39.Abschnitt (Aus der Sicht von Kasper)

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12.12.9,5

Ich konnte mir mein Lachen nicht verkneifen als Luci plötzlich auch ihre kleine Schwester erstach. Das liebte ich so an ihr: Ihre Unberechenbarkeit.

Mein ewiges Leben war so langweilig gewesen in letzter Zeit.

Schnell hielt ich die Zeit an, heilte Lintus Wunden und brachte sie zurück ins Bett und versetzte sie wieder in einen tiefen traumlosen Schlaf.

Dann teleportierte ich Luci zurück in die kleine Welt, in den Wald.

Als ich die Zeit weiterlaufen ließ fing Luci an die Bäume um uns herum zu fällen.

Ihre Gefühle amüsierten mich.

Nach einem kurzen Gespräch in dem sie mich mehrmals ignorierte (sehr unhöflich) und an dessen Ende sie tatsächlich zu einem unsichtbaren, nicht-existenten Gott betete, fragte sie mich warum ich Lintu nicht geheilt hatte.

Warum zu einem imaginären Gott beten, wenn der Echte direkt neben einem steht? Sie war wie ein Kind das anstatt mit den anderen Kindern auf dem Spielplatz zu spielen lieber weiterhin mit ihrem imaginären Freund sprach.

„Ich kann Lintu nicht heilen."

„Und du hältst dich für Gott?", Luci lachte.

„Ähm. Entschuldigung. Aber diesen Moment kann ich nun wirklich nicht zulassen."

„Was?"

Ich hielt die Zeit erneut an. Ich drang in Lucis Kopf ein, diesmal mit Erfolg. In den letzten paar Wochen hatte sie angefangen mir zu vertrauen und dabei einen Teil ihrer Verteidigung fallen lassen.

Ich löschte unser letztes Gespräch und blockierte die Frage warum ich Lintu nicht geheilt hatte auch für die Zukunft.

Dann ließ ich die Zeit weiter laufen.

13.12.9,5

Welch ein wundervoller Wintermorgen! Es war nett neben Luci im Schnee zu liegen, genau auf der Lichtung auf der sie (wie sie mir erzählt hatte) als Baby gefunden wurde.

Wir wachten beide ein bisschen früher auf als gewohnt weil wir ein Fußstapfen in der Ferne vernahmen, das nicht von einem Tier stammte. Naja, es war ein Mensch. Genau genommen also bloß eine etwas spezielle Tierart.

Luci schien ihn zu kennen, sie rannte sofort auf ihn los und umarmte ihn als sie ihn sah.

„RATTE!"

Ach ja, sie hatte mir von ihm erzählt. Langweilige Geschichte. Ich dachte der wäre tot? Ich mochte die Geschichte besser als er am Ende tot war. Wenn diese Geschichte zwischen den beiden jetzt noch weiter lief, das wäre doch bloß Zeitverschwendung. Luci gehörte einzig und alleine mir.

„Es tut mir so leid!" Luci entschuldigte sich wieder und wieder in verzweifelten aber noch immer erleichtertem Tonfall.

„Wo hast du ihre Seele?"

„Was?"

„Wo ist ihre Seele?"

„Was willst du damit?"

„Zeig sie mir."

Zögernd nahm Luci die Kugel aus ihrer Tasche, die Ratte nahm sie schnell aus ihrer Hand.

„Das ist sie?"

„Ja." Lucis Stimme zitterte leicht.

Ich wusste was jetzt passieren würde. Um Nichts in der Welt hätte ich das hier verpassen wollen.

Er schmiss die Kugel auf den Boden, wo sie an einem Stein abprallte und in hunderte von Teilen zersprang.

„Was?"

Luci weinte.

Sie beugte sich über den Boden und ließ sich in den Schnee fallen, versuchte die Teile wieder zusammen zu setzen.

Ihre Hände fingen schnell an zu bluten als sie sich an den Glasteilen schnitt aber sie suchte weiter und versuchte weiter alle Teile zu finden um sie dann irgendwie mit einander zu verbinden.

Die Ratte versuchte sie wieder hochzuziehen aber sie stürzte sich direkt wieder auf den Boden.

„Es tut mir leid. Aber du musst sie los lassen."

Es hatte sich noch ein weiterer Mann zu den beiden gesellt. Er war recht groß, kein reinrassiger Mensch. Viele Tierpelze hingen über seinen Schultern.

Die Ratte setzte sich neben Luci, während sie noch immer verzweifelt mit ihren Händen im Schnee wühlte. Er redete ein paar Minuten in einem ruhigen, liebevollen Tonfall auf sie ein.

Schließlich hob sie ihren Blick vom Boden und sah ihn an. Nach einem Augenblick des Zögerns versank sie in seinen Schoß.

Ok. Zeit dass ich mich vorstellte.

Ich trat näher an die drei heran.

„Hallo."

Der Große hatte ganz offensichtlich keine Absicht mit mir zu reden.

Aber die Ratte richtete sich auf und gab mir seine Hand.

„Hallo. Ich bin die Ratte."

„Schön dich zu treffen. Ich bin Gott."

„Was?"

Nicht besonders schlau. Aber natürlich nicht. Er war schließlich ein Mensch.

„Ich bin Gott."

„Ganz sicher nicht." Er lachte.

„Blasphemie", merkte ich an. Dann schnipste ich mit meinen Fingern und die Ratte sank tot zu Boden.

Luci und der Große sahen mich fassungslos an.

NamenlosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt