Katz und Maus - Rezoni

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Langsam kam Rezo Toni mit seinem Gesicht näher, seine Finger, welche eben noch an Tonis Wange lagen, wanderten nun zu dessen Kinn und hoben das dazugehörige Gesicht leicht an. Kurz öffnete der Barkeeper seine Augen einen Spalt breit.

Näher, immer näher kamen Toni seine Lippen. Gott, Toni war selten so nervös gewesen in seinem Leben. Rezo brachte in ihm die Schüchternheit hoch, welche er versucht hat mit seinem Umzug nach Los Angeles zu besiegen. Bevor er in die Staaten zog, betrieb er noch einen kleinen Kanal auf Youtube, doch dieser führte dazu, dass er sich immer weiter einschloss und irgendwann kaum noch unter Leute ging. Irgendwann zerrten ihn seine Eltern, im wahrsten Sinne des Wortes, aus seiner bisherigen Lage und geigten ihm gehörig die Meinung. Ab da änderte sich alles. Er bewarb sich bei der Polizei, doch er hatte nicht das Zeug zu einem richtigen Polizisten. Die körperlichen und mentalen Anforderungen waren einfach zu hoch. Doch die Menschen dort waren angetan von seiner Gabe Schlussfolgerungen zu ziehen und logisch zu denken, daher wollten sie ihn behalten und im Büro an diversen Fällen arbeiten lassen. Tja, und irgendwann ergab sich eine Anstellung in LA, aber das war eine andere Geschichte.

Eigentlich war Toni auch eine sehr offene und kommunikative Person, doch in Gegenwart bestimmter Menschen, oder potentiellen erotischen Bekanntschaften, kam seine Unsicherheit wieder hoch. Vielleicht lag es einfach an seinen bisherigen, eher negativen Erfahrungen. Leider schaffte es dieser mysteriöse Blauschopf seine Prinzipien über den Haufen zu werfen – so wie auch jetzt. Toni schloss seine Augen wieder und ließ sich auf den anderen ein.

Blitze zogen durch beide Körper als sich ihre Lippen zum ersten Mal trafen. Herzen klopften um die Wette und Atem wurde knapper, als ihre sanfte Küsserei noch gefühlte Minuten andauerte.

Rezo strich die ganze Zeit beruhigend über Tonis Rücken. Auch, wenn er noch kaum etwas über ihn wusste, faszinierte ihn dieser Mann so unendlich, dass er sich nicht losreißen konnte. Seine übliche Masche, einfach andere Leute für seine Belange auszunutzen, konnte er nicht durchziehen – nicht bei ihm und das störte ihn.

Er konnte einfach nicht anders, dieser Mann hat ihn von Sekunde eins an um den Finger gewickelt.

Ihn. Den größten Dealer der Stadt.

Ihn, der vor nicht allzu langer Zeit einem Kindsvater das Leben nahm, weil dieser ihn hintergangen hatte.

Ihn, der Ware verkauft, welche andere Menschen körperlich und geistig Wahnsinnig machte und nach und nach in den physischen und psychischen Tod trieb.

Ausgerechnet ein 'Barkeeper' schaffte das.

Ich hab' dich Mäuslein... doch anscheinend sind unsere Rollen verdreht...

Die bittere Kälte die sie umgab drang nicht an ihre sich immer weiter anheizenden Körper heran. Toni stieg die Hitze zu Kopf, sein Herz drohte ihm aus der Brust zu springen, wenn ihn Rezo weiterhin so küsste. Die Position in der sie sich befanden wurde nun aber ziemlich ungemütlich, weshalb Toni den Kuss zögernd unterbrach. Beide sahen sich danach noch kurz an, bevor Toni sich wieder an Rezos Schulter kuschelte.

Wortlos lagen sie nun einfach da und verarbeiteten das gerade geschehene. Rezos Blick wanderte zu dem Sternenhimmel über ihnen, während Toni nur Stoffschichten betrachten konnte. Gedankenverloren ließ er wieder seine Finger über das Shirt des blauhaarigen Italieners wandern, welcher die Berührungen sichtlich genoss. Ein leichtes Lächeln schob sich über seine Lippen und er schloss entspannt seine Augen. Jetzt stand es fest – er war sowas von verknallt in den Barkeeper.

Doch ging es Toni auch so?

Wahrscheinlich, sonst hätte er den Kuss ja nicht erwidert, aber reicht es schon sich zu küssen um sich zu verlieben? Bei Rezo ja anscheinend schon, sowas ist ihm noch nie passiert. Dennoch wollte er nicht in Panik verfallen. Er wusste, dass es schwierig werden würde mit ihrem Verhältnis falls Toni irgendwann erfährt, was genau Rezo beruflich machte. Heute hatte er jedoch keine Lust sich darüber den Kopf zu zerbrechen, er wollte lieber den Moment noch etwas genießen.

Vorsichtig rutschte er etwas in Tonis Richtung und drehte sich auf seine Seite, sodass der Barkeeper nun mit dessen Kopf auf seinem Arm lag und ihn verwundert, aber gleichzeitig liebevoll anschaute. Gott, wie gut er doch in Rezos Augen aussah. Schwärmerisch strich Rezo mit der Rückseite seiner Finger über Tonis kratzige Wange und betrachtete dessen Gesicht. Und es dauerte auch nicht lange, da sah der Musiker wie in Tonis Augen etwas aufblitzte und er immer näher an ihn heran rutschte, bis sich ihre Lippen erneut trafen.

Beide ließen ihre Hände über den Körper des jeweils anderen streichen, als ihre Münder miteinander beschäftigt waren. Rezo ließ seine Zunge vorsichtig über Tonis Lippen wandern und bekam sofort Einlass, welcher ihn erlaubte, mit Tonis Zunge zu spielen. Besagter Detektiv seufzte leicht in den Kuss. Er spürte Rezo gerade überall – seine Hände, seine Lippen, seine Zunge, ebenso sein Geruch, der ihn schon von Anfang an gefiel. Er spürte eine angenehme Erregung in ihm aufsteigen, eine, die er zu gut kannte und bisher meist unter Kontrolle hatte.

Doch jetzt nicht mehr...