„Hach, geliebter Zeitensumpf.", lachte ich und betrachtete meine Mitreisenden. Der Große Mann mit den Pelzen schien mir sehr ernst zu sein, aber das kleine Mädchen wirkte sympathischer. Sie war ein bisschen ängstlich. Ich hatte den Blick auf ihren Gesicht schon zahllose Male gesehen, so reagierten alle wenn sie zum ersten Mal durch den Zeitensumpf reisten.
„Hab keine Angst.", lachte ich. Spielerisch machte ich einen Schritt vom grünen Weg herunter und stellte mich in den Zeitensumpf.
„Siehst du? Völlig harmlos.HAHA! Die Tatsache dass ich mich jetzt nicht auflöse, heißt dass ich völlig verrückt bin! HAHA!"
Das kleine Mädchen lachte. Was für ein wundervolles Geräusch.
„Dein Bein!", schrie sie plötzlich.
„Upps!", rief ich und sprang zurück auf den grünen Weg. Ein paar Partikel meines Beines hatten sich aufgelöst, andere waren blau, grün und orange geworden, aber ich konnte es noch gut zum laufen benutzen.
„Siehst du, nichts passiert.", sagte ich wobei ich meine Hose hochzog um auch mein Knie besser betrachten zu können.
„Ich bin wohl doch nicht verrückt genug."
Ich lachte nervös.
„Wie ist dein Name, kleine Prinzessin?"
Sie unterdrückte ein Kichern zwischen ihren Händen.
„Lintu."
Ich fiel auf ein Knie herunter: „Oh, wunderschöne Lintu. Bist du bereit für ein Abenteuer?"
Sie lachte: „Ja!"
Der große Mann murrte. Als ich Lintu spielerisch an meinen Arm hochzog wandte er sich kurz zu mir und sagte:
„Wenn du ihr wehtust, stirbst du."
„Aha.", lachte ich nervös.
„Komm ich nehm dich Huckepack!", sagte ich zu ihr. Das war ein Spaß!
„Komm wir singen ein Lied!", schlug ich vor und begann ein paar rigollsche Volkslieder zu singen, die man traditionell im Zeitensumpf sang. Lintu war begeistert. Der Große wirkte entweder genervt oder betrübt, sein Ausdruck war schwer zu deuten.
Wir waren noch nicht lange gelaufen als wir plötzlich zu einer Wiese kamen.
„Na-Nu-Na-Na, Was haben wir denn da?", fragte ich.
Vorsichtig setzte ich Lintu auf dem grünen Weg ab und machte ein paar Schritte auf das Gras.
Ich drehte mich zu den beiden um und wollte sie warnen:
„Folgt mir noch nicht, ich muss sicher gehen dass das hier sicher ist..."
Aber Lintu lief mir schon hinterher. Der große Mann lief ihr schnell hinterher, nahm sie hoch und wollte sie wieder auf den grünen Weg tragen.
„Schon gut.", sagte ich. „Ich denke dass hier ist sicher."
Der Wolfsmensch machte ein abwertendes Geräusch und stellte Lintu trotzdem auf dem grünen Weg ab.
„Bleib.", raunzte er in einem Ton der keine Widerrede duldete.
Der große und ich machten ein paar Schritte auf der Wiese.
„Was ist das?"
Seine grimmige Art würde mir nicht meine gute Laune verderben. Nein, nicht solange ich noch Rigollaner war!
„Wenn meine Vermutung stimmt so ist es der Verstand eines Verstandlosen, der gerade dabei ist sich aufzulösen. Eine echte Rarität, etwas ganz besonderes, so einen findet man nicht auf jeder Reise!"
Vor unseren Augen bildete sich eine kleine Holzhütte. Vor der Holzhütte stand ein Mann mit einem großen weißen Hut, in der Hand einen Kecher.
Er sprang verrückt, doch scheinbar gezielt hin und her. Bei näheren hinsehen konnten wir erkennen dass er versuchte ein paar Schmetterlinge zu fangen, die über der Wiese flogen.
Lintu war uns wieder auf die Wiese gefolgt. Der Anblick des Verrückten beunruhigte sie und ich nahm sie auf meinen Arm. Man sah in seinen Augen dieses bestimmte etwas, nun dieses etwas, das ihm fehlte.
„Hat er wirklich keinen Verstand mehr?"
„Mach dir keine Sorgen. Er wird uns nicht mal bemerken."
Ich trug sie an dem Schmetterlingsfänger vorbei und zeigte ihr kurz das Innere der Hütte: Eine große Sammlung von in Glaspaletten eingepressten Schmetterlingen.
„Schmetterlinge fangen ist alles was er jetzt noch tut.", sagte ich zu Lintu und tippte ihr spielerisch auf die Nase um sie von ihrem Unbehaben abzulenken.
Auf dem Weg zurück auf den grünen Weg bemerkten wir einen großen Stein mit einer Aufschrift der im Gras steckte.
„Ah, was haben wir denn da! Also DAS ist was ganz Besonderes! Eine Notiz vom Zeitensumpf!"
Ich las vor:
„Schönheit suchst du hier
Schönheit fängst du dir
Schönheit muss es sein
Schönheit quetschst du ein
Freiheit suchst du hier
Freiheit fängst du ein
Frei müssen sie sein
Dann quetschst du sie ein
Leben suchst du hier
Leben für dich selbst
Willst die ganze Welt
Wie du dich verhältst
Liebe suchst du hier
Liebe als Besitz
Denn so weit du weißt
Ist sie nur ein Witz."
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Namenlos
HororIn mitten des Zeitensumpfes kämpfen Stadtbewohner um ihr Überleben und ihre Würde. Die Geschichte spielt in Novalis, eine Stadt die tief im Zeitensumpf verborgen ist. Als die Dunkelheit die Stadt an sich reißt, beginnt ein neues Zeitalter. Die Stad...