15. Abschnitt (23.11.7,5; Aus der Sicht von Lintu)

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Jeden Lannas gingen Puoliso, Miss Loran, Hanna, Clarice und ich gemeinsam in die Kirche. Ihminen blieb meist zuhause, er behauptete, er hätte wichtigeres zu tuen. Ich mochte die Kirche. Dort fühlte ich mich sicher.

Fast alle Bürger der Stadt nahmen jeden Sonntag am Gottesdienst teil. Puoliso hatte mir erzählt, dass das nicht immer so gewesen war. Bevor die Opferungen angefangen hatten, waren die Bänke jeden Sonntag fast leer gewesen. Die Stadt war religiöser geworden in den letzten 17 Jahren.

Ich sass an diesem Sonntag neben Puoliso und Clarice. Bevor der Pater den Gottesdienst eröffnete tuschelte ich noch kurz mit Clarice. Sie erzählte mir von einem Jungen, dem sie auf einem Fest letzte Woche kennen gelernt hatte. Gemeinsam waren sie tanzen gewesen. Am Ende hatte der Junge sie gefragt ob sie nicht mit ihm ausgehen wolle. Sie hatte "nein" gesagt. Clarice wurde oft von Jungen aus gefragt. Ihr war sehr bewusst wie attraktiv sie war, deshalb verdrehte sie allen Jungen in der Stadt den Kopf, war aber bis jetzt noch mit keinem aus gegangen. Der Pater begann den Gottesdienst, indem er ein bekanntes Lied anstimmte. Alle sangen mit. Darauf folgte die Predigt. Ein Gebet. Noch ein Lied. Dann wünschte er der Gemeinde Gottes Segen und verabschiedete sich von ihnen, forderte sie aber auf ihn doch anzusprechen, wenn sie Fragen über ihren Glauben hätten oder mit jemandem reden wollten.

Nach dem Gottesdienst ging ich mit Puoliso zusammen in ihr Atellier. Puoliso war eine Künstlerin. Eine echte Künstlerin. Die Portraits von Ihminen, die überall im Haus zu finden waren, hatte sie gemalt. Er hatte sie dazu gezwungen. Eigentlich malte sie lieber andere Dinge. Ich sah mich kurz um. Ihr Atellier war voll mit Bildern, Holzfiguren und kleinen Steinstaturen. Viele ihrer Bilder zeigten Vögel, die in einen Sonnenuntergang flogen. Frei und unbefangen. Dieser Gedanke schien ihr besonders zu gefallen. Ein anderes Bild zeigte ein Schiff, das nachts davon segelte. Und noch ein anderes zeigte uns, wie wir am Sonntag in der Kirche sassen.

Sie hatte für jedes Familienmitglied eine Holzfigur geschnitzt. Auch für das Dienstpersonal. Im Moment arbeitete sie an einer steinernen Bürste die Ihminens Kopf dastellen sollte. Er hatte darauf bestanden.

Puoliso zeigte mir alle ihre Gemälde. Alles was sie gemacht hatte. Sie zeigte mir sogar die Kunstwerke, die keinen Platz mehr im Atellier gefunden hatten und deswegen auf dem Speicher gelagert wurden. Als ich alles gesehen hatte fragte sie mich: "Willst du auch etwas machen?" Weil ich gerade all ihre Kunstwerke gesehen hatte, schüchterte mich ihre Frage etwas ein. Ich würde niemals so gut sein wie sie.

"Aber du machst viel bessere Kunst als ich jemals machen könnte."

Puoliso lächelte, so wie sie immer lächelte. Nicht wirklich glücklich, nur erfrischt abgelenkt.

"Ein Künstler ist niemals besser als der andere. Es geht nur darum dich auszudrücken. Kunst kann eine Möglichkeit für dich sein deine Träume zu erleben und auszudrücken. Du kannst zeigen wer du wirklich bist."

Schüchtern lächelnd nickte ich. Unsicher. An diesem Tag malte ich zum ersten mal ein Bild mit Ölfarbe. Puoliso erlaubte mir, es in mein Zimmer zu hängen. Naja, in meinen Schrank, damit Ihminen es nicht sehen würde. Bilder die nicht Ihminen zeigten waren ausserhalb des Atelliers oder des Speichers eigentlich nicht erlaubt.

Mein Bild zeigte einen kleinen, dunkelbraunen Vogel. So klein, Ihminen hätte ihn sicher mit einer Hand zerquetschen können. Der Vogel sass in einem Käfig aus Gold und starrte sehnsüchtig in die Ferne.

Bevor ich ins Bett ging traf ich mich im Wohnzimmer im zweiten Stock noch mit Hanna und Clarice. Clarice kämmte ihr Haar und ging dann früh ins Bett während Hanna und ich etwas länger aufblieben um zu stricken und über "Die Rose" zu reden, ein Buch das wir im Moment lasen.

Auch in dieser Nacht kam Ihminen zu mir. Erst streichelte er mein Gesicht. Dann streichelte er andere Stellen. Ich schloss die Augen und stellte mir vor ich könnte von hier fliehen. Irgendwie.

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