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 *Andis PoV*

Die letzten paar Tage hatte ich mich vor der Wirklichkeit versteckt. Seitdem Niall und ich uns wieder 'vertragen' hatten, war ich jeden Tag zu ihm gegangen. Wir hatten Filme gesehen, waren spazieren gegangen, er hatte mir seine Lieblingsplätze in London gezeigt…
Mittags gingen die Jungs meistens ein paar Stunden ins Tonstudio und nahmen neue Songs auf oder arbeiteten an Videos zu den Songs, dann  verschanzte ich mich hinter Büchern oder ließ mich von Sophia und Perrie zum Shoppen und Kaffetrinken überreden.
Hatte ich mich vorher hinter meiner Trauer versteckt, so tat ich jetzt alles Menschenmögliche, um die Tatsache, dass Alex tot war, zu verdrängen.
Ich tat nichts, was mich an ihn erinnern könnte, verschwand in den Fantasiewelten der Bücher und Filme, die ich las und sah oder hörte so laut Musik, dass ich nicht denken konnte. Wurde ich doch durch irgendetwas an ihn erinnert (und es gab so viele Dinge, die mich an Alex erinnerten), dann bat ich Niall etwas zu singen oder mir etwas zu erzählen,  oder ich schnappte mir eins meiner Schulbücher und beschäftigte mich so lange mit mathematischen Problemen oder sonst irgendsoetwas, bis ich an nichts anderes mehr denken konnte.
Nata nahm an, es ginge mir ein wenig besser, weshalb weder sie noch Markus etwas gegen meine ständige Abwesenheit einzuwenden hatten; die Termine bei meiner Psychologin und auch die der Selbsthilfegruppe hatte ich mit der Erklärung einer äußerst ansteckenden und besonders fiesen  Erkältung abgesagt.
Einem war mein Verhalten, trotz all meiner Schauspielkünste, nicht entgangen und auch nicht, was ich versuchte, damit zu bezwecken.
"Andi, sagst du mir bitte, was eigentlich los ist?"
Wir waren auf einem Spaziergang durch irgendeinen Park. Ich war erschrocken stehen geblieben und Nialls Hand wurde aus meiner gerissen - er war weitergelaufen, kam aber sofort zurück und stellte sich vor mich.
Der Park war Menschenleer. Es wäre mir lieber gewesen, hier wären noch andere Leute, dann hätten wir diese Unterhaltung jetzt nicht hier haben müssen…
Ich starrte zu Boden, aber Niall legte seine Hand unter mein Kinn und hob meinen Kopf, so dass wir und in die Augen sahen.
Nialls Augen waren voller Wärme und Zuneigung, dass auch Sorge darin war, übersah ich lieber.
Als Antwort hob ich meine Schultern.
Was sollte schon sein? Alles war gut… Ich war doch wieder fröhlich… War doch alles super, richtig?
"Meinst du ich merke nicht, was du da tust?
In der Traurigkeit versinken, das war nicht gesund und das weißt du, aber so tun, als wäre alles super, als wäre Alex nicht tot… Das ist auch nicht gesund.
Du musst dich der Trauer schon stellen, wenn du jemals wieder glücklich werden willst. Du musst, weil sonst gehst du auch an diesem Theater hier kaputt…"
Ich konnte das aber nicht. Nicht ohne wieder den Verstand zu verlieren.
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"Andi?"
Schritte auf der Treppe und lautes Rufen meines Namens rissen mich aus dem Schlaf, gefühlte zwei Sekunden später hatte Nata mein Zimmer betreten und sich neben mich gesetzt.
"Da ist ein Mädchen an der Tür und sie will zu dir. Sie sagt sie heißt Alice und dass du nicht mehr zur Gruppe kommst…?"
Nata sah mich mit großen Augen an, als warte sie auf eine Erklärung, aber ich zuckte nur mit den Schultern.
"Darüber reden wir noch", meinte sie, bevor sie Alice, die den weg in mein Zimmer gefunden hatte, heranwinkte.
"Ich lasse euch Mädels jetzt mal ein wenig alleine. Wenn etwas ist, schreib mir. Ich bin jetzt gleich beim Arbeiten. Markus hat einen Termin. Tschüss!"
Nata lächelte uns noch zu und weg war sie.
Ich lächelte Alice an und versuchte herauszufinden, warum sie gekommen war, schließlich rutschte ich einfach ein Stückchen zur Seite, damit sie sich zu mir ins Bett setzten konnte. Ich hörte, wie sich unten die Haustüre schloss und kurz darauf das Auto aus dem Hof fuhr. Ich sah aus dem Fenster, obwohl ich von dort aus Nata nicht wegfahren sehen konnte.
"Wo bist du gewesen?", fragte Alice auf einmal.
Als ich mich zu ihr umdrehte starrte auch sie zum Fenster hinaus. Da ich keine weitere Reaktion zeigte, sprach sie weiter.
"Erst hab ich gedacht, dir wär einfach etwas dazwischen gekommen, aber dann hab ich Anna (Psychologin der Gruppentherapie) mit ihrer dunkelhaarigen Freundin reden gehört. Dein Name ist gefallen und sie hat gesagt du würdest auch nicht mehr zu ihr zur Einzelbehandlung kommen.
Ich hab dir geschrieben, aber du hast nicht geantwortet. Wenn du nichts mit mir zu tun haben willst - okay, sags mir und ich kann damit leben … aber du kannst nicht einfach so mir nichts dir nichts deine Therapie abbrechen! Bitte, ich mach mir Sorgen um dich!"
Alice redete noch ein bisschen weiter so und ich muss zugeben ich war überrascht. Ich hatte nicht erwartet, dass sie sich Sorgen machen würde.
Ich dachte, wenn ich ihr einfach nicht antworte, dann gibt sie mich auf, wir kannten uns doch nicht mal so besonders gut oder so…
"Tut mir leid", tippte ich in mein Handy und schickte ihr die Nachricht.
"Ich dachte, wenn ich 'vergesse' das Alex tot ist, wenn ich alles vermeide, was mich an ihn erinnert oder eine Folge seines Todes ist, dass es mir dann wieder besser geht"
Was Niall da gestern im Park gesagt hatte… ich hatte darüber nachgedacht und er hatte recht.
Ich würde mit ihm reden müssen, schließlich hatte ich mich gestern einfach losgerissen und war davon gelaufen aber zuerst müsste ich mich bei Alice entschuldigen.
"Es tut mir so leid Alice, dass ich nicht geantwortet hab und dass ich nicht wiedergekommen bin, obwohl ichs versprochen habe. Und mach dir keine Sorgen, ich komme wieder, versprochen."
Alice hatte ihr Handy rausgeholt und las was ich ihr geschrieben hatte.
"Gut… und hey, dafür sind Freunde doch da, dass sie sich sorgen machen", sagte sie und umarmte mich und Gott, ich war in diesem Moment vielleicht dankbar, solch eine tolle Freundin gefunden zu haben.
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Ich hatte Niall geschrieben, mich fürs Weglaufen gestern Abend entschuldigt und ihn gefragt, ob ich am Abend zu ihm kommen dürfe.
Alice hatte darauf bestanden, dass ich ihr endlich alles erzähle, angefangen bei dem Grund für meine Therapierung bis hin zu dem, was ich die letzten Tage getrieben hatte. Sie hatte mich in ein kleines Café geschleppt und ich hatte ihr schließlich einfach mein 'Tagebuch' gegeben, dass ich fast immer und überall dabei hatte und ihr gezeigt, wo sie anfangen solle, zu lesen. Eigentlich war es nicht wirklich ein Tagebuch, dass ich da hatte, sondern eher ein kleines Notizbuch, in das zwar auch meine Tagebucheinträge kamen, aber eben auch allerlei andere Dinge. Zum Beispiel gedanken, die ich mir über etwas gemacht hatte, kleine Zeichnungen, Lyrics, die mir eingefallen waren und die ich vielleicht oder auch nicht eines Tages zu einem kleinen Song machen wollte…
Ein paar Einträge hatte ich auf Deutsch geschrieben, aber die meisten waren Englisch, weil ich in dieser Sprache öfter Worte fand, die genau das aussagten, was ich fühlte, das war schon immer so gewesen, weshalb ich meine Tagebücher auch meistens auf Englisch führte, oder auch mal auf Französisch…
Während Alice las wartete ich auf eine Antwort von Niall. Als er schrieb er sei nicht böse und das er immer für mich Zeit hätte und sich notfalls welche schaffe, hätte ich am liebsten einen Luftsprung gemacht.
Wir verbrachten den Rest des morgens in dem kleinen Café. Alice konnte total toll erzählen und redete die ganze Zeit, was keineswegs nervig war, sondern einfach nur toll.
Sie erzählte von allen möglichen Sachen und auch viel über die anderen Kinder unserer Therapiegruppe. Gegen eins schleppte sie mich schließlich zu meiner Psychologin.
"Du gehst jetzt da rein", befahl sie mir, als wir vor der Praxis standen. Ich hatte anfangs nicht kapiert wohin wir eigentlich gingen und war einfach brav neben Alice hergegangen, bis sie hier stehen geblieben war.
Ich schüttelte meinen Kopf. Ich wollte da nicht rein.
"Klar jetzt. Du hast es doch selber eingesehen, es steht in deinem Tagebuchteil… du kommst ohne Hilfe nicht klar. Hier ist jemand der dir helfen kann, wenn du die Hilfe annimmst, also gehst du jetzt da rein und klärst die Sache! So gerne ich würde, ich kann dir nicht helfen, naja schon aber nicht so. Sie kann das, also…?"
Oh verdammt, Alice hatte ja recht. Die Wartezimmerdame der Praxisgemeinschaft  von drei Psychologinnen hatte Alice gesagt, dass Rose (meine Psychologin) noch in der Mittagspause war. Ich hatte klammheimlich gehofft, wir könnten einfach wieder gehen, aber Alice bedankte sich und machte es sich dann auf der kleinen Bank vor ihrem Behandlungszimmer bequem.
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"Du musst mit mir reden, wenn ich dir helfen soll"
Rose hatte sich sofort für mich Zeit genommen, als sie mich und Alice vor ihrem Behandlungsraum gesehen hatte.
"Wie fühlst du dich? Was ist in den letzten paar Tagen passiert? Warum wolltest du nicht mehr kommen?"
Rose sah mich erwartungsvoll an, ihre Notizen auf dem Schoß.
Schließlich zog ich mein kleines Büchlein und einen Stift aus meiner Jackentasche.
"Ich dachte, ich könnte es einfach vergessen. Alles könnte wieder so werden wie früher, aber das wird es nicht…", schrieb ich hinein.
"Ich brauch diene Hilfe, sonst werd ich nie mehr ganz", fügte ich noch hinzu, ehe ich den Zettel ausriss und ihn Rose gab. Sie starrte meinen Zettel ein paar Sekunden lang an.
"Gut, dann lass dir mal von unserer Sekretärin 5 Termine geben. Ich muss jetzt weiterarbeiten. -bis bald, Andi!"
Ich stand auf und nickte ihr zu um zu bedeuten, dass ich verstanden hatte. "Ach Andi?", fragte sie, als ich an der Tür stand "Was schreibst du normal immer in das kleine Buch?"
 Zögernd gab ich es ihr, schließlich war sie meine Psychologin, richtig?
"Kann ich das behalten?"
Nicken.
Wenn es weiterhilft, warum nicht?
"Du bekommst es nächstes Mal wieder", versprach sie und steckte es weg.
"Bis dann"
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sorry leute, da war ein fehler drin, deswegen hab ich es gelöscht und nochmal hochgeladen!

allso, ich wünsche euch ein frohes neues Jahr und alles gute :*
LG tr4umt43nzer

Rette mein Herz (1D FF - Niall)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt