„Schleimer.", murmelte Toni.
„Nur die Wahrheit.", erwiderte Rezo und hielt den Wagen an. Irritiert sah Toni nach vorn und erblickte im hellen Schein des Vollmondes den besagten Strand. Es war ein eher mystischer Anblick, Toni war selten am Strand bei Nacht. Eigentlich sollte es ja ein Muss sein, gerade, wenn man schon nicht weit entfernt wohnt, doch er hatte einfach keine Zeit. Die Fahrt dauerte auch länger als gedacht, in der Nähe von seinem Zuhause waren sie definitiv nicht mehr.
„Dann mal bitte alle aussteigen.", grinste Rezo und öffnete die Beifahrertür. Toni hatte gar nicht gemerkt, dass er ausgestiegen und um das Auto herum gelaufen war. Gemeinsam setzten sie sich in Bewegung.
„Eine komische Idee für ein Date mitten im Winter in der Nacht zum Strand zu gehen. Es ist arschkalt.", bibberte Toni und vergrub seine Hände tiefer in die Taschen seiner Jacke. Der Sand unter ihren Schuhen war durch die feuchte Meeresluft kühl und nass, nicht gerade einladend.
„Keine Sorge, daran hab' ich schon gedacht.", sagte Rezo und blieb ein paar Schritte vor einem dunklen Knäul im Sand stehen. Plötzlich entfachten viele Kerzen gleichzeitig um das Knäul und gaben dessen Identität preis. Es waren mindestens zehn Decken und dazwischen eine Art Picknickkorb.
„Hä? Wie hast du das mit den Kerzen gemacht?", fragte Toni sichtlich irritiert.
„Fernbedienung.", sagte Rezo und zuckte gleichgültig mit den Schultern.
„Sowas gibt's?"
„Äh, ja?"
„Ist ja mal ultrakrass.", erwiderte Toni ungläubig.
„Ich bau' hier ein romantisches Picknick mit Kerzenschein an einem Strand bei Vollmond auf und das einzige was du toll findest sind die funkgesteuerten Kerzen?", lachte Rezo.
„Na hallo? Die brennen tatsächlich! Ich kenn das nur von Kaminen.", immernoch verblüfft und mit einer kindlichen Faszination in den Augen schaute er sich das Spektakel vor ihm an. Kopfschüttelnd trat Rezo näher an die Decken und begann diese zu entwirren.
„Meinst du nicht, wir sollten die Kerzen löschen, bevor wir mit entzündbaren Decken rumfummeln?", meinte Toni vorsichtig.
„Da ist was dran.", gab sich Rezo geschlagen und schaltete die Kerzen aus. Sofort stieg beiden der Geruch des Rauches in die Nase.
„Kerzenqualm erinnert mich immer so an Weihnachten.", stellte Toni beiläufig fest.
„Ja mich auch.", lächelte Rezo und breitete mit Toni die Decken aus. Beide kuschelten sich zwischen die Stoffschichten, natürlich jeder in seine eigenen Decken gewickelt. Ihre dicken Jacken hatten sie, der Bequemlichkeit halber, vorher ausgezogen. Der Mond über ihnen spendete ihnen Licht, weshalb sie sich auch ohne die Kerzen sehen konnten. Doch für die Stimmung zog Rezo die Fernbedienung erneut aus der Tasche und wollte diese gerade betätigen, als Toni sich meldete.
„Darf ich mal?", fragte er enthusiastisch. Rezo zog eine Augenbraue hoch. Das mit den ferngesteuerten Kerzen merkte er sich definitiv für seine nächsten Dates.
„Gern.", sagte er und überreichte ihm das kleine Gerät. Dabei berührten sich ihre Finger kurzzeitig, was Toni sofort eine Gänsehaut bescherte.
„Das hat nichts zu bedeuten, es ist kalt und er hat kalte Finger.", dachte er sich.
Fasziniert über die moderne Technik heutzutage nahm Toni die Bewegungen neben sich kaum wahr. Im Augenwinkel sah er jedoch, dass Rezo in den Korb griff und eine bunte Plastikschachtel hervorzog. Beim Öffnen kamen diverse Sandwiches zum Vorschein.
„Sorry, ich kann leider nicht kochen, deshalb gibt es nur Sandwiches.", stellte Rezo leicht beschämt klar. Toni musste daraufhin grinsen.
„Nicht schlimm, was ist denn drauf? Weißt du, Fleisch ist nicht so meins, ich bin Veganer.", erläuterte Toni. Das wusste Rezo natürlich durch seine „Forschungen" auf seinen sozialen Netzwerken, doch um den Schein zu wahren erwiderte er gespielt.
„Echt? Na bloß gut, ich bin auch Veganer. Ich hatte wirklich gehofft, dass du entweder auch einer bist oder mir zumindest die fleischlosen Brote nicht übel nimmst."
Zufrieden lächelte Toni und nahm sich eines der Brote. Genüsslich aßen beide, im Kerzen- und Mondschein, ihre Sandwiches und unterhielten sich gelegentlich. Nachdem sie fertig waren genossen sie einfach die Atmosphäre und das Rauschen der Wellen. Irgendwann legte sich Rezo auf den Rücken und betrachtete die Sterne über ihnen. Toni folgte dem Blick und musste feststellen, dass ihre Situation nicht filmreifer sein könnte. Er rechnete Rezo hoch an, dass er sich die Mühe gemacht hat, ein so romantisches Date zu planen. Toni war es noch ein wenig unangenehm, da er mit all der Romantik nicht so ganz umgehen konnte.
Vorsichtig schielte er zu Rezo herunter, der seine Augen geschlossen hatte. Toni fühlte sich immer mehr zu ihm hingezogen, dass konnte er spüren, doch er wollte diese angenehmen Gefühle nur ungern zulassen.
Er hatte Angst.
Angst vor seiner schlimmsten Horrorvorstellung, bei der er die Gefühle zulässt und Rezo diese ausnutzen würde um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Gleichzeitig wollte ein Teil von ihm jedoch, dass er sich auf ihn einlässt, da er in seinem Körper Glücksgefühle verspürte wann immer der Blauhaarige in seiner Nähe war.
„Rezo?"
„Hm?", langsam öffnete der Blauhaarige seine Augen, welche sofort Toni fixierten.
„Was machst du eigentlich beruflich? Es ist schon ziemlich auffällig, dass du so viele Gorillas in deiner Nähe hast."
Auf diese Frage war Rezo schon vorbereitet. Er konnte ja Toni nicht sagen, dass er mit illegalen Substanzen dealte. Ok, könnte er schon, aber das würde ihn bestimmt verstören und seine Identität würde auffliegen, wenn er zur Polizei gehen würde.
„Wie soll ich dir das erklären? Moment.", sprach der Blauhaarige und setzte sich wieder auf. „Sagen wir es mal so, ich bin Chef einer größeren Firma, welche viel Konkurrenz hat. Du weißt, dass es hier in LA anders zugeht als in Deutschland, hier wird man hintergangen, bedroht oder sogar umgebracht, sobald es einigen Menschen etwas nutzt. Aus diesem Grund habe ich Angestellte, oder Gorillas wie du sie nennst, um mir solche Leute vom Hals zu halten.", sagte er nachdenklich.
Aufmerksam hörte Toni zu. Dass das nur die halbe Wahrheit war, blieb Toni verborgen.
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Katz und Maus - Rezoni
Fanfiction(Kleine Leseprobe) Ohne den Augenkontakt zu unterbrechen kam Rezo ihm immer näher, der Barkeeper versuchte jedoch immer weiter nach hinten zu rücken, doch das Regal versperrte seinem Kopf die Fluchtmöglichkeit und der sanfte, jedoch feste Griff des...