Isegrimm kam immer noch manchmal um mich zu besuchen. Wenn Mama keine Zeit hatte, brachte er mir etwas zu essen. Aber er traute sich immer noch nicht in mein Zimmer. Er stand immer im Flur und sah mir von dort aus zu wie ich as. Ich versuchte dann immer mit ihm zu reden und fragte ihn ob er mit mir spielen wollte. Er knurrte nur und blieb im Flur stehen. Überhaupt redete er nicht viel. Er ließ sich auch nicht von mir umarmen. Meistens trug er dicke, pelzige Felle über seinen Schultern. Deshalb wirkte er noch dicker und größer als er ohnehin schon war. An den Fellen klebte dieses ekelhaft riechende rote Zeug was auch aus diesem Mann rausgekommen ist, in dieser Vollmondnacht als Mama mich mitgenommen hatte. Blut.
Isegrimm tat den Tieren im Wald weh so wie Leviathan dem Mann an diesem Abend wehgetan hatte. Aber ich mochte ihn trotzdem.
Am Anfang hatte ich ein bisschen Angst vor ihm, aber Mama hat gesagt ich brauche keine Angst zu haben. Und dann hatte ich mich schnell an Isegrimms brummige, grimmige Art gewöhnt. Er war nicht wirklich böse, nur brummig.
Ich hörte ein Geräusch. Es kam aus dem Flur. Schritte. 2 Personen. Einer war Isegrimm. Das hörte ich daran dass seine Schritte so schwer und langsam waren. Die beiden redeten miteinander.
Ich hörte das erste mal seine Stimme: „Das ist mein Zimmer?" Endlich passierte mal etwas. Ob Isegrimm mich ihm vorstellen würde? Hoffnungsvoll starrte ich zur Tür. Isegrimm nuschelte eine Antwort, die ich nicht ganz verstand. Ich glaube er sagte "Ja". Ich hörte wie Isegrimms Schritte sich meinem Zimmer näherten. Er entriegelte die Tür. Ich liebte dieses Geräusch. Ich mochte Besucher, mochte es wenn Isegrimm mich besucht. Die Tür öffnete sich. Da stand er. Mit seinen riesig breiten Schultern und den blutigen Pelzen. „Hallo!" lachte ich. Er sagte nichts. Ihm fiel nichts Grimmiges ein, was er hätte sagen können. Also sagte er gar nichts. Ich rannte zur Tür und da er mich nicht aufhielt weiter in den Flur.
Und da war er. Kurze braune Haare, braune Augen, schmutzig. Er trug keine schwarzen Tücher. Das hies er kam nicht von hier. Aufregend. Sein Hemd war dreckig und zerissen, seine Hose auch. Er hatte viele Narben und Kratzer, vor allem an den Beinen und Armen.
„Das ist die Ratte." sagte Isegrimm und klang dabei abfällig. Ich glaube nicht dass er abfällig klingen wollte. Es war einfach seine Art. Die Ratte kam auf mich zu. Er zeigte auf eine Tür links von meinem Zimmer. „Da wohne ich von jetzt an." Er lächelte mich an. Meine Neugierde wurde zu Nervösität. Am liebsten hätte ich mich hinter Isegrimm versteckt. Aber Isegrimm hätte das glaube ich nicht gut gefunden. „Wie heisst du?" fragte die Ratte freundlich. Mir fielen seine Arme auf. Sie waren sehr muskolös wenn man bedenkt dass er nur ein paar Sandkörenr älter war als ich. Aber vielleicht sah er jünger aus als er ist. „Luci" sagte ich und versuchte abweisend zu wirken. Ich sah ihn nicht an obwohl ich mit ihm redete. Mama redete auch immer so also würde das schon nicht falsch sein. Ich wollte nichts falsch machen. „Du bist süß" Was sollte ich dazu sagen? Ich machte einen Schritt zurück. Verlegen. So hatte ich mich noch nie gefühlt. Er lachte. Er hatte mich direkt durchschaut. Isegrimms Blick wanderte zwischen mir und ihm hin und her. Seine Augen verrieten mir dass er sich freute weil wir uns verstehen. Die Ratte streckte seine Hand aus. „Wir sind Freunde" stellte er fest. Was heißt das? Freunde.. Ich kannte ihn kaum. Aber das war keine Frage. Er hatte einfach nur festgestellt dass wir Freunde sind. Ich schüttelte seine Hand. Er lachte. Ich musste auch lächeln. Nur ganz kurz. Dann schämte ich mich dafür. Ich durfte keine Gefühle zeigen. Das machten nur schwache Menschen. Jedenfalls sagte meine Mutter das. Isegrimm drückte der Ratte ein Bündel schwarzer Tücher in die Hand. „Deine Kleidung." murrte er unfreundlich. Dann ging er. Die Ratte lächelte mich noch ein letztes mal an, dann verschwand er in seinem Raum. Ich ging auch zurück in mein Zimmer. Dort fühlte ichmich sicherer. Ich war verwirrt. Das hatte sich gerade komisch angefühlt.
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Namenlos
HorrorIn mitten des Zeitensumpfes kämpfen Stadtbewohner um ihr Überleben und ihre Würde. Die Geschichte spielt in Novalis, eine Stadt die tief im Zeitensumpf verborgen ist. Als die Dunkelheit die Stadt an sich reißt, beginnt ein neues Zeitalter. Die Stad...