Namenlos

20. Abschnitt (12.11.8,5; Aus der Sicht von Luci)

Wir machten ein Lagerfeuer. So lange Isegrimm da war, konnten wir nicht über die Flucht reden und sicher auch nicht fliehen.

"Bist du nervös wegen morgen?" fragte er die Ratte.

Die Ratte nickte. Es war unangenehm für ihn Isegrimm anzulügen.

"Ich war auch nervös vor meinem Aufnahmeritual."

Das war vermutlich das erste Mal, dass Isegrimm uns etwas Persönliches über sich erzählte. Er öffnete sich uns und was taten wir? Ich hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen.

"Es war vor etwa 23 Sandkörnern."

"Aber Samjiva ist doch erst seit etwa 8,5 Sandkörnern hier?"

"Ich bin mit Samjiva hier hin gezogen."

"Warum seid ihr hier hingezogen?"

"lange Geschichte."

"Wieso hast du dich Samjiva angeschlossen?"

"lange Geschichte."

"Wir wollen sie hören."

"Welche?"

"Warum bist du Samjiva beigetreten?"

Die Ratte hatte schon so lange darauf gewartet eine Antwort auf diese Frage zu bekommen.

"Aus Liebe.", sagte Isegrimm, stand auf und ging.

So wie ich Isegrimm kannte war das vermutlich das erste mal dass er jemandem von dem, was vor 23 Sandkörnern passiert war, erzählt hatte. Und obwohl er kaum etwas gesagt hatte, war ihm das Sprechen über seine Gefühle so unangenehm geworden, dass er gegangen war.

Wir hätten beide zu gerne gewusst, was er uns nicht hatte erzählen können. Aber das würden wir wohl nie erfahren, denn kurz nachdem er uns verlassen hatte, verliessen wir den Wald und gingen in die Stadt.

Wir würden in eine andere Stadt fliehen: Berka. Nicos Onkel wohnte dort.

Zuerst liefen wir zur Kirche. Der Pater stand schon vor der Tür und wartete auf uns. Nico umarmte ihn freudig und innig.

Dann umarmte der Pater auch mich herzlich.

"Ich muss mich noch von jemandem verabschieden, warte hier auf mich." sagte die Ratte zu mir und verschwand in der Dunkelheit.

Na toll. Alleine mit dem Pater, den ich kaum kannte. "Willst du reinkommen? Ich kann dir einen Tee machen."

"Nein." Ich begann aufs Kirchendach zu klettern.