich nicht doch lieber Noah anrufen sollte, um ihm mitzuteilen, dass ich nun da war, aber ich fühlte mich beinahe feige. Ich drückte tapfer auf die Klingel und setzte ein Lächeln auf. Eine Weile passierte gar nichts und ich bückte mich verwirrt zum Klingelschild herunter. Aber eigentlich gab es nur das eine.

In diesem Moment wurde die Tür geöffnet und ich machte vor Schreck einen Satz zurück. Vor mir stand ein noch recht junger Mann, zumindest schätzte ich ihn vielleicht auf 40. Er hatte längere, dunkle Haare und leuchtende, grüne Augen. Ich musste einfach lächeln, weil die Ähnlichkeit mit Noah fast schon zu auffällig war. Der Mann lächelte nun auch und seine Augen schienen noch viel mehr zu lächeln. Fast hatte ich mich bedanken wollen, dass er diese Eigenschaft auch an seinen Sohn vererbt hatte.

Er streckte mir die Hand hin: „Du musst dann wohl Claire sein?" Ich nahm seine Hand und lief rot an: „Korrekt. Und Sie müssen dann wohl Mr. Rhodes sein?" Er lachte und schüttelte den Kopf: „Bitte, so viel wie Noah über dich redete, meine ich dich schon eine ganze Weile zu kennen, nenn mich einfach Jay." Ich versuchte mich nicht anmerken zu lassen, wie ich mich freute, dass Noah anscheinend über mich redete.

Er bat mich einzutreten und ich bestaunte den hohen Flur. An der Dinge waren viele Lampen eingesetzt wurden und ließen den Flur noch gewaltiger wirken lassen. Am Ende des Flures führte eine breite Wendeltreppe in den oberen Stock. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und Jay nahm mir die Jacke ab und hängte sie an eine Garderobe. Ich folgte ihm mit meinem Blick und wurde auf etwas an der Wand aufmerksam.

Ich trat einen Schritt nach vorne und sah es mir genauer an. Es waren viele Striche, die in unregelmäßigen Abständen übereinander folgten. Daneben stand Noahs Name und immer ein anderes Datum. Ich lachte leise und hörte Jay genauso lachen: „Kaum zu glauben, dass er mal so ein Pimpf gewesen ist." Ich lachte ein wenig lauter: „Ich hätte ihn zu gern als Kind erlebt." Ich wurde nach meiner Aussage rot, aber Jay lächelte nur: „Er war ein Chaot. So wie heute eben."

Wir lachten gemeinsam und ich spürte einen Teil meiner Anspannung abfallen. Jay führte mich durch eine Glastür in einen großen Wohnraum, indem ein alter Kamin schon brannte. Es war angenehm warm und im Dunkeln konnte ich einen großen Garten erkennen. Eine Lichterkette war festlich um einen großen Baum geschwungen wurden und die Lichter wankten wegen dem Wind ein wenig hin und her.

Jays Stimme war warm: „Lilian hat ein Auge für Ästhetik." Ich lächelte, so musste dann also Noahs Mutter heißen. Ich hörte Gelächter um die Ecke und lief zusammen mit Jay einen kleinen Treppenvorsprung hoch, der zu einem Esstisch führte. Als ich um die Ecke sehen konnte, schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Noah stand zusammen mit einer großen Frau am Herd und schnippelte Gemüse. Lilian hatte schwarze Locken und ihr Lachen klang laut und gelassen.

Jay räusperte sich: „Unser Gast wäre dann eingetroffen." Noahs Kopf wirbelte herum und ich lachte leise. Seine Wangen waren gerötet und seine Augen glühten regelrecht. Er lief um die Kücheninsel herum und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Ich war kurz ein wenig überfordert, weil ich noch ein wenig verlegen war, aber als ich bemerkte, dass uns Lilian und Jay liebevoll musterten, wurde es warm um mein Herz.

"Mach's besser."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt