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Konzentriert über meine Physik Aufgaben gebeugt und mit dem Deckel eines Textmarkers im Mund unterstrich ich die wichtigsten Dinge in einem Text. Keine Ahnung ob sie wirklich von Bedeutung waren,denn so gut war ich in diesem Fach wirklich nicht. Dennoch war es besser als eine Schlussfolgerung zu schreiben. Verstohlen ließ ich meinen Blick für einen Augenblick zu Jimin schweifen der sich ebenfalls über ein Blatt gebeugt hatte und versuchte etwas zu verfassen.
Wir hatten uns an den Ausgang hinter der Schule gesetzt da wir dort in Ruhe arbeiten konnten,ohne von unseren Mitschülern belästigt und nach den Lösungen gefragt zu werden.
Das war der einzige Vorteil an solchen Partnerarbeiten.
Man durfte sich auf das gesamte Schulgelände aufteilen und so weniger Zeit in öden Klassenräumen verbringen.

„Wieso wolltest du eigentlich mit mir arbeiten?"
Durchbrach Jimin die Stille die zwischen uns herrschte und ich blickte von meiner Arbeit auf.
„Nur so." gab ich ausweichend von mir und ich spürte seine Augen an mir kleben.
„Ist es,weil ich gut in Physik bin?"
Verwirrt ließ ich den Deckel aus meinem Mund fallen.
„Nein! Wie kommst du darauf?"
Jimin zuckte nur mit seinen Schultern.
„Ich würde dich nicht ausnutzen."
Ehrlichkeit schwang in meiner Stimme mit und ich hoffte inständig,dass er es hören würde.
Er nickte nur stumm und senkte den Kopf wieder über seinen Text.
Die daraus Folgende Stille war ziemlich unangenehm und ich überlegte was ich noch sagen könnte.
Ich würde ihn am liebsten so viel Fragen,doch ich bekam kein Wort über meine Lippen.
Ich starrte wieder auf mein Arbeitsblatt,doch die Wörter prallten nur so an mir ab und blieben keine einzige Sekunde in meinem Kopf hängen.
„Ich dachte ich hätte bei dir verkackt."

Wieder sah ich hoch. Er hatte sehr leise gesprochen.
Fragend schaute ich Jimin an.
Er hatte seinen Collegeblock zur Seite gelegt und starrte in die Büsche vor uns.
„Ich versteh nicht recht.." gab ich unumwunden zu.
„Na als ich dich was gefragt hab und du sagtest ich solle aufhören. Neulich im Klassenraum."

Er wirkte...
Enttäuscht.

„Und plötzlich fragst du mich aus heitrem Himmel ob wir zusammen Arbeiten wollen. Wo bleibt der Sinn?"
Es klang beinahe wie ein Vorwurf,aber ich wusste,dass es keiner war. Er sprach aus reiner Verwirrung zu mir.

„Ich habe mir das alles noch mal durch den Kopf gehen lassen."
Auch Ich legte mein Arbeitsmaterial neben mich auf den Boden.
„Tut mir leid wenn das kacke war oder so.."
Ich Ring nach Worten aber so richtig etwas brauchbares fiel mir nicht ein.
„Schon gut.." wimmelte er mich ab.
„Aber ich muss trotzdem eines wissen."
Plötzlich schaute er mich ernst an und seine Augen funkelten mich schon fast etwas böse an.
Unsicher vor dem was kommen mag schaute ich ihn einfach nur fragend an und wartete das er weiter sprach.

„Du ziehst die Nummer hier nicht aus Mitleid durch oder?"

Ich wusste das ich ehrlich zu ihm sein musste.

„Es ist nicht wirklich Mitleid."
Augenblicklich verzog sich Jimins Gesicht zu einer undefinierbaren Miene.
„Ich weiß nicht was mit mir los ist okay? Ob es Mitleid ist oder doch etwas anderes."
Etwas anderes?" wiederholte Jimin verbittert und starrte mich weiterhin an.
„Man Jimin es ist nichts negatives. Im Gegenteil."
Ich verschränke meine Arme vor der Brust und stieß meine Luft entnervt aus.

Wieso sah er immer alles so negativ?

Ein bisschen erinnerte er mich an mich selbst.

„Heißt du magst mich?" fragte er und sein Ton klang nicht mehr ganz so aufgebracht.
Ich überlegte kurz.
Mein Zögern brachte ihn wieder aus der Bahn.
„Oh ist es so schwer mich zu mögen,oder was?"
Das Fauchen in seiner Stimme ließ mich zurück weichen.

Er verlor die Geduld.
Ich ebenso.

Angespannt schaute ich ihn an.

Warum war er so?

Normalerweise würde ich ihn jetzt zurück anmachen und mich dann aus dem Staub machen. Ich hatte keine Lust auf so einen Mist,aber ich wollte ihn einfach nicht aufgeben. Noch dazu das Eingeständnis meinerseits was ich mir geben müsste,dass ich einen weiteren Fehler gemacht hatte.

„Was ist los? Was stresst dich so?"

Erneut breitete sich Stille über uns aus und es schien so,als wenn seine Maske bröckeln würde. Dabei dachte ich er hätte seine Fassade bei mir garnicht erst auf.
„Es-.. es ist nichts."
Versuchte er mir auszuweichen doch ich konnte sein plötzlich ertapptes und verletzbares Gesicht kaum übersehen.
Es versetzte mir einen unerwarteten Stich.
„Lüg mich nicht an!"
Jimin wich etwas zurück und drehte seinen Kopf von mir weg. Ich wusste ganz genau,dass er versuchte die bereits aufkommenden Tränen in seinen Augen vor mir zu verstecken. Seine Kohlschwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht. Das mochte ich so sehr.
„Tut mir leid.." flüsterte er schluckend bevor seine Stimme von einem schluchzen verschlungen wurde.

ⓕake ⓟersonality.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt