28.Abschnitt (12.11.8,5; Aus der Sicht Luci)

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Es war sehr dunkel und ich sah die Ratte erst, als er kurz vor der Kirche stand. Ich überlegte runter zu kommen, aber er begann bereits hoch zu klettern, also blieb ich sitzen. Als er oben ankam, rückte ich ein Stück zur Seite um ihm Platz zu machen. "Naa, wieder an meinem Lieblingsplatz?"

"Ja, genau.", sagte ich leise und gedankenverloren. Gerade eben war ich noch so alleine gewesen.

"Und du traust dich immer noch nicht zu fliegen?"

Ein Blick nach unten. "Nein."

"Warum nicht?"

"Vielleicht war das alles hier eine schlechte Idee."

"Glaub mir, es ist das beste für mich und für dich."

"Woher willst du das wissen?"

"Ich weiss es."

"Aber warst du jemals in Berka?"

"Nein, aber wir haben einen Brief von meinem Onkel bekommen."

"Ich weiss, aber was heisst das schon?"

"Du sagst das nur weil du Angst vor etwas Neuem hast."

"Und wenn ich Angst habe?"

Er fasste mich an beiden Armen: "Hör zu. Du hast jetzt zwar Angst, aber das wird vorüber gehen. Wenn wir erst in Berka sind, wirst du sehen warum es am besten war, jetzt zu gehen."

"hmm.."

Ein paar Namchen lang sassen wir beide einfach nur da und starrten in die Dunkelheit.

"Es ist wie mit dem fliegen."

"Was?"

"Du musst dich einfach nur überwinden."

Im fahlen Licht des Mondes konnte ich den Steinboden vor der Kirche nur unscharf sehen. "Es ist ganz einfach."

"Würdest du darunter springen?", fragte ich ihn.

Keine Antwort.

"Ich bleibe hier."

Wieder schwiegen wir ein paar Namchen lang, bis er sagte: "Dann bleibe ich auch hier."

"Du musst nicht.."

"Ich hab dir gesagt, ich kann nicht ohne dich gehen."

"Wir bleiben beide hier.", sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihm.

Die Nacht des Rituals 13.11.8,5

Wir hatten nicht mehr darüber geredet was heute passieren würde. Aber alle waren da, meine Mutter, Isegrimm, Leviathan, meine ganze Familie. Wir alle standen im Kreis um die Ratte herum. Nur Leviathan stand neben ihm. Vor den beiden lag eine Frau, etwa 45 Jahre alt, viel Schminke im Gesicht. Leviathan gab der Ratte ein Messer in die Hand und nickte ihm zu. Die Ratte schaute erst auf das Messer, dann zu der Frau zu seinen Füssen. Er hatte sie noch nie zuvor gesehen. "Mach es langsam.", ermahnte ihn Leviathan. "Fang jetzt an."

Die Schatten im Kreis wurden alle leise. Der erste Stich mit dem Messer.

Als alles vorbei war gingen wir gemeinsam zurück zu unseren Zimmern. Leviathan klopfte mir noch freundschaftlich auf die Schulter: "Noch ein paar Sandkörner, dann bist du dran."

"Wie fühlst du dich?", fragte ich die Ratte als wir im Bett lagen. Keine Antwort. "Es ist doch gut, dass wir hier geblieben sind.", sagte ich.

"Ich hasse dich."

"Aber warum?"

"Ach, vergiss es. Du kannst nichts dafür."

NamenlosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt