35.Abschnitt (4.12.9,5; Aus der Sicht von Luci)

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In den letzten 2 Tagen hatte ich bereits viel Zeit mit Kasper verbracht. Obwohl ich meine kleine Schwester vermisste war es mir lieber meine Zeit in der Stadt zu verbringen. Zu viele Erinnerungen überfluteten mich und ich wollte nicht dass sie Lintu genau so trafen wie mich. Kasper versicherte mir zwar mehrmals es ginge ihr gut im Himmelspalast, doch es fiel mir trotzdem schwer kein schlechtes Gewissen zu haben als ich entschied sie vorerst mit ihren gewaltigen Problemen allein zu lassen.

In der Zwischenzeit versuchte ich Kasper davon zu überzeugen mir zu helfen meine eigenen Probleme zu lösen. Er weigerte sich standhaft und hatte nicht aufgehört zu versuchen mich mit großem Eifer von meinen Zielen abzulenken.

Ich erzählte ihm vieles, obwohl ich ihm immer noch etwas misstraute. Zusammen erkundeten wir beinahe jede Ecke in der Stadt die ich zuvor nur aus der Ferne gesehen hatte. Es war das was ich schon lange hatte tuen wollen, aber jetzt wo ich so viel verloren hatte gelang es mir nicht mal eine halbherzige Freude daran zu finden.

Wir aßen oft in den verärmlichten Restaurants denen es nach beinahe 10 Sandkörnern ohne Tourismus nur schwer gelungen war geöffnet zu bleiben. Mein Schlafrythmus hatte sich komplett umgestellt seit ich nicht mehr unter der Erde wohnte. Ich schlief nun den größten Teil der Nacht durch und war stattdessen tagsüber wach. Es war anfangs ungewohnt so viel von der Sonne zu sehen.

Leviathan hatte viele seiner Diener geschickt um mich zu töten aber sie boten keine Herausforderung für mich und noch weniger für Kasper, auch wenn es ein komisches Gefühl für mich war einen Großteil der Wesen die ich früher als meine Familie angesehen hatte abzuschlachten.

Die Stadtbewohner hatten behandelten mich ausnahmslos mit großer Ehrfurcht. Sie ignorierten dass ich immer noch die schwarzen Tücher trug die als Symbol für Samjiva galten. Sie beurteilten mich bloß nach dem was ich vor 2 Tagen in der weißen Villa getan hatte und hochachteten mich weil sie auch jetzt noch sehen konnten wie ich die Kreaturen der Nacht unter denen sie so lange gelitten hatten mühelos beseitigte. Es war ein komisches Gefühl denn ihr Schicksal hätte mir nicht egaler sein können.

Nach Ihminens Tod herrschte eine hoffnungsvollere Atmosphäre in der Stadt. Die Hoffnung war sogar noch größer geworden weil Kasper und ich die Stadt nicht verlassen hatten und häufig sogar vor den Augen der Stadtbewohner gegen die dunklen Wesen kämpften.

Da weder ich noch Kasper viel von Menschen hielten interessierten wir uns nicht für ihre unrealistischen Träume und ignorierten sie einfach.

Als sie sich der Verachtung die wir für sie empfanden etwas bewusster wurden legte sich ihre Aufregung etwas, trotzdem begegneten sie uns immer noch mit großer Dankbarkeit. Da ich eben diese Menschen mein ganzes Leben gehasst hatte und mehrmals darüber nachgedacht hatte sie alle auszulöschen für das was sie meiner Mutter angetan hatten, fühlte sich auch diese Dankbarkeit für mich mehr als unangebracht an.

Ein Mädchen, ihr Name war Mona, folgte uns sogar stundenlang durch die Stadt und flehte uns an ihr eine Möglichkeit zu geben uns zu helfen. Erst als ich mein Schwert an ihre Kehle hielt und ihr drohte sie umzubringen wenn sie uns weiter nervte gab sie es auf und sagte wir könnten sie in der weißen Villa finden wenn wir doch noch irgendetwas bräuchten. Kasper fand meinen Hass auf die Menschen zwar etwas übertrieben, stimmte mir aber zu dass sie niedere Wesen waren.

Das Wetter war gut als wir am Morgen des dritten Tages entschieden im Cafe "Tagtraum" zu frühstücken. Der Geschäftsinhaber, ein kleiner pummeliger Mann mit Glatze, fing sofort an uns zu bedienen als wir uns an einem kleinen Tisch direkt neben der Glaswand durch die man die Straße sah niederließen. Er brachte uns erst Teller und Besteck und dann auf zwei Tabletten verteilt belegte und unbelegte Brötchen, Aufschnitt, Croissants, eine Karaffe mit Wasser und eine mit Orangensaft. Unser Tisch war von so viel Gastfreundschaft ziemlich überfüllt.

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