Vorgeschichte (Aus der Sicht von Darius Keno Schmidt; in der goldenen Ära)

86 0 0
                                    

Im Sandkorn 134,5

Ich wusste schon sehr früh in meinem Leben, dass ich derjenige sein würde der in die Fussstapfen von Paul-Domenik, unserem Pastor treten würde. Schon bevor ich meine Schul-Grundausbildung abgeschlossen hatte! Damals schien mir diese Idee, obwohl es das einzige war was ich mir für meine Zukunft jemals hatte vorstellen können noch fern. Der Wunsch diese wunderschöne Stadt, Novalis, in der besonderen Stellung des Pastors zu begleiten lag tief in meinem Herzen. Aber könnte jemand wie ich so etwas?

Ich erinnere mich gut an diese Zeit, vor vielen Jahren. Nie werde ich den Tag vergessen, den ersten Schultag im 134,5 Sandkorn der goldenen Ära. Ich wusste es damals noch nicht aber es war der Tag an dem ich einen ganz besonderen Menschen kennen lernen würde.

Tatsächlich bemerkte ich sie kaum.

Am morgen dieses Tages warf unsere Mutter meinen älteren Bruder Marko wie immer aus dem Bett während ich bereits am Frühstückstisch saß und die frischen Brötchen verzehrte die Mama für uns gekauft hatte.

Marko setzte sich neben mich an den Tisch, noch immer im Schlafanzug, und schlang sein Frühstück wortlos in 5 Minuten herunter, bevor er zurück in unser gemeinsames Schlafzimmer stürmte um sich ein T-shirt und eine Jeans anzuziehen.

Er nahm einen Schluck Kaffee und stürmte aus dem Haus: „Bis später Mama! Dada? Du kommst mit!", rief er durch die Haustür.

Dada. So nannte mich jeder der mich kannte. Aber bis jetzt war es mir stets gelungen nicht viel Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. In dieser Hinsicht war mein Bruder das genaue Gegenteil von mir.

„Komme schon."

Ich erhob mich vom Tisch und gab meiner Mutter einen Abschiedskuss auf die Wange. Muss ja keiner wissen.

Marko zog sich draußen noch seine Jacke an. Es war Winter.

Auf dem Weg zur Schule redeten wir über normale Quantenphysik, ein Interesse das wir beide teilten.

Vor der Schule warteten Markos Freunde auf ihn und wir trennten uns. Markos Freunde redeten transianisch mit ihm. Ich hatte meine Sprachkenntnisse in transianisch noch nicht perfektioniert wie mein Bruder und hatte Angst mich zu blamieren.

Ich gesellte mich zu meinem Freund: Gregor Tobias Pfing.

Gregor war wohl der einzige Mensch in der Stadt der noch introvertierter als ich war. Ich genoss seine Gesellschaft sehr.

Und dann kam der Moment in dem ich sie zum ersten Mal sah. Es scheint unwahrscheinlich dass ich mich überhaupt daran erinnern kann denn damals hatte dieser Moment keine große Bedeutung für mich. Elly Gutter betrat die Schule Hand in Hand mit ihrer kleinen blonden Schwester, Susi Gutter. Elly war mir bekannt denn ihre Eltern waren die Besitzer der Gutter-Kleiderboutique. Jeder kannte dieses Geschäft.

Ich redete mit Greg über irgendetwas. Ich kann mich erinnern dass ich gedacht habe wie süß die kleine Susi doch ist als Elly sich zu ihrer kleinen Schwester herunter beugte und ihre Wangen kneifte. Ich konnte nicht hören was sie zu ihr sagte aber ich vermutete dass Elly der kleinen ängstlichen Susi an ihrem ersten Schultag etwas Mut zureden wollte. Susi trug einen roten Mantel. Ihre Wangen waren von der Kälte gerötet ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, etwas wirr. Ihre klaren hell-grünen Augen würde ich erst Jahre später bemerken.

Im Unterricht meldete ich mich nur selten. Nach Absprache mit dem Lehrpersonal hatten wir beschlossen dass ich um meine mündlichen Noten zu verbessern jedem Lehrer am Ende der Stunde eine selbstverfasste Zusammenfassung der Themen die wir gerade besprachen und zum Teil auch der Themen die wir in naher Zukunft besprechen würden gab. Die Lehrer waren schon lange daran gewöhnt dass ich im Lehrplan weit voraus war. Meine Ergebnisse in den schriftlichen Prüfungen waren mehr als überzeugend.

NamenlosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt